Die Justiz hält Honduras Ex-Präsidenten für einen gefährlichen Rauschgift- und Waffenhändler. Nun wurde er an die Vereinigten Staaten ausgeliefert.
Juan Orlando Hernández bei der Auslieferung
Honduras Ex-Präsident soll Teil einer kriminellen Organisation sein, die seit 2004 mehrere Hundert Tonnen Kokain aus Südamerika in die USA geschmuggelt haben soll.
Bild: dpa
Mexiko-Stadt Es ist ein Abstieg in Rekordzeit, den Juan Orlando Hernández vom Palast in den Knast absolviert hat. Honduras ehemaliger Staatschef sitzt jetzt in einem Gefängnis in New York und nicht mehr im „Palacio José Cecilio del Valle“, der Präsidentenresidenz in der Hauptstadt Tegucigalpa, wo er acht Jahre lang und noch bis zum 27. Januar amtierte.
Aber vergangene Woche wurde der 53-jährige Ex-Präsident unter großem Sicherheitsaufwand und großer Zustimmung der Bevölkerung aus seiner zentralamerikanischen Heimat in die USA ausgeliefert. Vor knapp drei Monaten war sein Gesprächspartner in den USA noch Amtskollege Joe Biden. Jetzt reden dort nur noch die Staatsanwälte und Drogenfahnder der DEA mit Hernández.
Den erzkonservativen Politiker hält die US-Justiz für einen gefährlichen Rauschgift- und Waffenhändler. Hernández habe seine „Position als Präsident von Honduras missbraucht, um sein Land in einen Drogenstaat zu verwandeln“, begründete US-Justizminister Merrick Garland die Anklage.
Die Ermittler werfen Hernández vor, Teil einer kriminellen Organisation zu sein, die seit 2004 mehrere Hundert Tonnen Kokain aus Südamerika in die Vereinigten Staaten geschmuggelt haben soll. Einer seiner Geschäftspartner soll der legendäre Chapo Guzmán gewesen sein, früher Chef des mexikanischen „Sinaloa-Kartell“. Honduras ist bereits seit Jahren neben Mexiko einer der Hauptumschlagsplätze vor allem von kolumbianischem Kokain mit Ziel USA.
Hernández habe sich in seinen Jahren an der Macht „mit einigen der weltweit erfolgreichsten Drogenhändler zusammengetan, um ein korruptes und brutales Imperium aufzubauen, das auf dem illegalen Handel mit Tonnen von Kokain basierte“, heißt es in der Anklageschrift. Dem Ex-Staatschef wird außerdem vorgeworfen, mit den Gewinnen aus dem Schmuggelgeschäft seine Wahlkämpfe finanziert und in seiner Amtszeit Bestechungsgelder in Millionenhöhe angenommen zu haben, um Drogenhändler vor Ermittlungen zu schützen.
Anklage und Auslieferung sind Folge eines Prozesses gegen Hernández’ jüngeren Bruder Juan Antonio. Dieser war im Oktober 2019 in New York wegen Drogenhandels zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Die Justiz beschlagnahmte 138,5 Millionen Dollar seines Vermögens, die aus dem Rauschgiftgeschäft stammen sollen.
Die New Yorker Staatsanwälte ermittelten schon damals gegen Juan Orlando Hernández, nachdem Zeugen ihn schwer belastet hatten. Angeklagt wurde der Staatschef jedoch nicht, was nicht nur an seiner Immunität lag, sondern auch am hohen politischen Schutz. Der damalige US-Präsident Donald Trump galt als ein enger Verbündeter von Hernández.
Der Ausgelieferte verneint alle Anschuldigungen und behauptet, Opfer eines Komplotts zu sein. Seiner Darstellung nach sind die Vorwürfe die Rache von Drogenhändlern, die von ihm in seiner Amtszeit an die US-Justiz überstellt wurden. Sie hätten ihn fälschlicherweise beschuldigt, um eine Verringerung ihre eigenen Strafen zu erreichen.
Die rasche Abschiebung wurde durch die Wahl von Xiomara Castro zu Hernández’ Nachfolgerin erleichtert. Die Linkspolitikerin leitete diese gleich nach der Amtsübernahme ein. Sie hatte im Wahlkampf versprochen, dem „Narco-Staat“ ihres Vorgängers ein Ende zu bereiten. Bereits Mitte Februar wurde Hernández dann festgenommen.
Der Weg vom Amtsinhaber zum Angeklagten in Windeseile ist eine Warnung an jeden Staatschef Lateinamerikas, der sich durch seine Macht als Präsident für unangreifbar hält. „Dieser Fall sendet eine klare Botschaft an jeden ausländischen Machthaber, der seine Macht auf korrupte Weise missbraucht, um Drogenkartelle zu unterstützen“, sagte DEA-Chefin Anne Milgram. „Wer glaubet, sich hinter der Macht des Amtes verstecken zu können, liegt falsch.“
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