Von Energie über Kaffee bis Butter: Die Erzeugerpreise steigen um knapp 26 Prozent. Das dürfte sich bald auch deutlich auf die Inflation niederschlagen.
Verdichterstation für russisches Erdgas
Erdgas kostete 125,4 Prozent mehr als im Februar 2021.
Bild: dpa
Berlin Die deutschen Hersteller heben ihre Preise weiter in Rekordtempo an. Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte stiegen im Februar um durchschnittlich 25,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. „Dies war der stärkste Anstieg seit Beginn der Erhebung 1949“, teilte das Statistische Bundesamt am Montag mit.
Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonominnen und Ökonomen waren mit 26,2 Prozent von einem noch kräftigeren Anstieg ausgegangen, nachdem die Rate im Januar bei 25 Prozent gelegen hatte. Nicht nur Energieprodukte, sondern auch viele andere Güter kosteten deutlich mehr als noch vor einem Jahr – von Energie über Kaffee bis hin zu Butter.
„Die aktuellen Preisentwicklungen im Zusammenhang mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine sind in den Ergebnissen noch nicht enthalten“, erklärten die Statistiker zugleich. Daher dürfte der Anstieg noch deutlich nach oben revidiert werden.
In Zukunft würden zudem neue Probleme hinzukommen, erklärt Alexander Kriwoluzky, Leiter Makroökonomie am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW): „Neben dem Ukrainekrieg werden auch neue Lieferketten-Probleme durch die Lage in China hinzukommen.“ An Chinas Küste stauen sich wegen der Zero-Covid-Politik der Regierung aktuell wieder die Schiffe.
In der Statistik werden die Preise ab Fabriktor geführt – noch bevor die Produkte weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Die Erzeugerpreise gelten als treffender Frühindikator für die Inflationsrate, die die Preisveränderungen für Verbraucherinnen und Verbraucher abbildet.
Der aktuelle Anstieg könnte sich besonders deutlich in der Inflation widerspiegeln. „Die Unternehmen werden die höheren Kosten in größerem Ausmaß an die Verbraucher weitergeben“, sagt Kriwoluzky. Das sei ihnen aktuell leichter möglich, weil sich Preissteigerungen aktuell einfach anhand der angespannten Weltlage kommunizieren ließen.
Die Wirtschaftsinstitute erwarten in ihre aktuellen Prognosen für das laufende Jahr eine Inflationsrate so hoch wie noch nie im wiedervereinigten Deutschland. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft, das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) und das Institut für Wirtschaftsforschung Halle erwarten im Durchschnitt eine Teuerungsrate von 5,3 Prozent.
Auch das von der TU Dortmund und dem Handelsblatt entwickelte Frühwarnsystem I-Index signalisiert weiter hohe Inflationsrate angesichts des Ukrainekriegs sowie steigender Lohnforderungen. Letztere sieht auch DIW-Ökonom Kriwoluzky: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Gewerkschaften bei ihren Lohnforderungen weiter zurückhaltend bleiben. Das wird die Inflation weiter anheizen.“
Hauptverantwortlich für die stark steigenden Erzeugerpreise war den Statistikern zufolge abermals Energie. Sie verteuerte sich im Februar um durchschnittlich 68 Prozent. Erdgas kostete 125 Prozent mehr als im Februar 2021, elektrischer Strom zwei Drittel und leichtes Heizöl 57 Prozent mehr.
Klammert man Energie aus, lagen die Erzeugerpreise insgesamt um zwölf Prozent über dem Vorjahreswert. Bei Nahrungsmitteln lag der Aufschlag bei 9,2 Prozent. Besonders stark stiegen die Preise für nicht behandelte pflanzliche Öle (+50,1 Prozent), Butter (+64,4 Prozent) und Kaffee (+16,9 Prozent).
mit Agenturmaterial
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×
Kommentare (8)