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06.03.2017

11:55

Airbnb in Thailand

Urlaub auf der Polizeistation

Von: Mathias Peer

Hausbesitzer drohen Airbnb-Kunden mit Strafverfolgung. Wer Fische am falschen Ort füttert, wird festgenommen. Sogar Kartenspielen ist riskant. Sind die Thailänder jetzt strenger als die Deutschen? Eine Weltgeschichte.

Touristen, die noch immer fest daran glauben, dass Thailand seine Regeln nicht ganz so genau nimmt, leben riskant. dpa

Urlaub in Thailand

Touristen, die noch immer fest daran glauben, dass Thailand seine Regeln nicht ganz so genau nimmt, leben riskant.

Bangkok Ich freue mich eigentlich immer über Besuch, aber wenn Sie sich in Bangkok in meiner Nachbarschaft einquartieren wollen, muss ich Sie warnen: Sie stehen dann schon mit einem Bein im Gefängnis. Das zumindest legt eine zwei Meter hohe Hinweistafel nahe, die meine Hausverwaltung vor ein paar Wochen neben der Eingangstür aufgestellt hat: „Warnung“, steht da in Großbuchstaben. Das Wohngebäude sei kein Hotel, Zimmer tage- oder wochenweise zu mieten verstoße gegen das Gesetz. Bereits angekommene Urlauber sollten sich sofort an das Gebäudemanagement wenden. „Sonst werden Sie zur Polizei geschickt und strafrechtlich verfolgt.“

Ähnliche Formulierungen finden sich in Bangkok inzwischen in vielen Wohnkomplexen. Die harten Drohungen überraschen mich. Sie richten sich an Touristen, die Wohnungen über Internetportale wie Airbnb buchen – die rechtliche Zulässigkeit der privaten Kurzzeitvermietung ist in Thailand umstritten. Doch ist das Grund genug, Urlaubern schon bei der Ankunft davor Angst zu machen, womöglich hinter Gittern zu landen? Gastfreundschaft sieht anders aus. Mit der lokalen Bevölkerung in Kontakt zu kommen ist im Urlaub zwar etwas Schönes – aber die erste neue Bekanntschaft muss nicht unbedingt der diensthabende Beamte an der nächsten Polizeiwache sein.

Die Strenge passt nicht ins Bild, das die meisten Besucher von dem tropischen Land haben: Thailand rühmt sich selbst als Land des Lächelns. Eine der geläufigsten Redewendungen der Thailänder ist der Satz „Mai Pen Rai“. Er bedeutet: „Das macht nichts“ – und kommt immer dann zum Einsatz, wenn kleine Unglücke passieren oder jemand einen verzeihlichen Fehler macht. Die Floskel ist Ausdruck der thailändischen Gelassenheit, ein Gegenentwurf zur angeblichen Penibilität der Deutschen. Doch nicht nur meine Hausverwaltung lässt mich daran zweifeln, ob die Thailänder ihre Easygoing-Mentalität behalten haben.

Touristen, die noch immer fest daran glauben, dass das Land seine Regeln nicht ganz so genau nimmt, leben jedenfalls riskant. Vergangene Woche machte eine russische Touristin Schlagzeilen, die südlich von Phuket Fische an einem Korallenriff mit Brot fütterte. Sie wurde dabei von Polizisten aufgegriffen, die ihr „Fütterungen in einer Sperrzone“ vorwarfen. Darauf steht eine Strafe von bis zu 2.700 Euro, bis zu ein Jahr Haft oder beides. Weil die 53-jährige Frau ihre Kaution nicht bezahlen konnte, blieb sie wegen der unerlaubt verstreuten Brotkrümel zunächst in Polizeigewahrsam.

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