Laut einer Umfrage hat sich der Stand der Digitalisierung in den Unternehmen kaum verbessert. Das liege neben dem Fachkräftemangel auch an schlechten Rahmenbedingungen.
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Problemfall Digitalisierung: Viele Unternehmen haben kein schnelles Internet auf ihren Betriebsstätten.
Bild: Bosch
Berlin Die deutsche Wirtschaft macht nach eigener Einschätzung nur wenig Fortschritte bei ihrer Digitalisierung. Das geht aus einer aktuellen Erhebung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) hervor, die dem Handelsblatt vorliegt.
Demnach bewerten die befragten Betriebe auf einer Schulnotenskala von eins bis sechs den Stand ihrer Digitalisierung im Durchschnitt nur mit der Note 2,9 – das ist eine unveränderte Bewertung im Vergleich zum Vorjahr.
Der DIHK hatte für die Auswertung im November 2021 über 4200 Unternehmen unter anderem aus der Industrie, dem Handel, dem Gastgewerbe und der Finanzwirtschaft befragt. „Der große Digitalisierungsschub bleibt weiterhin aus“, fasst der DIHK die Ergebnisse zusammen.
Und das, obwohl gleichzeitig viele der befragten Betriebe angeben, ihre Anstrengungen bei der Digitalisierung im Zuge der Coronapandemie intensiviert zu haben. Vor allem Zukunftstechnologien wie Cloud-Anwendungen und Künstliche Intelligenz (KI) sind demnach auf dem Vormarsch. Ein Viertel der Unternehmen will KI-basierte Anwendungen in den nächsten drei Jahren einsetzen.
Dass die deutsche Wirtschaft trotz verstärkter Bemühungen bei der Digitalisierung nur sehr schleppend vorankommt, liegt laut DIHK neben der hohen Komplexität des Vorhabens und dem Mangel an Geld und Fachkräften auch an den schlechten Rahmenbedingungen seitens der Politik. „Ein besonders großes Defizit wird im Bereich der digitalen Infrastruktur sichtbar“, heißt es in der Studie.
Fast ein Drittel der Unternehmen klagen über unzureichendes Internet an ihren Betriebsstätten. Knapp 17 Prozent der Befragten beklagten außerdem Unklarheiten bezüglich regulatorischer Anforderungen.
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Vor allem Hotels und Gaststätten, die häufig in ländlichen Gebieten angesiedelt sind, fühlen sich unzureichend versorgt. 30 Prozent verfügten über nicht ausreichend schnelle Internetanschlüsse, und 12 Prozent gaben bei der Befragung sogar an, dass an ihrem Unternehmensstandort gar kein schnelles Internet verfügbar sei.
Das bestätigt auch Iris Pfeiffer. Sie ist Geschäftsführerin des Forschungsinstituts Betriebliche Bildung (f-bb) und im engen Austausch mit Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen – unter anderem, um regionale „Zukunftszentren“ zur digitalen Weiterbildung der Betriebe aufzubauen.
Diese „Zukunftszentren“ werden unter anderem vom Bundesarbeitsministerium gefördert. Das f-bb ist mit seinen Zukunftszentren bereits in Brandenburg und Sachsen-Anhalt tätig, zwei weitere für Bayern und Baden-Württemberg sowie Berlin sind gerade gestartet.
Die politischen Rahmenbedingungen seien für die Unternehmen bei der Digitalisierung ein „Riesenthema“, sagt Pfeiffer. Vor allem den Breitbandausbau müsse die Politik schneller vorantreiben, um die Digitalisierungsbemühungen nicht auszubremsen, sagt sie. Dies habe aus ihrer Sicht „oberste Priorität“. Gerade in den ländlichen Regionen gebe es oft nicht die entsprechenden Netze, um einen adäquaten Internetzugang zu ermöglichen.
Die Herausforderungen der Digitalisierung seien allerdings von Branche zu Branche sehr unterschiedlich, berichtet Pfeiffer. Während es bei kleineren Gastro-Betrieben häufig um eine digitale Abrechnung oder eine App für das Bestellsystem ginge, ziehe sich der Digitalisierungsbedarf bei großen Betrieben etwa in der Automobilindustrie durch alle Bereiche: vom Personalmanagement über den Einkauf bis hin zur Robotik in der Produktion. „Das hat eine ganz andere Dimension“, sagt sie.
Wichtig sei dabei aber immer, dass die Unternehmensleitung die Belegschaft von Anfang an in den Prozess miteinbinde. „Sonst kann von Führungskräften der Vorwurf erhoben werden, dass die Mitarbeiter nicht mitziehen, und umgekehrt argumentieren die Mitarbeiter, dass die Führungskräfte am Bedarf vorbeiplanen“, berichtet Pfeiffer aus der Praxis.
Um das zu verhindern, sollten diejenigen, die das System am Ende bedienten, schon bei der Beschaffung miteinbezogen werden, damit die Digitalisierung nicht an den Mitarbeitenden vorbei stattfinde.
Laut DIHK müssten neben der Belegschaft auch die Kunden im Digitalisierungsprozess mitgenommen werden. Für die Betriebe sei das allerdings eine große Herausforderung: „26 Prozent stoßen dabei auf Akzeptanzprobleme“, heißt es vom DIHK.
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