Es gibt die tariflich ausgehandelte Arbeitszeit – und die tatsächliche. In Deutschland sind die Abweichungen im Vergleich der Euro-Länder am größten. Und: Nur jede zweite Überstunde wird bezahlt.
Immer im Dienst: Bei Dunkelheit zur Arbeit und bei Dunkelheit noch immer im Büro – manche Arbeitstage können lang werden.
Bild: dpa
Berlin Deutsche Arbeitnehmer machen nach Erkenntnissen der EU-Kommission in Brüssel im Durchschnitt mehr Überstunden als ihre Kollegen in den europäischen Nachbarländern. Der zuständige EU-Sozialkommissar Lazlo Andor sagte der Zeitung „Die Welt“: „In keinem Land der Euro-Zone gibt es einen so großen Unterschied zwischen der tarifvertraglich vereinbarten Wochenarbeitszeit und der tatsächlichen Wochenarbeitszeit wie in Deutschland.“
Laut EU-Studien liege die tatsächlich vereinbarte Wochenarbeitszeit in Deutschland bei 37,7 Stunden – tatsächlich arbeiteten die Beschäftigten aber deutlich mehr. Was nicht bedeutet, dass die Deutschen auch am längsten arbeiten.
Die Europäische Statistikbehörde Eurostat hat die Wochenarbeitszeit von Vollzeitbeschäftigten im Jahr 2013 veröffentlicht. Der Durchschnitt aller 18 Staaten der Euro-Zone liegt danach bei 41,3 Stunden, Deutschland kommt auf 41,7. Spitzenreiter sind laut Eurostat die Griechen mit 44,1 Wochenstunden. Es folgen Österreich (43,1) und Portugal (42,7). Auf die geringste Zahl an Arbeitsstunden mit 40 pro Woche kommen die Finnen.
Jedes Land habe bei der Arbeitszeit seine Eigenheiten, sagt EU-Kommissar Andor. „Wichtig ist am Ende, dass das Land wettbewerbsfähig ist und dass die Vorgaben der EU-Arbeitszeitrichtlinie eingehalten werden – das ist in Deutschland im Allgemeinen der Fall.“
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Grüne und Linke kritisierten die Mehrarbeit. „Eine große Zahl von Überstunden führt unvermeidlich zu Stress und zur Überforderung der Beschäftigten“, erklärte die Grünen-Sprecherin für Arbeitnehmerrechte, Beate Müller-Gemmeke. „Das ist nicht akzeptabel, denn das macht die Menschen krank. Die tarifliche Arbeitszeit muss eingehalten werden.“ Ähnlich äußerte sich Linken-Vorsitzende Katja Kipping: „Überstunden, selbst wenn sie bezahlt werden, machen krank und blockieren den Kampf gegen die Erwerbslosigkeit – sie sind nicht Ausweis unserer Leistungsfähigkeit, sondern der Beweis zu niedriger Löhne und eines falschen Leistungsdrucks. Überstunden sind ein großes gesellschaftliches Problem und nicht sexy.“
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Kommentare (11)
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08.09.2014, 10:14 Uhr
Die Deutschen müssen einfach länger arbeiten um für den Rest der EU-Schmarotzer die Transferleistungen zahlen zu können. So bekommt jeder was er verdient...