Die Grüne Aminata Touré ist die erste schwarze Ministerin Deutschlands. Mit 29 Jahren hat sie sich ehrgeizige Ziele für ihre Amtszeit gesetzt.
Aminata Touré
Die Grünen-Abgeordnete ist die erste Schwarze Ministerin in Deutschland.
Bild: IMAGO/penofoto
Düsseldorf Sozialministerin, Spitzenkandidatin für Bündnis 90/Die Grünen in Schleswig-Holstein und stellvertretende Landtagspräsidentin – Aminata Touré hat mit 29 Jahren bereits eine beeindruckende politische Karriere hingelegt.
Dabei trauen Parteikollegen der am vergangenen Donnerstag vereidigten Ministerin für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung noch viel mehr zu: Sie hätte einen Posten in Berlin haben können, doch entschied sich für ihre Heimat Schleswig-Holstein.
Geboren und aufgewachsen ist Touré in Neumünster. Die ersten Jahre ihres Lebens hat sie in Unterkünften für Geflüchtete verbracht. Erst mit zwölf Jahren bekam sie die deutsche Staatsbürgerschaft. Diese Zeit prägte die Schleswig-Holsteinerin.
„Alle paar Wochen haben wir bangen müssen, nicht abgeschoben zu werden“, beschreibt Touré ihre Erfahrungen auf Instagram. Erfahrungen, die viele Menschen mit Migrationsgeschichte machen und für die sie sprechen will.
Mit 19 merkt sie: „Damit sich etwas ändert, muss ich in die politischen Räume.“ Seitdem geht Tourés Karriere bei den Grünen steil bergauf.
Für ihr neu zugeschnittenes Ministerium hat sich Aminata Touré ehrgeizige Ziele gesetzt – auf Landes- und auf Bundesebene: Als Sozialministerin in Schleswig-Holstein will sie unter anderem eine „jugendpolitische Strategie entwickeln“, um jungen Menschen die gesellschaftliche Mitsprache zu ermöglichen. Auch sollen die Tafeln mit einem Sofortprogramm unterstützt werden.
Auf Bundesebene möchte sie die Grundsicherung für Kinder und Jugendliche vorantreiben und sich dafür einsetzen, dass Schwangerschaftsabbrüche entkriminalisiert werden. „Der Schwangerschaftsabbruch sollte zeitgemäß jenseits des Strafgesetzbuches neu geregelt werden“, erklärte die Grünen-Politikerin am Freitag.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir weiß, dass Touré schon mit Amtsantritt „Geschichte geschrieben“ hat. Sie sei ein Vorbild „für viele in unserem Land“, gratuliert er auf Instagram. 1991 sind Tourés Eltern vor dem Putsch in Mali geflohen. Jetzt ist sie die erste Schwarze Ministerin in Deutschland. Die Schleswig-Holsteinerin ist sich der Strahlkraft ihres Amtes bewusst. „Wichtig ist, damit verantwortungsvoll umzugehen“, erklärt sie im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Özdemir war für Touré einst der Auslöser, bei die Grünen einzutreten. Jetzt sind sie die ersten beiden Minister nach Ex-Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) mit sogenanntem „Migrationshintergrund“.
Aminata Touré versteht sich selbst als Schwarze Deutsche. Reduziert werden möchte sie darauf aber nicht. „Ich habe die Auseinandersetzung damit, Schwarz zu sein, vor allem dadurch gehabt, dass andere Menschen einen ständig und ununterbrochen damit konfrontieren“, sagt die 29-Jährige.
Das würde Touré auch nicht gerecht werden: Während ihres Politikwissenschaftsstudiums arbeitete sie als studentische Hilfskraft, anschließend als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bundestagsbüro von Parteikollegin Luise Amtsberg. 2017 wurde sie dann als Nachrückerin für die schleswig-holsteinische Finanzministerin Monika Heinold in den Landtag gewählt. Fünf Jahre später bildeten beide Frauen das Spitzenduo der Grünen zur Landtagswahl.
Touré weiß: „Macht muss man beanspruchen.“ Das hat sie in Schleswig-Holstein gemacht und stößt deshalb auch auf Kritiker in den eigenen Reihen. Doch gerade das hat sie zum Vorbild für junge Frauen in ganz Deutschland gemacht. Auf Instagram hat sie über 120.000 Follower.
Der Weg nach Berlin steht Aminata Touré offen. Auf die Frage, ob sie Kanzlerin werden wolle, antwortete sie gegenüber dem „Stern“ aber: „Nö.“ Ein Leben nur für die Politik kann sich Touré nicht vorstellen: „Ich werde Politik nicht mein Leben lang machen, und das weiß ich sicher.“
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