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06.05.2022

19:55

Biden-Regierung

Karine Jean-Pierre wird erste schwarze Pressesprecherin im Weißen Haus

Von: Katharina Kort

PremiumDie Tochter haitianischer Einwanderer bricht gleich mehrere historische Rekorde: Sie ist nicht nur schwarz, sondern auch offen homosexuell.

Die beiden Pressesprecherinnen sind auch privat befreundet. IMAGO/UPI Photo

Karine Jean-Pierre (l.) und Jen Psaki

Die beiden Pressesprecherinnen sind auch privat befreundet.

New York „Das ist ein historischer Moment, der auch mir nicht entgangen ist“, sagte Karine Jean-Pierre bei ihrem kurzen Auftritt im Presseraum des Weißen Hauses. „Ich verstehe, wie wichtig das für so viele Menschen da draußen ist. So viele verschiedene Gruppen, auf deren Schultern ich stehe.“

Am Donnerstagabend wurde Jean-Pierre als Nachfolgerin von Jen Psaki, der Pressesprecherin des Weißen Hauses, vorgestellt. Damit ist sie gleich in mehrfacher Hinsicht Pionierin: Sie ist die erste schwarze Frau und die erste offen homosexuelle Person auf diesem wichtigen Posten. Die 44-Jährige wird Mitte Mai das Amt von Psaki übernehmen, deren Stellvertreterin sie bislang war.

Dass Jean-Pierre eine schwarze Frau und Vertreterin der LGBTQ+-Community ist, sei „fantastisch“, sagte Psaki, „weil Repräsentation wichtig ist“. Außerdem zeige ihr Beispiel, dass man es durch harte Arbeit bis ganz nach oben schaffen könne.  

„Sie kommt zu diesem Job mit Jahrzehnten Erfahrung“, fügte Psaki hinzu, über deren Abgang schon länger spekuliert worden war. Medienberichten zufolge wird sie zum Fernsehsender MSNBC wechseln. Sie selbst hat sich dazu noch nicht geäußert.

„Karine Jean-Pierre bringt nicht nur Erfahrung, Talent und Integrität mit, die für diese schwierige Aufgabe erforderlich sind“, hieß es in einer Erklärung von US-Präsident Joe Biden zu dem Wechsel, „sondern sie wird wegweisend in der Kommunikation über die Arbeit unserer Regierung sein.“

Als Tochter einer Einwanderer-Familie an die Columbia-Universität

Jean-Pierre steht nicht nur für die schwarzen und homosexuellen Amerikaner und Amerikanerinnen. Sie steht auch für den Erfolg einfacher Immigranten, die in den USA ihren amerikanischen Traum verwirklichen konnten. Sie wurde als Tochter haitianischer Einwanderer auf Martinique in der Karibik geboren und ist im New Yorker Stadtviertel Queens aufgewachsen. Dort arbeitete ihre Mutter als Haushaltshilfe und ihr Vater als Taxifahrer, weshalb sie sich oft um ihre jüngeren Geschwister kümmern musste.

Aus eigener Kraft hat sie es an die renommierte Columbia-Universität geschafft, die sie mit einem Master in Public Administration abgeschlossen hat. Nach der Uni hat sie zunächst in der New Yorker Lokalpolitik gearbeitet, später unter anderem für die Wahlkampagnen von Barack Obama und Joe Biden.

An ihrer Arbeit mit dem US-Präsidenten Obama hat Jean-Pierre einst gelobt, dass sie dort eine unter vielen LGBT-Mitarbeitern im Weißen Haus war. Aber „Obama hat nicht LGBT-Mitarbeiter eingestellt, er hat erfahrene Individuen eingestellt, die zufällig LGBT waren“, sagte sie.

Seit 2014 ist sie auch als Gastdozentin an der Columbia-Universität tätig. „Die Studenten haben mich oft gefragt, wie ich dahin gekommen bin, wo ich bin“, erzählte sie bei ihrer Vorstellung als Nachfolgerin von Psaki. Ihre Antwort sei: „Folge deiner Leidenschaft. Folge dem, woran du glaubst. Behalte diesen Fokus. Wenn du hart darauf hinarbeitest, wird es klappen.“ Es werde nicht immer leicht sein. „Aber die Belohnung dafür wird unglaublich sein“, sagte sie.

2019 erschien ihr erstes Buch

Heute lebt Jean-Pierre mit ihrer Partnerin, der CNN-Journalistin Suzanne Malveaux, und ihrer gemeinsamen Tochter in Washington. 2019 hat sie ihr erstes Buch mit dem Titel „Moving Forward“ veröffentlicht. Kritiker haben es als ein Mix aus Memoiren und einem Aufruf zum Kampf bezeichnet. Sie fordert die Menschen darin auf, sich für ihre Ideale und für die Politik zu engagieren.

Manchmal verlangt ihr Job auch physischen Einsatz: Als sich im jüngsten Wahlkampf bei einer Veranstaltung mit Kamala Harris ein Aktivist für die Rechte von Tieren auf die spätere Vize-Präsidentin stürzen wollte, stellte sich Jean-Pierre kurzerhand dazwischen, bis die Sicherheitskräfte eingreifen konnten.

Ab Mitte Mai ist es nun ihre Aufgabe, mitten im wichtigen Zwischenwahlkampf Bidens Politik zu erklären. Das dürfte gerade angesichts der jüngsten Umfragen kein leichtes Spiel werden. Wenn sich die Stimmung nicht drastisch ändert, werden die Demokraten wohl ihre bisher hauchdünne Mehrheit im Senat verlieren. Damit würde es für die Partei noch schwieriger werden, ihr Programm durchzusetzen. Die kritischen Fragen der Journalisten würden zunehmen.

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