+++ Lenkt Tsipras ein? +++
Politische Wechselbäder in Athen: Nachdem der griechische Premierminister Alexis Tsipras noch am Montagabend in einem Fernsehinterview den Gläubigern vorgeworfen hatte, sie versuchten die griechischen Banken „zu ersticken“ und dem Land „neo-koloniale Fesseln“ anzulegen, prüft Tsipras nun offenbar einen in der vergangenen Nacht in Athen eigegangenen Kompromissvorschlag von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Zunächst hatte es in griechischen Regierungskreisen geheißen, man lehne den Juncker-Voraschlag ab. Nun meldet die Zeitung „Kathimerini“ in ihrer Internetausgabe, Tsipras prüfe das Angebot Junckers. Tsipras neige zur Annahme des Vorschlags, schreibt die Zeitung, und bereite ein entsprechendes Schreiben an den Kommissionspräsidenten vor.
+++ Brüssel startet Vermittlungsversuch in der letzten Minute +++
In der Griechenland-Krise macht Brüssel einen Vermittlungsversuch in letzter Minute. Falls der griechische Premier Alexis Tsipras noch am Dienstag das Angebot der Geldgeber für ein Sparpaket annehme und für ein „Ja“ beim Referendum werbe, könnte der Weg für ein weiteres Euro-Finanzministertreffen geebnet werden, hieß es in EU-Kreisen. Die Zusicherung von Tsipras zum Sparpaket müsse an die Präsidenten der EU-Kommission und der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker und Jeroen Dijsselbloem, sowie an Bundeskanzlerin Angela Merkel und den französischen Staatspräsidenten François Hollande gehen, hieß es.
Proteste
Auch in anderen Ländern zeigen sich die Menschen solidarisch mit Griechenland. Das Bild zeigt Demonstranten auf den Trafalgar Square in London.
Bild: ap
+++ „„Ein Schuldenschnitt wird bei uns nicht diskutiert“ +++
Griechenland benötigt nach Ansicht des parlamentarischen Geschäftsführers der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Michael Grosse-Brömer, keinen Schuldenerlass. „Ein Schuldenschnitt wird bei uns nicht diskutiert und deutlich abgelehnt“, sagte Grosse-Brömer am Dienstag in Berlin. „Wir sind nicht der Auffassung, dass er kommen muss.“ Mit der richtigen Politik könne Griechenland wieder kreditfähig werden.
+++ Renzi sieht die Schuld nicht bei Deutschland +++
Italiens Premier Matteo Renzi zeigt bei einem Interview zur europäischen Schuldenkrise nicht mit dem Finger auf Deutschland wie so viele Italiener: „Deutschland die Schuld zu geben ist ein bequemes Alibi, aber entspricht nicht der Realität“. Er stellt auch klar, dass er ein Entgegenkommen bei den Griechen erwartet: „Wir haben die Frühpensionen nicht den Italienern abgeschafft, um sie den Griechen zu lassen“, erinnert er an eine der vielen Reformen in Italien.
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+++ „Italien ist schon heute aus der Schusslinie heraus“ +++
In Italien bemüht sich die Regierung in Interviews darum, die Märkte und die Menschen zu beruhigen. Erst war der Finanzminister Pier Carlo Padoan im Corriere della Sera dran. Am Dienstag erschien dann in Interview mit dem Premier Matteo Renzi in der Sole 24 Ore: „Italien ist schon heute aus der Schusslinie heraus. Wir haben einen mutigen Reformweg beschritten, die Wirtschaft wächst wieder und der EZB-Schirm gibt uns Schutz: drei Kriterien, die die Krise von jener vor vier Jahren unterscheiden“, sagt er dort und beklagt eine fehlende politische Vision Europas.
+++ Ökonom Horn bringt Schlichter ins Spiel +++
Europa braucht dringend einen Schlichter, um mit dessen Hilfe aus der Sackgasse in den Verhandlungen zwischen Griechenland und seinen Gläubigern herauszukommen. Dieser Vorschlag kommt von Gustav Horn, Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung. Ein von beiden Seiten anerkannter Vermittler biete vielleicht die letzte Chance, um einen Bankrott von Staat und Banken in Griechenland zu verhindern, der den kompletten Euro-Raum destabilisieren und auch die deutsche Wirtschaft schwer schädigen kann. Als Schlichter schlägt er den OECD-Generalsekretär Angel Gurria oder die Führung der Internationalen Arbeitsorganisation ILO vor.
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Kommentare (130)
Account gelöscht!
30.06.2015, 07:47 Uhr
Es wird Zeit einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen.
Wie lange wollen wir uns noch von der griechischen Regierung am Nasenring durch die Euroarena ziehen lassen? Wenn die rechtliche Lage die ist, dass wir niemandem aus der €urozone entlassen können und die Griechen unbedingt den €uro behalten wollen, gibt es noch eine weitere Möglichkeit. Lassen wir den Griechen und dem Rest der €urofanatiker ihren geliebten € und führen den Dexist durch. Ich weiß viele sehen dadruch unsere Wirtschaft und unser weltpolitische Stellung mehr als in Gefahr, aber das hat vor dem € perfekt funktioniert, jetzt muss mir einer erklären warum das nicht auch zukünftig funktionieren soll. Beispiele gefällig. Schweiz, England, Norwegen, Schweden, Dänemark etc. Der leidtragenden griechischen Bevölkerung können wir trotzdem helfen, und sei es mit Lebensmittelpaketen.
Account gelöscht!
30.06.2015, 08:14 Uhr
@ Alfred Hirt
Griechenland ist nur der Anfang. Ende des Jahres wird Spanien anfangen aufzubegehren. Es sind nicht Griechenland oder andere EURO-Schuldenländer, die an den Pranger zu stellen sind, es ist diese heuchlerische und willkürliche EURO Politik von Merkel, Schäuble, Draghi und anderen Großfinanzmarrionetten. Vor dem EURO hätte erst einmal eine tragfähige Wirtschafts- und Sozialpoltiik in Europa (in den Ländern) vereinheitlicht werden müssen. Und von der Wirtschaftsleistung und Sozialstandards haben wir noch erhebliche Gefälle in Europa zu verzeichnen. Deutschland als Primus mit weiten Vorsprung voraus und die anderen EURO Länder sind teilweise noch auf einen den Stand von Entwicklungsländern mit geringer Wirtschaftsleistung und staatlichen Sozial-Steuerstrukturen.
Das ist das Problem einer EURO/EU Politik, deren Versagen immer offensichtlicher zu Tage tritt. Und Merkel hat von Anfang an die Weichen mit dem Maastricher Vertragsbruch (ESM) auf die Spaltung der EURO und EU gestellt.
Eine Politische Führungskraft hätte auf den Einhalt des Maastricher Vertrages gepocht! Merkel ist hier eingeknickt!