Peking hat bei der Normensetzung international stark aufgeholt. Dabei unterscheidet sich seine Herangehensweise deutlich von der westlichen.
Chinas Präsident Xi Jinping auf einem Bildschirm in Peking
Chinas Einfluss auf die internationale Normung habe erheblich zugenommen, warnt die EU-Handelskammer in Peking.
Bild: Reuters
Peking Unterschiedliche Technologiestandards könnten dazu führen, dass sich China zunehmend vom Rest der Welt abkoppelt, warnt die EU-Handelskammer in Peking. Chinas staatlich getriebene Standardsetzung und seine schnell wachsende Rolle bei der internationalen Normierung führten zu „einer zunehmenden Politisierung der technischen Normung“, heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht, den die Kammer gemeinsam mit dem Swedish Institute of International Affairs erstellt hat.
Dadurch steige die „Gefahr einer Zweiteilung, Fragmentierung und Entkopplung der Normen auf internationaler Ebene“. „Normen könnten ein Mechanismus zur Verstärkung einer Entkopplung sein“, warnte EU-Handelskammer-Präsident Jörg Wuttke.
Für Unternehmen wird das Thema der technischen Normensetzung insbesondere mit Blick auf die zunehmende Vernetzung im Rahmen der Digitalisierung immer wichtiger.
In einer aktuellen Umfrage der EU-Handelskammer gaben mehr als 87 Prozent der befragten Unternehmen mit Geschäften in China an, dass technische Standards bei Investmententscheidungen eine wichtige bis sehr wichtige Rolle spielen.
Insbesondere für international tätige Unternehmen sind weltweit möglichst einheitliche Standards wichtig, damit sie ein Produkt in verschiedenen Märkten verkaufen können. Unternehmen, die den Standard selbst entwickeln, haben zudem einen zeitlichen und finanziellen Vorsprung vor jenen, die sich erst noch dem Standard anpassen müssen.
Bislang kamen technologische Standards vor allem aus Europa und den USA. Doch China hat Standardsetzung als einen Schlüsselfaktor bei seinem weiteren Aufstieg zur wirtschaftlichen Supermacht identifiziert und investiert enorme Ressourcen darin, eigene Standards zu entwickeln und international zu verbreiten.
Mit der im Jahr 2018 gestarteten Initiative „China Standards 2035“ hat sich Peking zum Ziel gesetzt, weltweit Industriestandards zu setzen. Chinas Einfluss auf die internationale Normung habe erheblich zugenommen, heißt es in dem Bericht der EU-Kammer, der federführend von dem Standardsetzungs-Forscher Tim Rühlig verfasst wurde.
In einigen Bereichen ist China laut Einschätzung von Experten bereits erfolgreich beim Normenexport. Das liegt auch daran, dass chinesische Unternehmen in einigen Sektoren marktführend sind und in diesen Bereichen über die fortschrittlichste Technologie verfügen.
Ein Beispiel ist etwa Gesichtserkennungstechnologie, die in China massiv vom Staat eingesetzt und gefördert wird. Zudem exportiert China seine Technologien zunehmend ins Ausland, etwa durch die Seidenstraßeninitiative.
Anders als westliche Nationen, bei denen die technologische Standardsetzung privatwirtschaftlich getrieben ist, ist sie in China jedoch – trotz einiger Reformen in der jüngsten Zeit – staatszentriert.
„Es gibt die wachsende Sorge, dass China bei der Festlegung technischer Normen weiterhin einen staatlich gesteuerten Ansatz verfolgt, um seine industriepolitische Agenda zu erfüllen, die darauf abzielt, bei strategischen Technologien weltweit führend zu werden“, sagte Björn Fägersten, Direktor des Europaprogramms am Swedish Institute of International Affairs. „Die politischen Entscheidungsträger in Europa müssen dies anerkennen und Normen zu einem festen Bestandteil der Handels- und Industriepolitik machen, während sie weiterhin einen privatwirtschaftlichen Ansatz bei der Festlegung von Normen verfolgen.“
EU-Handelskammer-Präsident Wuttke forderte auch die Unternehmen dazu auf, selbst mehr in der Standardsetzung aktiv zu werden. Doch in dem Papier macht die Wirtschaftsorganisation auch klar, dass dies in China mit erheblichen Hürden je nach Branche verbunden ist.
Die Hindernisse für die Teilnahme an der chinesischen Normung seien besonders deutlich in der Pharmaindustrie, der Petrochemie, der Automobilindustrie und der IT und Telekommunikation.
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