Vor drei Monaten lehnte noch mehr als jeder Zweite eine Impfpflicht ab. Angesichts der Corona-Lage hat sich die Meinung allerdings geändert. Unter Experten ist die Maßnahme jedoch umstritten.
Corona-Impfung
Besonders viel Zuspruch findet in der Bevölkerung eine Impfpflicht nur für bestimmte Berufsgruppen.
Bild: dpa
Berlin Eine Impfpflicht soll es nicht geben – dieses Versprechen ist seit Beginn der Pandemie der Kern der Corona-Politik der Bundesregierung. Eine Mehrheit der Bevölkerung spricht sich angesichts der sich verschlechternden Corona-Lage nun für diese Maßnahme aus.
Dies geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest für den ARD-Deutschlandtrend hervor. Nach 46 Prozent im August sprechen sich derzeit 57 Prozent für die Pflicht aus, knapp 40 Prozent sprechen sich dagegen aus.
Die größte Unterstützung findet eine allgemeine Impfpflicht in den Reihen von Union (73 Prozent) und SPD (71 Prozent). Auch bei den Anhängern von FDP (53 Prozent) und Grünen (56 Prozent) überwiegt die Zustimmung. Mehrheitlich abgelehnt wird die Maßnahme hingegen bei Linken- und AfD-Wähler.
Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht die Maßnahme hingegen kritisch. Er sei bei einer allgemeinen Impfpflicht „sehr zurückhaltend“, sagte Spahn am Donnerstagabend in der ARD.
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Auch weil er erlebe, dass es viele Spannungen in der Gesellschaft beim Thema impfen gebe. Seine Sorge sei, „dass bei einer verpflichtenden Impfung aus Spannungen Spaltungen werden“.
Mehr Zuspruch als eine allgemeine Impfpflicht findet in der Bevölkerung hingegen eine Impfpflicht nur für bestimmte Berufsgruppen wie etwa im Gesundheits- und Pflegebereich: Drei Viertel der Befragten (74 Prozent) sprechen sich aktuell dafür aus.
Auch der Präsident des Deutschen Landkreistags, Reinhard Sager, befürwortet die Maßnahme. „Wir erachten mittlerweile eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen, gerade in der Pflege, für unausweichlich“, sagte Sager den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Es ist wichtig, die besonders vulnerablen Personen auch besonders wirksam zu schützen“, betonte der Kommunalvertreter.
Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, äußerte im ZDF Unverständnis über Kräfte, die in Heimen ungeimpft arbeiten. Gassen wies aber auch auf den Personalmangel in der Pflege und die Gefahr hin, dass Beschäftigte bei einer Impfpflicht nicht mehr zur Arbeit kommen.
Der Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste, Bernd Meurer, lehnte eine Impfpflicht im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland ab. Die Diskussion lenke vom Versäumnis ab, Auffrischungsimpfungen schnell und flächendeckend umzusetzen
Auch der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, ist gegen eine Impfpflicht für Pflegekräfte. Brysch begründete dies in den Funke-Zeitungen damit, „dass sich auch Geimpfte und Genesene mit Corona infizieren und das Virus unbemerkt an die Pflegebedürftigen weitergeben“ könnten. Vielmehr sei eine bundesweit geltende tägliche Testpflicht für Personal und Besucher in den Pflegeheimen nötig.
Mit Agenturmaterial.
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