PremiumDer Gesundheitsminister hat sich mit Covid-19 angesteckt. Am Morgen hatte Spahn noch an einer Kabinettssitzung teilgenommen. So könnte seine Infektion auch Auswirkungen auf die Kollegen haben.
Jens Spahn
Der Bundesgesundheitsminister hat sich mit Corona infiziert und befindet sich in häuslicher Quarantäne.
Bild: dpa
Düsseldorf Im Kampf gegen die Corona-Pandemie ist Bundesgesundheitsminister Jens Spahn eine Schlüsselfigur. Nun hat sich der CDU-Politiker selbst mit Covid-19 angesteckt. Er sei an diesem Mittwochnachmittag positiv auf das Virus getestet worden, teilte sein Ministerium in Berlin mit.
Damit ist erstmals ein Minister aus dem Kabinett von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an Corona erkrankt. Der 40-Jährige habe sich umgehend in häusliche Isolierung begeben, hieß es in der Mitteilung. „Bislang haben sich bei ihm nur Erkältungssymptome entwickelt. Alle Kontaktpersonen werden aktuell informiert.“
Spahn hatte noch am Vormittag an der wöchentlichen Kabinettssitzung teilgenommen. Fotos zeigen ihn dabei mit einem Mund-Nasen-Schutz. Ein Regierungssprecher teilte in Berlin auf Anfrage mit, das Kabinett müsse trotzdem nicht in Quarantäne.
Es tage unter Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln, die darauf abzielten, dass auch im Falle der Teilnahme einer Person, die später Corona-positiv getestet werde, eine Quarantäne anderer oder gar aller Teilnehmer nicht erforderlich werde.
Die Minister treffen sich in Corona-Zeiten nicht im normalen Kabinettssaal, sondern im sehr viel größeren Internationalen Konferenzsaal im ersten Stock des Kanzleramts. Dort sind wesentlich größere Abstände zwischen Teilnehmern von Treffen möglich. Die Bedingungen seien hinsichtlich des Infektionsschutzes „besonders optimiert“ und vom Gesundheitsamt Berlin-Mitte fachlich überprüft worden, sagte der Sprecher.
Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält es nicht für erforderlich, die Mitglieder des Kabinetts in häusliche Isolation zu schicken. „Die strengen Schutzvorkehrungen werden ja gewahrt. Und: Die Leute sind systemrelevant. Die Minister müssen mit Maske weiterarbeiten“, sagte Lauterbach der Düsseldorfer „Rheinischen Post“.
Der Experte forderte regelmäßige Tests. „Es ist an der Zeit, dass die Kabinettsmitglieder regelmäßig auf Corona getestet werden“, sagte der 57-Jährige. Regelmäßig bedeute eine Testung möglichst alle zwei bis drei Tage, so Lauterbach.
Kurz nach Bekanntwerden von Spahns Infektion sprachen dem Gesundheitsminister mehrere hochrangige Politiker via Twitter Genesungswünsche aus. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) wünschte nicht nur Spahn, sondern auch allen anderen Infizierten gute Besserung, die „in diesen Tagen ebenfalls mit dem tückischen Virus zu kämpfen haben“.
Auch Hubertus Heil, Olaf Scholz und Heiko Maas (alle SPD) richteten ihrem Kollegen in dem Kurznachrichtendienst eine schnelle Genesung aus.
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, der mit Spahn als designiertem Stellvertreter als Kandidat für den CDU-Vorsitz antreten will, lobte auf Twitter Spahns Engagement im Kampf gegen das Virus. Er hoffe, dass es dem Minister bald besser gehe.
Spahns Konkurrent im Kampf um den Vorsitz der Christdemokraten, Friedrich Merz, twitterte, dass er aus eigener Erfahrung wisse, wie unangenehm eine Infektion sei.
Der CDU-Politiker, aber auch FDP-Chef Christian Lindner und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder wünschten Spahn einen milden Verlauf.
„Herzlichen Dank für die vielen Genesungswünsche“, sagte Spahn der „Bild“-Zeitung. „Mir ist es nun zuerst einmal wichtig, dass alle Kontaktpersonen rasch informiert werden und dass alle gesund bleiben.“
Entwarnung gab es an diesem Mittwoch hingegen für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Auch ein zweiter Corona-Test sei bei ihm negativ ausgefallen, sagte eine Sprecherin des Bundespräsidialamts. Das zuständige Gesundheitsamt habe festgelegt, dass das Staatsoberhaupt noch bis zum 29. Oktober in Quarantäne bleiben müsse, hieß es weiter. Steinmeier hatte sich am Wochenende selbst in Quarantäne begeben, nachdem einer seiner Personenschützer positiv auf das Coronavirus getestet worden war.
Noch am Morgen hatte sich Spahn zu einem flächendeckenden Lockdown geäußert. Er bekräftige, dass es in der momentanen Situation nicht zu einem erneuten großflächigen Stillstand in Deutschland wie im Frühjahr kommen werde. „Einen zweiten Lockdown, so, wie er immer gemeint wird, den sehe ich nicht“, sagte er.
Deutschland hat am Mittwoch einen wichtigen Grenzwert überschritten: In der Bundesrepublik gab es in den vergangenen sieben Tagen mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. Die 50er-Marke gilt als eine wichtige Schwelle für strengere Maßnahmen gegen die Verbreitung des Virus. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl mit 51,3 an, am Vortag lag sie bei 48,6.
Bundesweit meldeten die Gesundheitsämter laut RKI zuletzt 7595 neue Infektionen binnen 24 Stunden. Der Wert lag damit nur knapp hinter der Höchstmarke von 7830 am vergangenen Samstag.
Die Sorge, es könne zu einem erneuten Herunterfahren des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens in Deutschland kommen, kam wegen der stark wachsenden Zahl von Neuinfektionen und der Situation im bayerischen Landkreis Berchtesgadener Land auf. Dort ist wegen des Werts von 236 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen seit Dienstag das Verlassen der eigenen Wohnung nur noch aus triftigem Grund erlaubt. Schulen, Kitas, Hotels und Restaurants wurden geschlossen.
Spahn sagte weiter, aktuell sehe man in Berchtesgaden, dass regional bei besonders vielen Infektionen alles „mal wieder zwei oder drei Wochen“ deutlich heruntergefahren werde, um es in den Griff zu bekommen. Das Virus sei dynamisch, und keiner wisse, was in drei Monaten sei. Aber Stand heute sehe er so eine Situation wie im März/April nicht.
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