Demokraten und Republikaner halten in den nächsten zwei Wochen ihre Parteitage ab. Durch die Corona-Pandemie gestaltet sich der Wahlkampf ungewohnt virtuell.
Ein Banner der National Democratic Convention in Washington
Die Demokraten wollen auf dem Parteitag zeigen, dass sie Linke wie Moderate ansprechen. Der Republikaner John Kasich, früher Gouverneur von Ohio, hat einen Gastauftritt.
Bild: AFP
Washington In den vergangenen Monaten hatten sich Republikaner und Demokraten in den USA eher halbherzig angegriffen. Doch seit dieser Woche besteht kein Zweifel mehr: Die heiße Phase des US-Wahlkampfs hat begonnen. Bis Donnerstag werden die Demokraten ihren Parteitag, die sogenannte Convention, abhalten und ihr Spitzenduo Joe Biden und Kamala Harris offiziell zu ihren Kandidaten küren.
In der Folgewoche halten die Republikaner ihren Parteitag ab. Schaut man auf das Rahmenprogramm und die Bedingungen, wird deutlich: Normal ist in diesem US-Wahlkampf so gut wie nichts.
Denn in der Vergangenheit füllten die Parteitage riesige Hallen, in der Regel drängten sich um die 20.000 Menschen unter einem Dach. In Zeiten der Corona-Pandemie ist das undenkbar, der Großteil wird virtuell organisiert.
„Die Redner werden nicht vor großen Menschenmengen sprechen, die applaudieren, jubeln und winken. Wir werden einen neuen Stil erleben, ohne die Euphorie eines Live-Events“, sagt Eric Heberlig, Politikprofessor an der North-Carolina-Universität in Charlotte. Schon die erste gemeinsame Rede von Biden und Harris in der vergangenen Woche wirkte seltsam angespannt.
Beide sprachen in einer Sporthalle mit wenig Publikum, winkten danach mit Abstand und Masken im Gesicht in die Kamera. Im Wahlkampf sind Politiker abhängig von visueller Inszenierung. Das sei im Internetzeitalter kaum anders als in den 1950er-Jahren, als das Fernsehen populär wurde, so Heberlig.
Wichtigster Termin bei den Demokraten ist die Rede von Kandidat Biden am Donnerstag. Auch Harris wird sich an die Nation wenden. Dazu sprechen Barack und Michelle Obama, Bill und Hillary Clinton, die linken Senatoren Bernie Sanders und Elizabeth Warren sowie die Kongressabgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez.
Ein Republikaner, der frühere Gouverneur von Ohio, John Kasich, hat einen Gastauftritt. Die Demokraten wollen zeigen, dass sie sowohl das linke Lager als auch Moderate, die von Trumps Nationalismus abgeschreckt sind, ansprechen wollen. Deshalb eröffnen sie die Convention direkt am Montag mit den Reden von Sanders und Kasich.
Ex-Präsident Obama hatte sich zuletzt verstärkt in den Wahlkampf eingeschaltet, etwa in der Kontroverse um die finanzielle Krise bei der Postbehörde und gefährdete Briefwahlen: „Der Präsident versucht, die Post in die Knie zu zwingen und Menschen vom Wählen abzuhalten. Das haben wir als Nation noch nie erlebt“, sagte Obama.
Seine Rede auf der Convention wird am späten Mittwochabend US-Zeit erwartet, dazu die Auftritte von Harris und Hillary Clinton. Aus allen Bundesstaaten sollen Redebeiträge kommen. Nicht nur technische Pannen sind da wahrscheinlich.
Besondere Umstände
Auftritt mit Maske: Joe Biden und Kamala Harris.
Bild: AP
Die größte Herausforderung wird sein, dafür zu sorgen, dass die Aufmerksamkeit des Publikums nicht zerfasert. Popstars wie John Legend und Jennifer Hudson werden hineingestreamt, und demokratische Anhänger haben Videobotschaften aufgezeichnet.
Die Details des Republikaner-Parteitags stehen noch nicht fest. Trump hatte die Convention seiner Partei zunächst von einer Stadt in eine andere verlegt. Schließlich sagte er sie ganz ab, als Teile der Partei drohten, die Veranstaltung wegen Coronarisiken zu boykottieren. Nun werden einige Events in der Hauptstadt Washington DC stattfinden, Trump wird seine Abschlussrede voraussichtlich am Weißen Haus halten.
Parallel zum Parteitag der Demokraten tourt Trump durch den Mittleren Westen. Seine Familie und sein Vizepräsident Mike Pence schwärmen aus, um so viele Menschen wie möglich durch kurze, gezielte Auftritte nach dem „Fly in, fly out“-Prinzip zu erreichen. Trump kann dafür die Regierungsflieger nutzen. Biden will auf einen Kampagnenflieger verzichten und das meiste aus seinem Wohnort Wilmington in Delaware stemmen.
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