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10.01.2023

15:12

Ukraine-Krieg

Griechenland soll für Ukraine vorerst auf deutsche Marder-Schützenpanzer verzichten

Von: Gerd Höhler, Martin Murphy, Frank Specht

Die Bundesregierung hofft, dass sich Athen bei der Lieferung der Schützenpanzer länger geduldet. Damit soll die Zusage Berlins eingehalten werden können, der Ukraine 40 Fahrzeuge zu liefern.

Deutschland will die Waffen bis März an die Ukraine liefern. AP

Schützenpanzer Marder

Deutschland will die Waffen bis März an die Ukraine liefern.

Athen, Berlin Beim Versprechen der Bundesregierung, der Ukraine bis Ende März rund 40 Schützenpanzer des Typs Marder zu liefern, soll nun offenbar Griechenland helfen. Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hofft darauf, dass ein Teil der Marder, die Deutschland der griechischen Armee im Rahmen eines Ringtauschs versprochen hatte, in die Ukraine geliefert werden kann. Griechenland soll dann beliefert werden, sobald die Industrie weitere Panzer instandgesetzt hat.

Wie der griechische Verteidigungsminister Nikolaos Panagiotopoulos mitteilte, hat er am Montag mit Lambrecht telefoniert. Dabei sei es auch um den Ringtausch gegangen. Details nannte Panagiotopoulos nicht.

Davon wurden bisher 14 Panzer geliefert, die der Hersteller Rheinmetall instandgesetzt hat. Sechs weitere Marder würden „in Kürze“ in Griechenland erwartet. Lambrecht soll eine entsprechende Zusage gemacht haben, heißt es in Athen. Im Gegenzug hat Griechenland bereits 20 BMP-1 aus eigenen Beständen an die Ukraine abgegeben.

Offen ist nun, was mit den 20 weiteren Mardern passiert, die Griechenland im Frühjahr erwartet. Dann will Athen auch 20 weitere BMP-1 an die Ukraine liefern. Anlass des Telefonats zwischen Panagiotopoulos und Lambrecht war offenbar eine Verärgerung in Athen über die ausstehende Lieferung der sechs Panzer.

Verspätete Lieferung?

Denn die Ringtauschvereinbarung zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und dem griechischen Premier Kyriakos Mitsotakis sah ausdrücklich vor, dass die BMP-1 eins zu eins ersetzt werden.

Die Verteidigungsministerin will möglichst wenige Marder-Panzer aus Bundeswehrbeständen an die Ukraine abgeben. dpa

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht

Die Verteidigungsministerin will möglichst wenige Marder-Panzer aus Bundeswehrbeständen an die Ukraine abgeben.

Offenbar wurden die sechs Exemplare aber auf Weisung aus Berlin vom Lieferanten Rheinmetall zunächst zurückgehalten. Lambrecht habe jetzt zugesagt, die Panzer schnell zu liefern, heißt es hier in Militärkreisen.

Sollte sich Griechenland aber darauf einlassen, die 20 verbleibenden Panzer erst verspätet in Empfang zu nehmen, müsste Lambrecht weniger Marder aus dem Bundeswehrbestand aufbieten. Die deutschen Streitkräfte verfügen laut Bundesregierung aktuell noch über 374 Panzer des Typs, von denen etliche aber nur noch als Ersatzteillager taugen.

Die moderneren Varianten werden zudem aktuell gebraucht, damit Deutschland seine Führungsaufgabe im Rahmen der schnellen Eingreiftruppe der Nato (VJTF) wahrnehmen kann. Nach einer Pannenserie des Nachfolgemodells Puma hatte das Verteidigungsministerium entschieden, die VJTF-Aufgaben bis auf Weiteres mit dem Marder zu bestreiten.

Regierungssprecher Steffen Hebestreit hatte Ende vergangener Woche noch erklärt, dass die Ringtausche fest vereinbart seien: „Da holt man jetzt nicht ein Gerät, das man nach Griechenland gebracht hat, wieder zurück.“ Das schließt aber nicht aus, dass noch nicht ausgelieferte Fahrzeuge erst später kommen.

Weitere Ringtauschgeschäfte mit Bulgarien und Zypern möglich

Am Montag hatte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums erklärt, bestehende Vereinbarungen mit internationalen Partnern würden eingehalten. Aber vielleicht ergäben sich in dem einen oder anderen Gespräch noch Möglichkeiten, Marder an die Ukraine zu liefern, die nicht allein aus Bundeswehrbeständen kommen.

Mit den internationalen Partnern kann eigentlich nur Griechenland gemeint sein. Zwar war auch mit Slowenien im Frühjahr ursprünglich ein Ringtausch vereinbart worden, der die Lieferung von Marder-Panzern vorsah. Inzwischen hat die slowenische Armee im Gegenzug für die Abgabe von 28 Kampfpanzern des Typs M55-S an die Ukraine aber 40 moderne Militärlastwagen des Herstellers Rheinmetall bekommen.

Wie das Handelsblatt aus Rüstungskreisen außerdem erfuhr, sind auch weitere Ringtauschgeschäfte mit Bulgarien und Zypern im Gespräch. Beide Länder sollen für die Abgabe von Militärmaterial aus eigenen Beständen demnach aus Deutschland Transportpanzer des Typs Fuchs erhalten.

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