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14.09.2020

14:50

Digitalisierung der Schulen

Eltern wollen laut Umfrage Homeschooling als Standard-Angebot

Von: Barbara Gillmann

Die Deutschen drängen einer Erhebung des Verbandes Bitkom zufolge auf eine schnelle Digitalisierung der Schulen. Vertrauen, dass es so kommen wird, haben sie aber nicht.

Seit Sommer vergangenen Jahres hat der Bund bislang fünf Milliarden Euro für den Digitalpakt zur Verfügung gestellt. dpa

Lernplattform „Mebis“ für bayerische Schulen

Seit Sommer vergangenen Jahres hat der Bund bislang fünf Milliarden Euro für den Digitalpakt zur Verfügung gestellt.

Berlin Eltern und Kinderlose sind sich einig: Deutschlands Schulen und Lehrer müssten noch in diesem Schuljahr in die Lage versetzt werden, flächendeckend auch im Homeschooling zu unterrichten. Jeder Zweite findet zudem, digitaler Fernunterricht müsse Teil der neuen Normalität werden. Das zeigt eine Umfrage des Branchenverbands Bitkom. Drei Viertel der Eltern wünschen sich außerdem Informatik als Pflichtfach ab der fünften Klasse. 

Zugleich glaubt aber kaum jemand daran, dass es dem Schulsystem tatsächlich gelingt, die Defizite schnell abzubauen: Die Vorbereitung auf einen neuen Lockdown – der ja zumindest in einzelnen Schulen oder Klassen schon nötig ist – bewerten vor allem die Eltern mit der Note „mangelhaft“. 

Zwei Drittel hoffen darauf, dass der Bund verstärkt eingreift, denn der Föderalismus sei in der Bildungspolitik nicht mehr zeitgemäß, so die Meinung der Befragten. 

„Die Coronakrise hat unser Bildungssystem vor eine Zerreißprobe gestellt“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. Bei vielen Bürgern sei massiv Vertrauen verspielt worden, „weil Unterricht zu oft ersatzlos gestrichen wurde und viele Schulen nicht in der Lage waren, die ihnen anvertrauten Schüler auch nur ansatzweise zu betreuen“.

„Die massiven Verunsicherungen durch Behörden und Datenschutzbeauftragte haben dann auch noch die digitalen Vorreiter unter den Schulen und Lehrkräften ausgebremst“, so Berg weiter. „Corona ist der Startschuss für die Digitalisierung der Schulen. Jetzt heißt es, die Digitalisierung der Schulen von null auf hundert zu beschleunigen, und das von jetzt auf gleich.“

Seit Sommer vergangenen Jahres hat der Bund bislang fünf Milliarden Euro für den Digitalpakt zur Verfügung gestellt. Davon ist allerdings erst rund eine Milliarde bewilligt – und viel weniger „tröpfchenweise“ abgeflossen, erläuterte Berg. Die Kultusminister haben das vor allem damit erklärt, dass sie seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie schlicht andere Probleme hatten. 

„Smart Schools“ sollen zeigen, wie Digitalisierung gelingen kann

Positiv hebt Berg dabei die Zusatzvereinbarung im Digitalpakt hervor, die im Zuge der Coronakrise beschlossen wurde: „Die Corona-Hilfen für Schülerendgeräte in Höhe von 500 Millionen Euro werden unbürokratisch und direkt von den Ländern an die Schulen verteilt. So einfach sollte es auch beim Digitalpakt laufen.“

Dass hier das Geld wesentlich schneller fließt, hatte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, die rheinland-pfälzische Kultusministerin Stefanie Hubig (SPD), bestätigt. Das liege aber daran, dass es viel leichter sei, die Mittel zu bekommen. 

Die vom Bitkom ausgezeichneten „Smart Schools“ sollen das Paradebeispiel sein, wie Digitalisierung gelingen kann. Bisher gibt es davon 61 – über alle Schulformen hinweg.

„Smart Schools“ zeichnen sich unter anderem durch eine durchdachtes Digitalkonzept aus. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) ist der Ansicht, dass es so in allen Schulen aussehen müsse. „Ideal wäre es, wenn es erst ein pädagogisches Konzept gibt, dann die Lehrer dafür ausgebildet werden und schließlich die Infrastruktur bereitgestellt wird“, sagte sie. 

Wegen Corona verzichtet der Bund allerdings bis auf Weiteres auf die Vorlage von pädagogischen Konzepten: Sie sollen „nachgeliefert werden“.

Auch wenn die Schulen nur mit langsamem Tempo digitalisiert werden: Die finanziellen Mittel des bisherigen Digitalpaktes werden nicht ausreichen, mahnt die grüne Bildungspolitikerin im Bundestag, Margit Stumpp. Um den Schulen eine langfristige Perspektive zu geben, müssten Bund und Länder schon jetzt über einen „Digitalpakt plus“ sprechen. 

Hilfreich wäre nach Ansicht der Grünen eine „Bundeszentrale für digitale und Medienbildung“, um Lehrer dabei zu unterstützen, digitale Instrumente auch zu nutzen. Diese Zentrale solle vorhandene Materialien bündeln, prüfen und präsentieren – „und so einen niederschwelligen Zugang schaffen, schnell und sicher neue Tools im Unterricht, egal ob in der Klasse oder digital, einzusetzen“, so Stumpp. 

Bisher arbeiten die Landesinstitute für Lehrerfortbildung weitgehend isoliert voneinander – auch weil die Lehrpläne und Strukturen von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sind. 

Hier sei aber in puncto Digitalisierung „viel passiert“ versicherte Hubig. Die Landesinstitute seien dabei, einen „gemeinsamen Arbeitsplan“ zu erstellen. 

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