In den USA wird die Produktion von Batterien stark gefördert, wenn sie auch dort gefertigt werden. Das wirkt sich nun auf die Tesla-Pläne in Grünheide aus.
Tesla Werk Berlin Brandenburg
Eigentlich hatte Tesla geplant, sein einziges europäisches Werk in Brandenburg auch zur weltgrößten Batteriefabrik zu machen.
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Berlin Tausende Arbeitsplätze sollten in der Tesla-Batterieproduktion in Grünheide bei Berlin entstehen, doch jetzt legt der Konzern seine Pläne auf Eis. Das US-Unternehmen wolle seine Batterie-Strategie ändern, um von Steueranreizen in den USA zu profitieren, berichtet das „Wall Street Journal“ (WSJ) am Mittwoch unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Hintergrund ist, dass die Produktion von Batterien und Elektrofahrzeugen in den USA stark gefördert wird. Gleichzeitig versucht die US-Regierung über den sogenannten „Inflation Reduction Act“, ihre Abhängigkeit unter anderem von China zu reduzieren, indem Elektroautos nur noch dann mit maximal 7500 Dollar Steuernachlass gefördert werden, wenn sie in den USA zusammengebaut werden. Auch die Batterien müssen demnach überwiegend in den USA gefertigt werden.
Von Tesla war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Eigentlich hatte das Unternehmen geplant, sein einziges europäisches Werk in Brandenburg auch zur weltgrößten Batteriefabrik zu machen. In Grünheide sollten sowohl Autos als auch Batterien gefertigt werden.
Dort produziert das Unternehmen seit März Elektrofahrzeuge. Als Produktionsziel gab das Unternehmen 500.000 Elektroautos pro Jahr aus. Doch die Produktion ist noch im Aufbau. Der Bau der Batteriefabrik ist fortgeschritten.
Das brandenburgische Wirtschaftsministerium war über die Neuausrichtung der Batteriefabrikpläne nicht vorab informiert. Man habe an diesem Donnerstag erste Informationen dazu erhalten, teilte das Ministerium auf Anfrage des Handelsblatts mit. „Möglich scheint, dass Tesla einzelne Prozessschritte in den Werken neu priorisiert, der Standort Grünheide jedoch in Aufbau und mit seinen Arbeitsplätzen so erhalten bleibt.“
Ähnlich äußerte sich der Geschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB), Sven Weickert. Wenn sich das Batteriefabrikvorhaben ändern sollte, sei das eine Entscheidung des Unternehmens. „Sie würde nichts daran ändern, dass Brandenburg schon jetzt zu einem der wichtigsten Elektroauto-Standorte Europas geworden ist“, sagte Weickert dem Handelsblatt.
Tesla-Gigafactory Berlin-Brandenburg
Als Produktionsziel gab das Unternehmen 500.000 Elektroautos pro Jahr aus.
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Die Wertschöpfungskette werde immer dichter, immer mehr Hersteller und Zulieferer von Komponenten kämen in die Hauptstadtregion. „Daher glauben wir an das Potenzial dieser Technologie für den Standort“, so Weickert. „Auch eine Herstellung möglichst vieler Komponenten von Elektroauto und Batterie möglichst umweltschonend in der Region halten wir für eine einleuchtende Strategie.“
Dessen ungeachtet sieht das brandenburgische Wirtschaftsministerium die E-Auto-Offensive der US-Regierung kritisch. Der „Inflation Reduction Act“ führe zu einem „Wettbewerbsnachteil in Europa“. „Hier muss die EU beihilferechtlich reagieren, um wieder Augenhöhe herzustellen.“
>> Lesen Sie hier: Tesla steigert mit höheren Preisen Gewinn - Grünheide produziert 1000 Autos pro Woche
Das Thema kam an diesem Donnerstag bei einem Treffen der Handelsminister der G7-Staaten im brandenburgischen Neuhardenberg zur Sprache. Zu dieser Gruppe führender Industrienationen gehören Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, die USA und Großbritannien.
EU-Wirtschaftskommissar Valdis Dombrovskis sagte, er habe gegenüber der amerikanischen Handelsbeauftragten Katherine Tai seine Sorgen zum Ausdruck gebracht. Es gebe Bedenken, was die Vereinbarkeit des US-Inflationsbekämpfungsgesetzes mit den Regeln der Welthandelsorganisation WTO angehe. EU-Hersteller würden diskriminiert, so Dombrovskis.
Die EU-Kommission hatte die Passage in dem Gesetz, die Steuervorteile für Käuferinnen und Käufer von E-Autos nur dann vorsieht, wenn ein bestimmter Anteil der Batterieteile aus den USA stammt. bereits im August bemängelt.
Auch in EU-Staaten gebe es Steuererleichterungen, Subventionen oder andere Maßnahmen, um den Kauf von Elektroautos zu fördern - aber diese seien eben nicht diskriminierend gestaltet, erklärte Dombrovskis. Das Thema solle in weiteren Treffen mit der Handelsbeauftragten Tai besprochen werden. Man müsse sehen, wie diese „Spannung“ minimiert werden könne.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) äußerte sich auf eine Frage nach den Auswirkungen des US-Gesetzes nur allgemein. Das Thema sei verschiedentlich zur Sprache gekommen, er betrachte das aber als „normales Regierungsgeschäft“, die Interessen deutscher beziehungsweise europäischer Unternehmen und den fairen Handel anzusprechen.
Tesla hätte auch in Deutschland in den Genuss staatlicher Förderung für die geplante Batteriefertigung kommen können. Im November vergangenen Jahres hatte der Konzern jedoch seinen Verzicht auf die Teilnahme am zweiten europäischen Großvorhaben zur Batteriezellfertigung (EuBatIn) mitgeteilt. Deshalb habe das Unternehmen den Antrag auf staatliche Förderung für ein „Important Project of Common European Interest“ (IPCEI) für die Batteriefabrik in Grünheide zurückgezogen.
Das Bundeswirtschaftsministerium fördert Großprojekte zur Batteriezellinnovation, die als „Important Projects of Common European Interest“ umgesetzt werden. Es war damals um eine Summe von mehr als 1,1 Milliarden Euro gegangen.
Gründe für den Verzicht gab das Unternehmen seinerzeit nicht an. Der Konzern versicherte aber, weiterhin an seinen Planungen für die Batterie- und Recyclingfabrik in der Gigafactory Berlin-Brandenburg festzuhalten.
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