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13.12.2022

16:30

Klimaschutz

„Vernünftig, die Kooperation zu suchen“: Klimaklub-Gründung stößt auf Zustimmung

Von: Silke Kersting, Klaus Stratmann

Die Initiative der G7-Staaten nehmen Ökonomen und Wissenschaftler überwiegend positiv auf. Doch noch ist der Teilnehmerkreis des Klubs sehr klein.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verkündete nach einer Videokonferenz mit den Regierungschefs der G7-Staaten die Gründung eines Klimaclubs. dpa

Bundeskanzler Olaf Scholz

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verkündete nach einer Videokonferenz mit den Regierungschefs der G7-Staaten die Gründung eines Klimaclubs.

Berlin Ökonomen und Wissenschaftler sehen die Gründung eines Klimaklubs als Chance, international beim Klimaschutz voranzukommen. Ottmar Edenhofer, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), sagte dem Handelsblatt: „Selbst wenn am Anfang entscheidende Länder wie China oder Indien noch nicht dabei sind, ist es vernünftig, die Kooperation zu suchen.“ Es komme in den nächsten Monaten darauf an, zwischen den Hauptemittenten eine Minimal-Kooperation beim Klimaschutz herzustellen, erklärte der Klimaökonom. „Über den Klimaklub könnte etwa schrittweise eine Zusammenarbeit bei der CO2-Bepreisung vorangebracht werden.“

Hubertus Bardt, Geschäftsführer des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), sagte dem Handelsblatt: „Die eigentliche Idee eines Klimaklubs, sich auf ein vergleichbares Preisniveau für CO2 oder andere vergleichbare Instrumente zu einigen, ist damit noch nicht erfüllt.“ Ein nächster Schritt könnte eine Vereinbarung für bestimmte Branchen sein, für die eine einheitliche CO2-Bepreisung gelten würde. Kritisch bleibe die Frage, wie mit Drittländern – insbesondere China – umgegangen wird, wenn diese sich den G7-Standards nicht anschließen wollen.

Am Montag hatten sich die Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten auf die Gründung eines Klimaklubs geeinigt. Er soll 2023 seine Arbeit aufnehmen. Die Idee dahinter: Länder mit großen Ambitionen, Treibhausgasemissionen zu reduzieren, schließen sich zusammen und gehen beim Schutz des Klimas gemeinsam voran. Die Hoffnung: Ihr Ehrgeiz strahlt auf andere Länder und Regionen ab, der weltweite Klimaschutz kommt so voran.

Im Kern geht es darum, unter dem Dach des Klimaklubs möglichst viele Länder zu vereinen, die sich auf gemeinsame Wege zur Klimaneutralität bis 2050 verständigen.

Bislang lag die wesentliche Hoffnung auf den jährlichen Weltklimakonferenzen. An diesen nehmen knapp 200 Staaten teil, die am Ende des zweiwöchigen Treffens allesamt dem Abschlussdokument zustimmen müssen. Seit Abschluss des Pariser Klimaschutzabkommens 2015 endeten alle Klimakonferenzen eher enttäuschend – vor allem angesichts des zeitlichen Drucks durch die fortschreitende Erderwärmung.

Die jüngsten Klimakonferenzen brachten nur wenig Ergebnisse hervor. dpa

Weltklimakonferenz in Ägypten

Die jüngsten Klimakonferenzen brachten nur wenig Ergebnisse hervor.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte schon früh dafür geworben, einen Klimaklub zu gründen. Der Kölner Ökonom Axel Ockenfels begrüßt, dass es nun vorangeht. „Ein Klimaklub ist eine Voraussetzung, um echte Fortschritte bei der Reduktion globaler Treibhausgasemissionen zu erzielen“, sagte er dem Handelsblatt.

Klimaklub will Anstrengungen für den Umweltschutz vergleichbar machen

Ob der Klimaklub allerdings zum Erfolg wird, „hängt ganz entscheidend von seiner Architektur ab“, sagte der Ökonom. „Eine Ausgestaltung analog zum Pariser Klimaabkommen, das auf unvergleichbaren, nationalen Selbstverpflichtungen beruht, wird uns nicht weiterbringen.“ Ein Ziel des Klimaklubs sei es daher, nationale Klimaanstrengungen zu messen und vergleichbar zu machen, „sodass schließlich gemeinsame, wechselseitige Vereinbarungen zustande kommen können, die dann auch wirklich Biss haben und auf andere Länder ausstrahlen“.

Kooperation sei jedoch ein langwieriger Prozess, bei dem Vertrauen und Institutionen schrittweise aufgebaut würden. Es wäre naiv zu glauben, ein Klimaklub könnte aus dem Stand alle Probleme lösen, sagte Ockenfels. Es sei aber wichtig, dass nun ein Anfang gemacht werde. Die G7 sei eine gute Plattform für den Start. In einem nächsten Schritt könne der Klimaklub dann erweitert werden.

Auch China habe ein Interesse daran, dass der Klimawandel international bekämpft wird, sagte Ockenfels weiter. Das Land sei sich darüber im Klaren, dass ein Klimaklub ohne seine Mitwirkung wenig effektiv wäre. Die Kunst bestehe nun darin, den Klimaklub behutsam weiterzuentwickeln, damit er für die relevanten globalen Player attraktiv wird, ohne dass er in gleichem Maße so zahnlos wird wie die Klimakonferenzen der vergangenen Jahrzehnte.

Holger Lösch, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), erklärte, die grüne Transformation der Industrie müsse „zentraler Bestandteil“ des Klimaclubs sein. Es komme nun auf die richtige Ausgestaltung der Initiative an. Für seinen Erfolg müsse der Klimaclub die großen Emittenten für eine Teilnahme gewinnen. „Der Klimaclub darf nicht als ein exklusives Projekt für einige wenige auserwählte Wirtschaftsnationen enden“, sagte er.

Der Klimaclub müsse sich an der Angleichung der weltweit unterschiedlichen Ambitionsniveaus beim Klimaschutz messen lassen. „Die weltweit sehr unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Klimapläne schaden der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft“, warnte Lösch.

Auch Christoph Bals, politischer Geschäftsführer der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch, begrüßte den Start des Klimaklubs. Er könnte eine bescheidene, aber dennoch wichtige Rolle für den notwendigen Umbau der stark emittierenden Industrie weltweit spielen.

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