Der Ifo-Geschäftsklimaindex steigt im Februar leicht an. Ökonomen erwarten aber bald einen steilen Fall, denn die jüngste Dynamik ist nicht abgebildet.
Container am Hamburger Hafen
Zuletzt drückten globale Handelskriege und der sprunghafte Anstieg des Coronavirus auf den Ifo-Geschäftsklimaindex.
Bild: dpa
München In den Führungsetagen der deutschen Wirtschaft geht man offenbar noch davon aus, dass sich die Auswirkungen der Corona-Epidemie in Grenzen halten. Sie bleiben vorerst optimistisch für das eigene Geschäft. Der Geschäftsklimaindex Februar des Ifo-Instituts, der auf einer Umfrage unter rund 9000 Managern beruht, stieg leicht von 96,0 auf 96,1 Punkte, wie das Münchner Institut am Montag zu mitteilte.
„Die deutsche Wirtschaft scheint von der Entwicklung rund um das Coronavirus unbeeindruckt“, erklärte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Firmenchefs beurteilten ihre Aussichten günstiger, aber ihre Geschäftslage skeptischer als im Januar.
Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) geht bisher noch von überschaubaren wirtschaftlichen Schäden der Corona-Epidemie aus. Beim Treffen der G20-Gruppe der wichtigsten Industrienationen sagte IWF-Chefin Kristalina Georgieva, der Fonds habe seine Prognose für das Wachstum in China gegenüber der Januar-Prognose um 0,4 Prozentpunkte und für die Weltwirtschaft um 0,1 Prozentpunkte gesenkt.
Dabei ist unterstellt, dass Chinas Wirtschaft im zweiten Quartal zur Normalität zurückkehrt und eine globale Pandemie vermieden werden kann. „Aber die Unsicherheit ist hoch und viele verschiedene Szenarien sind möglich“, sagte sie auch.
Allerdings wussten die Manger zum Zeitpunkt der Ifo-Umfrage noch nicht, dass sich das Virus Ende letzter Woche in Norditalien so stark verbreiten würde, dass die Regierung ganz Städte unter Quarantäne stellen musste. Die Umfrage wurde zwischen 6. Februar und 21. Februar durchgeführt.
Die meisten Rückläufe kamen bereits in der ersten Februarhälfte, berichtet der Leiter Befragungen des Ifo-Instituts, Klaus Wohlrabe. „Die jüngste Dynamik der Corona-Epidemie ist dadurch im Index noch nicht abgebildet“, räumt er ein. Im März werde man mehr dazu sagen können, wie stark die internationalen Lieferketten deutscher Produzenten, und damit die Produktion, durch die Epidemie beeinträchtigt werden.
Das Wirtschaftsforschungsinstitut Oxford Economics warnt vor einer Überbewertung des positiven Ifo-Index. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Epidemie bräuchten einfach etwas länger, um voll spürbar zu werden. „Der Virus-Ausbruch in Italien lässt erwarten, dass die Daten sich in den nächsten Monaten rapide verschlechtern werden“, sagt die Leitende Volkswirtin für Europa, Daniela Ordonez voraus.
Noch geht man auch bei Oxford Economics davon aus, dass die Belastungen nicht groß genug sein werden, um Deutschlands Wirtschaft in die Rezession abgleiten zu lassen. Das gelte aber nur, wenn sich die weitere Ausbreitung des Virus eindämmen lasse.
Die Epidemie, die Lieferketten stört und den Absatz beeinträchtigt, trifft die deutsche Wirtschaft in einer schwierigen Phase. Sie schrammt ohnehin seit Frühjahr letzten Jahres am Rande der Rezession entlang. Seither gab es praktisch kein Wirtschaftswachstum mehr.
Die Geschäftsklimaumfrage zeigt, dass sich die Schere zwischen der bisher sehr guten Geschäftslage im Dienstleistungsbereich und der sehr schlechten in der Industrie etwas schließt. Im verarbeitenden Gewerbe stieg der Geschäftsklimaindex zum dritten Mal in Folge, weil die Manager trotz weiter verschlechterter Geschäftslage nicht mehr so pessimistisch in die Zukunft blickten.
Dagegen war der Indikator im Dienstleistungssektor erneut rückläufig. Hier verschlechterten sich sowohl Lage als auch Erwartungen. Dasselbe gilt für den Handel. Im Bau verbesserte sich zwar die Geschäftslage weiter, aber zunehmender Pessimismus der Baufirmen drückte den entsprechenden Teilindex dennoch ins Minus.
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