Nicht nur Energie könnte knapp werden, auch die Wasserversorgung ist kritisch. In manchen Regionen könnte die Versorgungsinfrastruktur an ihre Grenzen geraten.
Pool
Besonders große Becken können mit ihrem Wasserverbrauch zum Problem werden.
Bild: imago images/Addictive Stock
Berlin Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds (DStGB), Gerd Landsberg, warnt angesichts der anhaltenden Trockenheit vor unnötigem Wasserverbrauch. Problematisch sei der „drastisch steigende“ Wasserbedarf in der Landwirtschaft und in Privathaushalten, sagte Landsberg dem Handelsblatt.
„Gerade die Gartenbewässerung und die Befüllung von größeren Pools mit Leitungswasser in den Sommermonaten kann zum echten Problem werden.“ Auch Rasensprenger verteilten in einer Stunde bis zu 800 Liter Trinkwasser. „Das kann die Versorgungsinfrastruktur in manchen Regionen an ihre Grenzen bringen.“
Eigentlich ist Deutschland ein wasserreiches Land. Über Jahrzehnte war der Umgang mit Wasser hierzulande kein sonderlich problematisches Thema., doch mit dem Klimawandel ändert sich das. In manchen Regionen wird Wasser vor allem in den Sommermonaten zu einem knappen Gut.
Wegen der Trockenheit hatten zuletzt mehrere Landkreise und Städte ihren Bürgern die Wasserentnahme aus öffentlichen Gewässern verboten. Im hessischen Vogelsbergkreis beispielsweise dürfen sie sich nicht mehr aus Flüssen, Bächen oder Seen bedienen, um Grünflächen zu bewässern. Verstöße können mit einem Bußgeld von bis zu 100.000 Euro bestraft werden.
Die geringe Niederschlagsmenge habe die Wasserstände absinken lassen, teilte der Kreis mit. Weitere Kommunen planen ähnliche Entscheidungen oder haben sie in den vergangenen Wochen bereits getroffen. So rief die Stadt Königstein im Hochtaunus schon Mitte Mai offiziell eine Trinkwasserknappheit aus. In einigen Regionen dürfen Bürger auch Pumpen zum Bewässern des Gartens vorerst nicht mehr laufen lassen.
Landsberg sagte dazu, es müsse ein Bewusstsein für einen „nachhaltigeren Umgang mit der Ressource Wasser“ geschaffen werden. Auch Privatpersonen sollten im Rahmen ihrer Möglichkeiten Regenwasser auffangen. „Die gute alte Regentonne sollte nicht abgeschafft, sondern reaktiviert werden“, mahnte er. Dies könne dazu beitragen, dass „kommunale Verwendungsverbote“ erst gar nicht notwendig würden.
Eine bundesweite Trinkwasser-Rationierung droht offenbar bislang aber nicht. Das Umweltministerium von Ressortchefin Steffi Lemke (Grüne) sieht trotz der anhaltenden Trockenheit dafür keine Notwendigkeit. „Eine generelle Rationierung von Wasser sollte nicht die Lösung sein“, sagte ein Ministeriumssprecher dem Handelsblatt.
„Aber wir werden allgemein anerkannte Regeln brauchen, nach denen vor Ort bei akuten Knappheitssituationen entschieden werden kann, welche Nutzungen eingeschränkt werden.“ Die öffentliche Trinkwasserversorgung sollte dabei Vorrang haben, fügte der Sprecher hinzu. „Es gilt aber auch, das Bewusstsein für den nachhaltigen Umgang mit Wasser und Gewässern zu schärfen.“
Laut Umweltministerium ist die Trinkwasserversorgung aktuell grundsätzlich gesichert, „auch wenn es örtlich und kurzfristig zu Problemen kommen kann“, so der Sprecher. Um die Versorgung auch künftig zu sichern, seien aber „eine Vielzahl von vorsorgenden Maßnahmen“ notwendig. So gehe es etwa darum, sich an die veränderten Niederschlagsmuster anzupassen, indem Wasser verstärkt in der Landschaft zurückgehalten werde, versickert oder zwischengespeichert werde, erläuterte er.
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Auch der Städtebund fordert ein „noch aktiveres Wassermanagement“. Dazu gehörten neben dem Wassersparen auch die Wasserrückhaltung, die Grundwasseranhebung, eine verstärkte Brauchwassernutzung und auch wassersparende Beregnungstechniken in der Landwirtschaft. „Die Landwirtschaft ist auch gefordert, schon beim Anbau auf Pflanzen und Kulturen zu setzen, die mit weniger Wasser auskommen“, erläuterte Städtebund-Chef Landsberg.
Je nach Region seien zudem „zusätzliche Verbundnetze und Fernleitungen“ nötig, um regionale Unterschiede bei der Wasserverfügbarkeit auszugleichen, sagte Landsberg weiter. Dabei müsse allerdings allen klar sein, dass man zum Beispiel Fernwasserleitungen mit einer Länge von über 100 Kilometern nicht in ein oder zwei Jahren baue.
„Wir brauchen deshalb auch ein Investitionsbeschleunigungsgesetz für die kommunale Wasserwirtschaft.“ Auch der Neubau von Talsperren dürfe kein Tabuthema sein, auch wenn die Planung und Umsetzung Jahre dauere.
Das Umweltministerium kündigte an, bis zum Jahreswechsel im Rahmen einer „nationalen Wasserstrategie“ ein „Bündel von Maßnahmen“ vorzuschlagen. Lemkes Vorgängerin Svenja Schulze (SPD), die heute Entwicklungshilfeministerin ist, hatte vor einem Jahr den Entwurf für eine nationale Wasserstrategie vorgelegt.
Mit dieser Strategie sollen die natürlichen Wasserreserven Deutschlands gesichert, Vorsorge gegen Wasserknappheit geleistet, Nutzungskonflikten vorgebeugt sowie der Zustand der Gewässer und die Wasserqualität verbessert werden.
Der Wasserverbrauch der Industrie ist nach Einschätzung des Umweltministeriums in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgegangen. „Dennoch wird die Wasserversorgung in manchen Regionen zum Engpassfaktor bei der Ansiedlung oder Erweiterung von Unternehmen“, erklärte ein Sprecher. Die Umstellung der Produktion auf wassersparende Verfahren, die Wiedernutzung von aufbereitetem Brauch- und Abwasser anstelle von Frischwasser seien daher wichtige Optionen.
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