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11.07.2022

17:39

Die Gewerkschaften müssen dafür sorgen, dass die Beschäftigten angesichts der Inflationsentwicklung nicht unter die Räder kommen. dpa

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann

Die Gewerkschaften müssen dafür sorgen, dass die Beschäftigten angesichts der Inflationsentwicklung nicht unter die Räder kommen.

Metall- und Elektroindustrie

IG Metall geht mit Acht-Prozent-Forderung in die Tarifrunde

Von: Frank Specht

PremiumDie Gewerkschaft verlangt so viel Geld wie seit 2009 nicht mehr – und begründet dies auch mit den stark gestiegenen Preisen. Die Arbeitgeber verweisen auf gestiegene Energiekosten.

Berlin Die IG Metall geht mit der Forderung nach acht Prozent mehr Geld in die Tarifrunde für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie. Dies hat der Gewerkschaftsvorstand am Montag in Berlin beschlossen.

„Die Beschäftigten brauchen Entlastungen, auch mit Blick auf ihre 2023 nochmals steigenden Rechnungen, teilte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann mit. Die Konjunktur brauche steigende Einkommen und stabilen Konsum als existenzielle Stütze. „Die Arbeitgeber müssen dafür jetzt ihren gerechten Beitrag leisten.“ Es ist die höchste Forderung seit 2009, als die IG Metall ebenfalls ein Entgeltplus von acht Prozent gefordert hatte.

Der Chef des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Stefan Wolf, kritisierte den „Realitätsverlust“ der IG Metall. Die beschlossene Forderung sei nur zu erklären, wenn die Gewerkschaft blind geworden sei für die Wirklichkeit in der Branche. „Ein Auftragsbestand, der nicht abgearbeitet werden kann oder mit dem die Unternehmen mit jedem verkauften Produkt Verlust machen würden, ist kein Kriterium für eine gute Lage der Branche insgesamt.“

Mit seinem Beschluss folgt der IG-Metall-Vorstand den Bezirken, die sich für das obere Ende seiner Forderungsspanne von sieben bis acht Prozent ausgesprochen hatten. In einzelnen Regionen waren in der tarifpolitischen Diskussion auch noch deutlich höhere Prozentzahlen genannt worden. Da die Metall-Tarifparteien sich angesichts der Coronapandemie auf zwei Krisentarifabschlüsse in Folge geeinigt hatten, liegt die letzte reguläre prozentuale Lohnerhöhung schon gut vier Jahre zurück.

Die Gewerkschaft will mit ihrer Forderung die für das laufende und das kommende Jahr erwarteten Preissteigerungen zumindest teilweise abfangen. Die Bundesbank geht für den Jahresdurchschnitt 2022 von 7,75 Prozent Inflation aus und für 2023 von 4,5 Prozent.

Die Gewerkschaften müssen dafür sorgen, dass die Beschäftigten angesichts der Inflationsentwicklung nicht unter die Räder kommen. dpa

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann

Die Gewerkschaften müssen dafür sorgen, dass die Beschäftigten angesichts der Inflationsentwicklung nicht unter die Räder kommen.

Außerdem verweist die IG Metall auf eine Rekordreichweite bei den Aufträgen, die der Branche Arbeit für sechs Monate beschere. Auch die Ertragslage der Unternehmen sei solide. Rund 70 Prozent der von der Gewerkschaft befragten Betriebsräte schätzen diese für das laufende Jahr als gut oder eher gut ein. Allerdings fallen die Erwartungen für das laufende Jahr schon weniger optimistisch aus als der Rückblick auf das vergangene Geschäftsjahr.

Die Arbeitgeber verweisen auf die Heterogenität der Metall- und Elektroindustrie, zu der margenstarke Autohersteller genauso gehören wie kleine Gießereien oder mittelständische Metallverarbeiter. Die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie, die unter massiven Energiepreissteigerungen und Lieferkettenproblemen litten, produzierten aktuell noch zwölf Prozent weniger als im Jahr 2018.

Und auch wenn es die letzte reguläre Tabellenerhöhung im Jahr 2018 gab, seien die Tarifentgelte in der Branche seither dank Coronaprämien, Einmalzahlungen und tariflich vereinbarten wiederkehrenden Zusatzbeträgen um 9,2 Prozent gestiegen, betonte Wolf. Seit 2007 sind die Verdienste in der Metall- und Elektroindustrie nach Gesamtmetall-Berechnungen fast doppelt so stark gestiegen wie die Verbraucherpreise.

Die zunächst auf regionaler Ebene geführten Tarifverhandlungen beginnen Mitte September. Die Friedenspflicht endet am 28. Oktober, danach sind Streiks möglich.

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