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08.06.2021

07:57

Investment in China

Umfrage: Europäische Unternehmen wollen China-Geschäft trotz Risiken weiter ausbauen

Von: Dana Heide

Die Wirtschaft vor Ort sorgt sich wegen zunehmender Spannungen und rechnet damit, dass diese weiter zunehmen werden. Dennoch lockt der Boom Firmen nach China.

Die Mehrheit der in China tätigen Unternehmen aus der EU will ihr Geschäft vor Ort weiter ausbauen. Bloomberg

Finanzdistrikt von Peking

Die Mehrheit der in China tätigen Unternehmen aus der EU will ihr Geschäft vor Ort weiter ausbauen.

Peking Europäische Unternehmen in China wollen in Zukunft noch stärker auf die Volksrepublik setzen. Bei einer Umfrage der EU-Handelskammer in Peking gaben 59 Prozent der Firmen an, dass sie über eine Ausweitung ihrer Geschäfte in China nachdenken. Das entspricht einem Anstieg von acht Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Lediglich neun Prozent wollen ihre Investitionen in China streichen oder in andere Märkte investieren – laut Angaben der Kammer der niedrigste Wert seit dem Start der Umfrage.

Die positiven Wachstumsaussichten für den chinesischen Markt seien „einer der Hauptgründe, China nicht zu verlassen“, sagte Charlotte Roule, Mitglied des Vorstands der EU-Handelskammer in Peking am Dienstag bei der Vorstellung der Ergebnisse. 68 Prozent blicken laut der Umfrage optimistisch auf ihre künftigen Geschäfte in der Volksrepublik. Zudem, so Roule, führe das Risiko von Unterbrechungen in der Lieferkette durch geopolitische Entwicklungen und Handelsbarrieren dazu, dass mehr Unternehmen ihre Lieferketten stärker lokalisieren.

Ein Viertel will ihre Produktion weiter innerhalb der Volksrepublik verlagern. „Manche Unternehmen bitten ihre Zulieferer, nach China zu kommen“, berichtete Harald Kumpfert von der Europäischen Handelskammer in Shenyang. Das sei zum Beispiel in der Autoindustrie der Fall. An der Befragung, die im Februar gemeinsam mit der Unternehmensberatung Roland Berger durchgeführt wurde, hatten 585 europäische Unternehmen teilgenommen.

Politisches Risiko in China ist gestiegen

Für europäische Unternehmen hat das politische Risiko bei Geschäften in China inzwischen deutlich zugenommen. Im März reagierte die chinesische Staatsführung mit heftigen Gegensanktionen auf Strafmaßnahmen der Europäischen Union wegen der schweren Menschenrechtsvergehen der chinesischen Führung an der muslimischen Minderheit der Uiguren in der westchinesischen Region Xinjiang. Amerikanische und europäische Unternehmen sahen sich in China einem tagelangen, staatlich orchestrierten und unterstützten „Shitstorm“ in den sozialen Medien ausgesetzt.

Das von der deutschen Wirtschaft unterstützte Investitionsabkommen CAI zwischen der EU und China ist infolge des Verhaltens der chinesischen Staatsführung auf Eis gelegt. Das EU-Parlament hat signalisiert, dass es das Abkommen nur ratifiziert, wenn China die Sanktionen gegen europäische Individuen und Institutionen aufhebt.

Europäische Unternehmen geraten in dem Konflikt zunehmend zwischen die Fronten. „Wir stecken in der Zwickmühle“, so EU-Handelskammer-Vertreterin Roule. 41 Prozent der befragten europäischen Unternehmen gaben an, dass die Geschäfte im letzten Jahr politischer geworden sind – und die Mehrheit rechnet damit, dass der Druck nicht weniger werden wird.

Viele rechnen damit, dass er sich sogar weiter erhöhen wird. „Da China in diesem Jahr den Jahrestag der Gründung der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) begeht, haben einige Mitglieder angedeutet, dass nationalistische Gefühle sich verstärken und zu einem heftigen Gegenschlag gegen wahrgenommene Angriffe auf die Partei oder die Nation führen könnten“, heißt es in der Umfrage.

China arbeitet laut chinesischen Staatsmedien derzeit zudem an einem Gesetz, das der Zentralregierung eine rechtliche Grundlage verschafft, um Vergeltungsmaßnahmen gegen ausländische Sanktionen zu ergreifen. Details sind noch nicht bekannt.

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