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12.05.2021

19:30

Elektromobilität

Große Koalition korrigiert Ausbaupläne für öffentliches Ladenetz

Von: Daniel Delhaes

Nach scharfer Kritik an dem geplanten Schnellladegesetz haben Union und SPD den Entwurf geändert. Bis 2023 sollen 1000 Ladesäulen gebaut werden, und es soll mehr Wettbewerb geben.

Der Bund will das öffentliche Ladenetz mit zwei Milliarden Euro fördern. dpa

Elektroauto an einer Stromtankstelle

Der Bund will das öffentliche Ladenetz mit zwei Milliarden Euro fördern.

Berlin Angesichts des Verkaufsbooms bei Elektroautos in Deutschland wächst der Druck auf die Koalition von Union und SPD, die Ladeinfrastruktur entsprechend auszubauen – und vor allem auch ein Schnellladenetz aufzubauen. Kommende Woche will der Bundestag ein Gesetz beschließen. Doch haben Union und SPD noch etliche Korrekturen an dem Gesetzentwurf durchgesetzt. Der Änderungsantrag liegt dem Handelsblatt vor.

Damit kein Monopol auf Autobahnen entsteht, womit der Branchenriese Tank & Rast gestärkt würde, können die Ladesäulen auch an einfachen Rastanlagen stehen, wie auch „im ländlichen und suburbanen Raum oder auch innerorts“. Es sei „wichtig, dass der Mittelstand mitbieten kann“, rechtfertigte SPD-Berichterstatter Mathias Stein die Änderung.

Im Februar hatte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) den Entwurf des Schnellladegesetzes auf den Weg gebracht. Mit ihm soll ein flächendeckendes öffentliches Gleichstrom-Ladenetz entstehen. Die Stromsäulen laden bis zu 30-mal schneller als eine Wallbox zu Hause. 

Bis 2023 soll die öffentliche Hand den Bau und Betrieb von rund 1000 Ladeparks in zehn Losen ausschreiben. Zwei Milliarden Euro stehen dafür zur Verfügung.

Scheuers Ministerium muss nun laut Änderungsantrag sogar sein Konzept, mit dem es den Bedarf und die Standorte für Schnellladestellen festlegt, vorher dem Verkehrsausschuss des Bundestags zuleiten und etwaige Einsprüche berücksichtigen.

Zudem müssen „die Interessen der Bestandsinfrastrukturanbieter berücksichtigt werden“, wie es in dem Antrag heißt. Damit gehen die Koalitionäre vor allem auf Kritik wie die des Energieunternehmens EnBW ein, das vor einem „ruinösen Wettbewerb“ angesichts des staatlichen Eingriffs in den gerade entstehenden Markt gewarnt hatte. Auch vor einer Ausschreibung will der Verkehrsausschuss vom Ministerium informiert werden.

Zwei Milliarden Euro für 1000 Ladepunkte

„Konzeptionelles Denken ist im Bundesverkehrsministerium nicht ausgeprägt“, begründete SPD-Berichterstatter Stein die Einsprüche des Parlaments. Da die Bedeutung des Gesetzes „enorm“ sei, um der Elektromobilität zum Durchbruch zu verhelfen, seien die Änderungen nötig gewesen.

An dem Vorhaben hatte es scharfe Kritik gegeben, unter anderem von der Energiewirtschaft, aber auch vom Bundesverband Elektromobilität. Entsprechend haben die Koalitionäre nun noch einmal Pflöcke eingeschlagen und festgelegt, wie das Netz grundsätzlich gestaltet sein soll: Demnach sollen E-Auto-Fahrer bundesweit „alle Strecken mit ihrem Batterieelektrofahrzeug ohne erhebliche Umwege zurücklegen können“. Der Bedarf sei gedeckt, „wenn durch die Anzahl der Schnellladepunkte unzumutbare Wartezeiten vermieden werden“, heißt es nun in dem Gesetzentwurf.

Bis die ersten öffentlich geförderten Schnellladesäulen in Betrieb gehen, wird es indes noch dauern. Das Parlament will das Gesetz Donnerstag kommender Woche beschließen. Danach erst können die Vorbereitungen für die Ausschreibungen beginnen.

24.000 neue E-Autos allein im April

Nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie entstehen derzeit bundesweit pro Monat rund 1000 neue öffentlich zugängliche Ladepunkte, während zugleich pro Monat knapp 50.000 neue Elektroautos zugelassen werden. Im April waren davon gut 24.000 Fahrzeuge rein elektrisch, die anderen waren Plug-in-Hybride, hatten also einen Elektro- und einen Verbrennermotor.

Eine neue Bremse, wie es der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft nennt, dürfte die neue Ladesäulenverordnung bedeuten, die das Kabinett am Mittwoch beschlossen hat. Demnach müssen in Ladesäulen EC-Kartenlesegeräte eingebaut werden. 

Dabei gibt es bereits einen Standard, bei dem über den Stecker direkt alle Daten mit der Ladesäule ausgetauscht und abrechnet werden. „Die Verbraucher verlieren damit gleich dreifach: Der Ausbau hakt, spontanes Ad-hoc-Laden wird teurer, und die heute digitale sichergestellte Preistransparenz geht mit den Kartenlesegeräten verloren“, kritisierte Hautgeschäftsführerin Kerstin Andreae den Beschluss. 

Die Verordnung hatte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) auf den Weg gebracht. SPD-Finanzminister Olaf Scholz soll auf der Regelung bestanden haben.

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