Die Verhandlungen sind gescheitert – Alexis Tsipras hat Griechenland ins Chaos geführt: Pleite, Referendum, Grexit, Rückkehr zur Drachme: Es gibt viele Szenarien dafür, wie es im griechischen Schuldendrama weitergeht.
+++ Hoffnung auf Einigung beruhigt Märkte +++
Die Hoffnung auf eine Einigung in letzter Sekunde hat die Kurse italienischer und spanischer Bonds gestützt. Im Gegenzug gingen die Renditen etwas zurück. Die Verzinsung zehnjähriger spanischer Staatsanleihen fiel auf ein Tagestief von 2,309 Prozent. Am Morgen hatten die Renditen noch bei 2,4 Prozent gelegen. Ähnlich sah die Entwicklung bei den italienischen Pendants aus. Zwischen den Geldgebern und Griechenland laufen nach Informationen aus der Athener Regierung derzeit Bemühungen, um in letzter Minute eine Lösung im Schuldenstreit zu erreichen. "Es gibt Initiativen", sagte ein Regierungsvertreter am Dienstag in Athen. Die EU-Kommission erklärte unterdessen, es gebe weiter Kontakte, aber die griechische Seite habe sich bislang nicht bewegt.
+++ Italienische Angst vor der Eskalation +++
Das Griechenland-Drama macht es für Italien teurer, sich frisches Geld am Kapitalmarkt zu besorgen. Rom musste Anlegern bei einer Auktion von Staatspapieren am Dienstag höhere Zinsen bieten als zuletzt. Eine Versteigerung von zehnjährigen Papieren habe bei einer Rendite von 2,35 Prozent geendet, teilte die italienische Notenbank am Dienstag mit. Bei der letzten vergleichbaren Auktion Ende Mai lag die Rendite nur bei 1,83 Prozent. Ein ähnliches Bild zeigte sich auch bei der Versteigerung von Anleihen mit einer Laufzeit von fünf Jahren. Die Rendite stieg auf 1,62 Prozent, nachdem sie bei der letzten Auktion Ende Mai bei 1,48 Prozent gelegen hatte.
+++ Putin hält sich raus +++
Russland will dem vor dem Bankrott stehenden Griechenland keine Kredite gewähren. Finanzielle Hilfen seien eine Angelegenheit zwischen den Griechen und ihren Kreditgebern und nicht die Moskaus, sagte der Sprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Dmitri Peskow, russischen Nachrichtenagenturen zufolge. Er betonte, die Gewährung finanzieller Unterstützung stehe nicht auf der Tagesordnung. Seit April hatte der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras Russland gleich zwei Mal besucht. Das hatte Spekulationen befördert, Athen könne finanzielle Hilfen von Moskau anstreben. Ein stellvertretender russischer Ministerpräsident hatte Anfang Juni angedeutet, Russland ziehe in Betracht, Griechenland Geld zu leihen.
+++ Athen: Volksabstimmung kommt wie geplant +++
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Staatsminister Nikos Pappas, einer der engsten Vertrauten von Ministerpräsident Tsipras, dämpfte soeben die Hoffnungen, dass es doch noch zu einer Einigung mit den Gläubigern kommen könnte: Die Volksabstimmung am kommenden Sonntag werde planmäßig stattfinden, die Regierung bleibe bei ihrem Appell zu einem Nein, werde aber in der kommenden Woche nach dem Referendum zu den Verhandlungen mit den Gläubigern zurückkehren. Pappas deutete an, die Regierung habe Kenntnis von Meinungsumfragen, die auf eine Mehrheit der Nein-Stimmen hindeuten.
Er ist Syriza-Mitglied der ersten Stunde und tingelt als Tsipras-Berater durch die Talkshows: Theodoros Paraskevopoulos' plakative Thesen bleiben häufig unwidersprochen. Doch das Handelsblatt macht den Faktencheck.
+++ Berlin: Angebot kommt zu spät +++
In der Bundesregierung hat zurückhaltend auf den neuen Vorstoß aus Brüssel reagiert. Die EU-Kommission habe kein Mandat, irgendetwas zu verhandeln, sagte ein Regierungsvertreter dem Handelsblatt. Selbst wenn es noch eine Einigung zwischen Griechenland und seinen Geldgebern geben sollte, könnte der Bundestag heute nicht mehr zustimmen. Ein Treffen der Euro-Finanzminister am Dienstag sei ausgeschlossen, hieß es in der Euro-Gruppe.
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Kommentare (130)
Account gelöscht!
30.06.2015, 07:47 Uhr
Es wird Zeit einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen.
Wie lange wollen wir uns noch von der griechischen Regierung am Nasenring durch die Euroarena ziehen lassen? Wenn die rechtliche Lage die ist, dass wir niemandem aus der €urozone entlassen können und die Griechen unbedingt den €uro behalten wollen, gibt es noch eine weitere Möglichkeit. Lassen wir den Griechen und dem Rest der €urofanatiker ihren geliebten € und führen den Dexist durch. Ich weiß viele sehen dadruch unsere Wirtschaft und unser weltpolitische Stellung mehr als in Gefahr, aber das hat vor dem € perfekt funktioniert, jetzt muss mir einer erklären warum das nicht auch zukünftig funktionieren soll. Beispiele gefällig. Schweiz, England, Norwegen, Schweden, Dänemark etc. Der leidtragenden griechischen Bevölkerung können wir trotzdem helfen, und sei es mit Lebensmittelpaketen.
Account gelöscht!
30.06.2015, 08:14 Uhr
@ Alfred Hirt
Griechenland ist nur der Anfang. Ende des Jahres wird Spanien anfangen aufzubegehren. Es sind nicht Griechenland oder andere EURO-Schuldenländer, die an den Pranger zu stellen sind, es ist diese heuchlerische und willkürliche EURO Politik von Merkel, Schäuble, Draghi und anderen Großfinanzmarrionetten. Vor dem EURO hätte erst einmal eine tragfähige Wirtschafts- und Sozialpoltiik in Europa (in den Ländern) vereinheitlicht werden müssen. Und von der Wirtschaftsleistung und Sozialstandards haben wir noch erhebliche Gefälle in Europa zu verzeichnen. Deutschland als Primus mit weiten Vorsprung voraus und die anderen EURO Länder sind teilweise noch auf einen den Stand von Entwicklungsländern mit geringer Wirtschaftsleistung und staatlichen Sozial-Steuerstrukturen.
Das ist das Problem einer EURO/EU Politik, deren Versagen immer offensichtlicher zu Tage tritt. Und Merkel hat von Anfang an die Weichen mit dem Maastricher Vertragsbruch (ESM) auf die Spaltung der EURO und EU gestellt.
Eine Politische Führungskraft hätte auf den Einhalt des Maastricher Vertrages gepocht! Merkel ist hier eingeknickt!