Handelsblatt App
Jetzt 4 Wochen für 1 € Alle Inhalte in einer App
Anzeigen Öffnen
MenüZurück
Wird geladen.

13.04.2021

16:51

Digitalstrategie

Start-ups fordern von der EU einheitliche Regulierung

Von: Hans-Peter Siebenhaar

Unterschiedliche Regeln in den Mitgliedsländern behindern junge Unternehmen. Gründer und Vorstandchefs von Start-ups werden bei Innovationskommissarin Gabriel vorstellig.

Die EU-Kommissarin für Innovation und Forschung will aufstrebende Start-ups fördern. AFP

Mariya Gabriel

Die EU-Kommissarin für Innovation und Forschung will aufstrebende Start-ups fördern.

Brüssel Bislang betreibt jedes EU-Mitgliedsland seine eigene Politik, um Start-ups zu fördern. Doch um länderübergreifende Geschäftsmodelle schnell umsetzen zu können, fordern zahlreiche Start-ups eine EU-weite Regulierung. Damit soll es leichter werden, europäische Champions zu schaffen

„Die Idee ist es, ein einheitliches Innovationsökosystem in Europa zu unterstützen und die Innovationspolitik in der EU weiterzuentwickeln“, sagte Martins Valters, Co-Gründer und Manager (COO) des Fintech-Unternehmens Mintos, dem Handelsblatt in Brüssel. „Die Anpassung an die Anforderungen der einzelnen Länder ist nicht nur kostspielig, sondern auch sehr zeitaufwendig.“ 

Die unterschiedlichen Regeln beispielsweise bei Verbraucherschutz, Datenschutz und Finanzmarktregelungen verhindern aus der Sicht der jungen Unternehmen die technologische Souveränität Europas. 

Bei einem Treffen mit der EU-Kommissarin für Innovation und Forschung, Mariya Gabriel, diskutierten vor Kurzem 34 Gründer und Vorstände darüber, wie die Defizite der EU-Innovationspolitik aus dem Weg geräumt werden können.

An dem Gespräch nahmen unter anderen der Gründer und CEO des deutschen Online-Versandhändlers Zalando, Robert Gentz, die Vorstandschefin des niederländischen Online-Reiseportals Booking.com, Gilian Tans, und der Gründer und CEO des österreichischen Fintech-Unternehmens Bitpanda, Paul Klanschek, teil.

EU-Milliarden für bahnbrechende Innovationen

„Wir wollen von der EU nicht unbedingt Geld, sondern rechtliche Rahmenbedingungen, die ländergreifende Investments und Expansion von Start-ups erleichtern“, sagte ein CEO nach dem Gespräch. Nach Angaben von Teilnehmern verlief das Gespräch mit Gabriel konstruktiv. „Wir wollen sicherstellen, dass die Stimme der führenden Innovatoren während des gesamten Prozesses der Entwicklung einer ehrgeizigen europäischen Innovationspolitik gehört wird“, sagte die Innovationskommissarin, die sich künftig vierteljährlich mit den Gründern und Vorstandschefs treffen will.

Die Unternehmer verlangen von Brüssel künftig mehr konkrete Schritte. Für aufstrebende Digitalunternehmen ist die fragmentierte Regulierung in der EU ein Haupthindernis für ein schnelles Wachstum über Ländergrenzen hinweg. „Das ist ein Luxus, den sich wachstumsstarke Unternehmen in dem hart umkämpften EU-Markt nicht leisten können“, sagt Fintech-Unternehmer Valters mit dem Verweis auf die Konkurrenten in den USA und China, die mit ihren Geschäftsideen schnell expandieren können.

Die jungen Unternehmen erwarten sich von der EU auch mehr finanzielle Förderung gerade in Geschäftsfeldern mit großen Aufwendungen für Forschung und Entwicklung wie in der Biotechbranche oder langen Amortisationszeiten wie im Bereich der nachhaltigen Energie. „Hier wäre eine groß angelegte EU-Finanzierung in der Tat der richtige Weg“, sagt Valters.

Innovationskommissarin Gabriel hatte im März den Europäischen Innovationsrat ins Leben gerufen, der bis zum Jahr 2027 mit einem Budget von über zehn Milliarden Euro ausgestattet ist, um bahnbrechende Innovationen zu fördern. Seit wenigen Tagen können nun Start-ups sowie kleinere und mittelgroße Unternehmen (KMU) Vorschläge für die Ausweitung ihrer Geschäfte einreichen.

Insgesamt stehen im ersten Schritt Mittel von mehr als einer Milliarde Euro bereit. Laut Kommission ist mehr als die Hälfte der Gelder für mutmaßlich bahnbrechende Innovationen in allen Bereichen vorgesehen. Weitere 495 Millionen Euro sind für Innovationen geplant, die den Green Deal sowie digitale und Gesundheitstechnologien unterstützen. Das Förderinstrument der EU werde  Europa an die Spitze von Innovationen und neuen Technologien führen, ist die 41-jährige EU-Kommissarin überzeugt.

Nur wenige große Start-ups kommen aus Europa

Derzeit sind laut Kommission lediglich 7,2 Prozent aller Start-ups, die mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet werden – im Jargon „Einhörner –, in der EU beheimatet. „Diese Zahl ist keine, worauf man stolz sein kann“, sagt Valters. Er glaubt aber, dass die Kombination von Ressourcen auf nationaler Ebene und gezielten Fördermitteln der EU mittelfristig zu einer Verdoppelung der Einhörner führen könnte. 

Die Digitalisierung der europäischen Wirtschaft ist neben der Ökologisierung ein Hauptziel der Kommission unter ihrer Präsidentin Ursula von der Leyen. „Um global wettbewerbsfähig zu bleiben, sollten wir unsere Innovatoren besser unterstützen, damit sie ihre Ideen auf den Markt bringen können“, schrieb sie Gabriel bei ihrem Dienstantritt im Dezember 2019 ins Stammbuch.

Die bulgarische Kommissarin strengt sich an, die hohen Erwartungen zu erfüllen. „Die aktuelle Idee, die europäischen Unternehmen zu versammeln und ihre Erfahrungen mit der Förderung von Innovationen zu hören sowie sich mit ihnen in weiteren Projekten zu engagieren, halte ich für einen guten Anfang“, resümiert der Fintech-Unternehmer Valters.

Direkt vom Startbildschirm zu Handelsblatt.com

Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.

Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.

×