Der deutschstämmige Investor legt seinen Sitz im Facebook-Aufsichtsrat nieder. Mit seinem Geld will er den Machtwechsel im US-Senat herbeiführen – und unterstützt die Trump-Anhänger JD Vance und Blake Masters.
Peter Thiel
Zehn Millionen US-Dollar hat der Wagniskapital-Geber in ein sogenanntes Political Action Committee (PAC) gepumpt.
Bild: imago images/ZUMA Wire
New York, San Francisco Wagniskapital und Politik. Eigentlich ist diese Kombination in den USA eher selten anzutreffen. Doch das könnte sich mit den Zwischenwahlen in den USA bald ändern. Der deutschstämmige Investor und Milliardär Peter Thiel will sein Amt im Facebook-Aufsichtsrat aufgeben und sich stärker auf die Politik konzentrieren. Dort unterstützt der 54-Jährige mit JD Vance und Blake Masters gleich zwei Kandidaten aus dem Trump-Lager, die ihr Geld als Wagniskapitalgeber gemacht haben.
Thiel ist eine Ausnahmefigur im Silicon Valley. In der eher liberalen Tech-Szene ist der Mitgründer von Paypal und Palantir einer der wenigen rechtskonservativen Investoren. Seit 2016 ist er Großspender der Republikaner und ein Vertrauter von Ex-Präsident Donald Trump. Jetzt will Thiel dafür sorgen, dass Trump-ähnliche Hardliner bei den anstehenden Senatswahlen im November 2022 die politische Macht in Washington zurückerobern.
„Die Politik hat immer mehr Raum bei ihm eingenommen. Peter ist superpolitisch, und das schon seit fünf, sechs Jahren“, sagte eine ihm nahestehende Person. „Die Biden-Administration sieht er als ein Geschenk an, weil er sie so schlecht findet.“
Demnach sei die Wahl von Präsident Joe Biden ein Pyrrhussieg für die Demokraten gewesen. Die mangelnde Popularität Bidens erlaube es den Republikanern, sich für die Kongress- und die Präsidentschaftswahlen neu aufzustellen.
Thiels Favoriten Masters und Vance stehen für eine neue Generation der Trumpianer. Der 35-jährige Masters prangert gern die „Gehirnwäsche des korrupten öffentlichen Bildungssystems“ an, schimpft auf die „kriminelle Regierung“ und die „globalistische Elite“, die amerikanische Interessen verraten habe. Als Hintergrund seines Twitter-Profils hat er ein Foto von Trumps Mauer zu Mexiko gewählt, darüber der Spruch: „Take back Arizona“. Der Bundesstaat, für den er in den Senat einziehen will.
Masters und Thiel kennen sich schon lange: Als Thiel eine Klasse an der Eliteuni und Investoren-Schmiede Stanford unterrichtete, war Masters einer seiner Studenten. Thiel ist Masters’ Mentor und Geschäftspartner.
Masters führt die Geschäfte der Tech-Investorenfirma Thiel Capital sowie der Thiel Foundation, die Wissenschaft und Innovation fördert. 2014 schrieben sie gemeinsam ein Buch, das mit drei Millionen verkauften Exemplaren ein Hit wurde: „Zero to One: Notes on Startups oder How to Build the Future“.
Einige der politischen Positionen Masters könnte man auch dem linken Spektrum zuordnen wie strikten Umweltschutz, höhere Löhne und das Ziel, Big-Tech-Konzerne wie Facebook und Amazon zu zerschlagen. Doch viele seiner Forderungen lehnen sich stark an Trumps Nationalismus an. ‚Ich bin ein „America-first-Konservativer“, sagt er über sich selbst.
Blake Masters
Masters ist bisher ein Unbekannter auf der republikanischen Landkarte. Er muss sich erst noch gegen die innerparteiliche Konkurrenz durchsetzen.
Bild: ddp/USA TODAY Network
Masters plädiert für strikte Einwanderungsbeschränkung und lehnt Freihandel oder Multilateralismus radikal ab. Auch von Trumps Verschwörungstheorie des gestohlenen Siegs bei den Präsidentschaftswahlen 2020 distanziert er sich nicht. „Trump hat 2020 gewonnen“, heißt es in einem seiner Werbespots.
Dennoch ist Masters noch ein Unbekannter auf der republikanischen Landkarte, und er muss sich erst noch gegen die innerparteiliche Konkurrenz durchsetzen. In den jüngsten Umfragen vom Februar kommt er bisher nur auf durchschnittlich sieben Prozent.
Aber genau da kommt sein Mentor ins Spiel: Zehn Millionen Dollar hat Thiel in ein sogenanntes Political Action Committee (PAC) gepumpt, das Masters die Nominierung der Republikaner in Arizona sichern soll. Zehn Millionen Dollar seien für Quereinsteiger „verdammt viel Geld“, sagte Kirk Adams, ein Republikaner aus Arizona, dem Magazin „Politico“.
Die gleiche Summe erhielt zudem ein anderes PAC für den Bestsellerautor Vance, der 2016 auch in Deutschland mit seinen Memoiren „Hillbilly Elegy“ bekannt wurde, die kürzlich von Netflix verfilmt wurden.
Darin beschreibt der heute 37-Jährige seine Kindheit und Jugend in Ohio und Kentucky. Er wuchs in armen Verhältnissen mit Drogen und Gewalt heran, bevor er es zum Jura-Abschluss in Yale und zum Wagniskapitalgeber schaffte. Er erklärt darin auch teilweise, wie Trump diese strukturschwachen Regionen der Abgehängten erobern konnte.
J.D. Vance
Donald Trump nannte der Autor J.D. Vance „kulturelles Heroin“ und einen Demagogen, heute unterstützt er den Ex-Präsidenten im Wahlkampf.
Bild: ddp
Als das Buch veröffentlicht wurde, warf Vance den Menschen mit ähnlichem Schicksal vor, „jedem die Schuld zu geben außer sich selbst“. Trump nannte er „kulturelles Heroin“ und einen Demagogen, der „die weiße Arbeiterklasse an einen sehr dunklen Ort führt“.
Doch später wandte auch er sich dem Trumpismus zu. Heute prangert er die „Eliten und die herrschende Klasse“ an. Den Sturm fanatischer Trump-Anhänger auf das Kapitol am 6. Januar 2021 bezeichnet er als „große Lüge“. Er ist Stammgast in Podcasts der amerikanischen Rechtsaußen, etwa beim früheren Trump-Strategen Steve Bannon.
Auch die Bande zwischen Vance und Thiel reichen lange zurück: Vance ist ein ehemaliger Mitarbeiter des von Thiel mitgegründeten Wagniskapitalfonds Mithril Capital. Thiel beteiligte sich vor einigen Jahren an einem Venture-Capital-Fonds von Vance. Zuletzt investierten beide Männer in die Videoplattform Rumble, die in rechtskonservativen Kreisen als Alternative zu Youtube genutzt wird.
Weil in Ohio der moderate Republikaner Rob Portman in Rente geht, will Vance dort nun selbst für den Senat kandidieren. Auch er muss sich in der Politik erst noch durchsetzen – und seine frühere Kritik an Trump sorgt bereits für Probleme.
In Thiels Umfeld glaubt man nicht, dass Mark Zuckerberg ihn wegen seines politischen Engagements zum Ausstieg gedrängt hat. Der Facebook-Gründer habe die politischen Verbindungen seines Mentors immer geschätzt.
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