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09.10.2019

15:30

Ländervergleich

WEF-Studie: Deutschland verliert Top-Position bei Wettbewerbsfähigkeit

Von: Donata Riedel

Deutschland muss seinen dritten Platz im Ranking internationaler Wettbewerbsfähigkeit abgeben. Besonders bei Informationstechnologien sieht es düster aus.

Deutschland rutscht laut WEF-Studie bei Wettbewerbsfähigkeit ab dpa

Fabrikhalle

Die Bundesrepublik kann sich lediglich in einer Kategorie die Spitzenplatzierung sichern.

Genf Deutschland zählt zwar immer noch zu den zehn wettbewerbsfähigsten Ländern der Welt. Doch innerhalb dieser Gruppe ist die Bundesrepublik von Platz drei auf Platz sieben zurückgefallen. Das zeigt das jährliche Ranking des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos.

Überholt wird Deutschland von Hongkong, den Niederlanden, der Schweiz und Japan. Auf Platz eins steht nun Singapur, auf Platz zwei sind die USA. China liegt unterverändert auf Platz 28 von 141 untersuchten Ländern.

Das WEF hat seinen „Global Competitiveness Index“ in den letzten Jahren erheblich verbessert. Er wird inzwischen in zwölf Kategorien aus 103 Einzelindikatoren erhoben, die zu zwei Dritteln auf internationalen ökonomischen Datenbanken und zu 30 Prozent auf einer weltweiten internationalen Unternehmensumfrage beruhen.

In den Anfangsjahren war das WEF hart kritisiert worden, weil der seit 1979 veröffentlichte Indikator lange nur auf zwischen den Ländern wenig vergleichbaren Befragungen beruhte.

Deutschland schneidet vor allem bei der Anpassung an die neuen Informationstechnologien (ICT) schlecht ab. In dieser Kategorie erreicht das Land nur Rang 38. Spitze ist Deutschland dagegen bei der makroökonomischen Stabilität, die Staatsverschuldung und Inflationsrate beurteilt.

Die jahrelange Politik der schwarzen Null zahlt sich in dieser Kategorie aus. Der Sparkurs könnte aber als Kehrseite zur Schwäche der Institutionen (nur Platz 18) und der Anpassung ans Internetzeitalter beigetragen haben. Explizit bemängelt das WEF den fehlenden Glasfaser-Netzausbau: Bei diesem Einzelindikator schafft Deutschland nur Platz 72, bei mobilen Breitbandanschlüssen auch nur Platz 58.

Grafik

Im Kontrast dazu bleibt die Bundesrepublik bei der Innovationsfähigkeit auf dem Spitzenplatz aller untersuchten Länder. Dabei geht es um die Zahl angemeldeter Patente oder wissenschaftlicher Veröffentlichungen und darum, wie gut sie in Produkte umgesetzt werden.

In der Frage, wie gut sich Länder auf digitale Geschäftsmodelle einstellen, landen von den 20 größten Volkswirtschaften (G20) nur zwei in der Spitzengruppe der Top Ten: die USA auf Platz eins, Deutschland auf Platz neun.

Dabei ist eines wichtig zu wissen: Die Rangfolge im Index beruht nicht auf einem relativen Vergleich der Länder untereinander, sondern auf einem Punktesystem. Maximal 100 Punkte kann jedes Land erreichen, wenn es nach den WEF-Kriterien in keiner Kategorie mehr Verbesserungsbedarf gibt.

Deshalb gibt es Länder mit genau gleicher Punktzahl: unter den Top Ten die Schweiz und Japan auf den Rängen fünf und sechs (mit je 82,3 Punkten) und auf den Rängen elf und zwölf Finnland und Taiwan (mit je 80,2 Punkten).

Ohnehin liegen im diesjährigen Wettbewerbsindex die Spitzenländer sehr eng beieinander. Der Sieger Singapur erreicht 84,8 von 100 möglichen Punkten, Deutschland auf Platz sieben 81,8. Frankreich muss sich mit Platz 15 begnügen, erreicht aber immer noch weit überdurchschnittliche 78,8 Punkte. Der Durchschnitt der 141 untersuchten Länder liegt bei 61 Punkten.

Forderungen nach mehr Investitionen

Sorgen bereitet dem von Klaus Schwab geleiteten Davoser Weltwirtschaftsforum die Abkühlung der Weltwirtschaft. Er spricht gar von einer „verlorenen Dekade“ für das Wachstum der Produktivität.

Seit der Finanzkrise hat demnach die lockere Geldpolitik der Notenbanken die Weltwirtschaft gestützt; die Regierungen vor allem der Industriestaaten hätten allerdings wenig unternommen, um ihrerseits das Wachstum zu stärken. Wachstum, so das WEF, sei aber immer noch und überall auf der Welt der wichtigste Faktor für Wohlstand.

Das Forum stimmt damit in den Chor internationaler Organisationen wie des Internationalen Währungsfonds, der Weltbank und der Industrieländerorganisation OECD ein und fordert mehr Investitionen: in Infrastruktur, in Bildung – auch um Arbeitskräfte fit für das Digitalzeitalter zu machen – und in Forschung und Entwicklung.

Das WEF stellt zudem fest, dass es bisher nur wenigen Ländern gelinge, Wachstum, gleichmäßig verteilten Wohlstand und umweltfreundliches Wirtschaften gleichzeitig zu erreichen. Dass dies möglich ist, beweisen nach dem Report die Skandinavier: Schweden (Rang acht), Dänemark (Rang zehn) und Finnland (Rang elf) seien dafür die Vorbilder.

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