Vor zwei Jahren schlug der bundesweite Warntag fehl. Die Warnungen von Bund und Ländern gingen durcheinander. Heute um 11 Uhr sollte alles reibungslos ablaufen.
Sirene
Sirenen gelten vor allem nachts als zuverlässiges Warnmittel. Sie werden auch am bundesweiten Warntag zu hören sein.
Berlin Die Sicherheit in Deutschland steht im Zentrum eines Probealarms, der heute bundesweit ausgelöst wurde. Nachdem der erste Warntag vor zwei Jahren ziemlich schieflief, haben Bund und Länder nun einen neuen Versuch gestartet.
Dazu setzte das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) um 11 Uhr die Notfallübung in Gang. Nutzer eines neuen Smartphones, die zugleich auch mehrere Warn-Apps installiert haben, könnten dann durch Klingeln, Tröten und Piepsen aufgeschreckt worden sein.
Wer ein sehr altes Handy hat oder gar kein Mobiltelefon, wer sich in einer ländlichen Region ohne Warnsirenen aufhält und weder Radio noch Fernseher eingeschaltet hat, bekommt dagegen womöglich kaum etwas vom Warntag mit. Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten.
Die Katastrophenschutzbehörde BBK hat um 11 Uhr in ganz Deutschland einen Probealarm der höchsten Warnstufe 1 ausgelöst. Um möglichst viele Menschen zu erreichen, wurde eine Warnmeldung über verschiedene Wege verbreitet, zum Beispiel über Radio und Fernsehen, Internetseiten, die Social Media, Warn-Apps, digitale Stadtanzeigetafeln und Lautsprecherwagen. Da es sich nur um einen Test handelt, müssen die Menschen, die diese Warnung erreicht hat, nichts tun.
Warnstufe 1: Wenn akute Gefahr droht, etwa durch hochgiftiges Gas, das nach einem Unfall in einer Industrieanlage austritt, oder durch eine Sturmflut, dann wird die Bevölkerung in der betroffenen Region alarmiert. Warnstufe 2 bedeutet, es droht eine ernste Gefahr, beispielsweise durch abbrechende Äste oder herumfliegende Dachziegel bei einem sehr starken Sturm. Warnstufe 3 weist auf ein Ereignis hin, das den normalen Tagesablauf beeinträchtigen kann, wie etwa Glättegefahr.
Bei dem System wird eine Testwarnmeldung in der höchsten Warnstufe an Mobilfunkendgeräte in Deutschland ausgesandt. Im Gegensatz zu anderen Warnsystemen wie Nina oder Katwarn muss man keine App haben, um alarmiert zu werden. Eine Internetverbindung ist also nicht notwendig, um die Textnachrichten zu erhalten. Cell Broadcast funktioniert nicht nur auf Smartphones, sondern auch auf herkömmlichen Handys.
Das Handy oder Smartphone muss mit dem System kompatibel sein. Bei den Betriebssystemen Google Android, Version 11 oder höher, und Apple iOS, Version 16 oder höher, ist der Empfang offizieller Warnmeldungen in der Regel aktiviert. Bei anderen Softwareversionen und Betriebssystemen müsste – sofern verfügbar – der Empfang dieser Nachrichten üblicherweise aktiviert werden.
Der Service wird anonym betrieben, man muss sich nirgendwo dafür registrieren und auch keine persönlichen Daten angeben. Der Digitalexperte Manuel Atug spricht mit Blick auf Cell Broadcast von „Fire and Forget Message“: Die Warnnachricht geht raus, aber niemand weiß, wann, wie, wo und an wen die Nachricht verschickt wird. Der Datenschutz sei dementsprechend gar nicht tangiert, so Atug.
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Nein. Das System gibt es schon seit Ende der 1990er-Jahre und wird in Ländern wie den Niederlanden, den USA oder in Japan bereits zur Bevölkerungswarnung genutzt. In Deutschland soll es im Februar 2023 in den flächendeckenden Regelbetrieb gehen. Die Behörden sehen das System schon jetzt als „eine echte Bereicherung“ für den Mix aus Warnmitteln, die bereits eingesetzt werden.
Es sollen viele Sirenen heulen, aber welche Warnmittel jeweils genau zum Einsatz kommen, entscheiden die örtlichen Behörden.
Sirenen gelten vor allem nachts als zuverlässiges Warnmittel. Ihr Heulton holt die Menschen aus dem Schlaf, wenn Fernseher, Radio und Handy ausgestellt sind. Allerdings wurden vielerorts, etwa in Berlin, nach dem Ende des Kaltes Kriegs Sirenen abgebaut.
Der Bund fördert inzwischen den Aufbau neuer Sirenen. Die ersten dieser neuen Sirenen wurden zum Beispiel in Berlin erst vor einigen Wochen installiert. Allerdings sind von den geplanten 400 neuen Warnsirenen bislang nur wenige auf Gebäuden installiert. Auch wegen technischer Probleme kann das Sirenennetz laut Berliner Senat voraussichtlich erst im Jahr 2024 eingesetzt werden.
Für den Fall einer Warnung wird ein einminütiger auf- und abschwellender Heulton verwendet, zur Entwarnung ein einminütiger Dauerton.
Das BBK empfiehlt die Installation der Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundes, kurz Nina. Die App wurde vom BBK entwickelt und ist mit dem sogenannten Modularen Warnsystem verknüpft. Das ist das satellitengestützte Warnsystem des Bundes, das Warnungen des Bundesamtes und lokale Warnungen der Leitstellen verbreitet. Nina empfängt aber auch Wetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes und Hochwasserwarnungen. Andere Warn-Apps sind Biwapp (Bürger-Info und Warn-App), Katwarn sowie diverse regionale Warn-Apps.
Der Tag soll dazu beitragen, so das BBK, „die Akzeptanz und das Wissen um die Warnung der Bevölkerung in Notlagen zu erhöhen und damit deren Selbstschutzfertigkeiten zu stärken“. Außerdem sollen die technischen Abläufe im Fall einer Warnung sowie die Warnmittel auf ihre Funktion und mögliche Schwachstellen hin überprüft werden. „Neue Systeme müssen wir testen, um sie später präzise einsetzen zu können“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD).
Es soll zwei Umfragen geben. Damit will das BBK herausfinden, wie viele Menschen eine Warnung vor Gefahren im Ernstfall erreichen würde. Bürgerinnen und Bürger können direkt nach Beginn des Probealarms um elf Uhr über ein Onlineformular unter www.warntag-umfrage.de ihre Beobachtungen melden. Vor allem interessiert das Bundesamt, ob Bürgerinnen und Bürger eine Warnung erhalten haben und wenn ja, auf welchem Wege.
Außerdem startet diese Woche eine repräsentative Umfrage, die vor Weihnachten abgeschlossen sein soll. Auch hier geht es laut BBK darum herauszufinden, wie gut die Abdeckung durch die verschiedenen Warnkanäle ist.
Erstpublikation am 05.12.22 um 04:00 Uhr.
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