Unternehmer sind über das Aus für den neuen Flughafen in Mexiko City entsetzt, Börse und Peso sind auf Talfahrt. Auch ein deutsches Unternehmen ist betroffen.
Großprojekt
Der neue Flughafen in Mexiko City, hier in einer Simulation, soll nun doch nicht gebaut werden.
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Mexiko Stadt Mexikos künftiger Präsident Andrés Manuel López Obrador ist noch gar nicht im Amt, da hat er schon eine erste weitreichende wirtschaftspolitische Entscheidung getroffen. Der Linkspolitiker, der am 1. Dezember sein Amt antritt, sagte am Montag, er werde das 13 Milliarden Dollar teure Projekt eines neuen Flughafens für Mexico City stoppen.
Der Airport, den der britische Stararchitekt Norman Foster mitentwarf, wird seit 2015 rund 30 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt nahe des Texcoco-Sees gebaut und war von Anfang an wegen Korruptionsvorwürfen bei der Ausschreibung und den möglichen Umweltschäden umstritten. Zudem war bis zuletzt die Machbarkeit fraglich, da der Untergrund um den geplanten Airport sumpfig ist. Der Bau ist zu knapp einem Drittel fertiggestellt.
„Die Zeit der Dominanz einer Minderheit und die Verquickung zwischen den politisch und wirtschaftlich Mächtigen ist nun vorbei“, sagte López Obrador. „Die Regierung vertritt das ganze Volk“, ergänzte er und beendete damit mit einem Handstreich die vorsichtige Annäherung, die es seit seinem Wahlsieg Anfang Juli zwischen ihm und der Wirtschaftselite der zweitgrößten Volkswirtschaft Lateinamerikas gegeben hatte.
Die Unternehmerverbände, die aktuelle Regierung und die Opposition reagierten entsetzt auf die Entscheidung von López Obrador. Die Absage sende eine „Botschaft der Unsicherheit an Märkte und Investoren“, warnte Juan Pablo Castañón vom Unternehmerverband CCE. Tatsächlich gab die mexikanische Währung am Montag um 3,6 Prozent gegenüber Euro und Dollar nach, der stärkste Verlust seit fast zwei Jahren. Der IPC-Index der mexikanischen Börse fiel um 4,2 Prozent.
Mexikos scheidender Präsident Enrique Peña Nieto, der das Projekt bei der Vorstellung im September 2014 als „Symbol des modernen Mexiko“ gepriesen hatte, sagte trotzig, der Airport werde bis zum letzten Tag seiner Amtszeit weitergebaut. Zudem warnte er, dass die Absage des Projekts den Staatshaushalt mit hohen Kosten belaste, da die betroffenen Firmen entschädigt werden müssten.
Andrés Manuel López Obrador
Der Linkspolitiker tritt am 1. Dezember sein Amt an.
Bild: AP
Die Kosten für den Fiskus schätzt der Unternehmerverband CCE auf bis zu fünf Milliarden Dollar. Zudem würden 46.000 Arbeitsplätze verlorengehen. López Obrador bestreitet dies. Von deutschen Firmen ist vor allem das Tunnelbautechnik-Unternehmen Herrenknecht betroffen, das sich in Verhandlungen für den Bau von Entwässerungskanälen befand.
Der künftige Staatschef traf die Entscheidung, nachdem sich 69 Prozent der Teilnehmer bei einer von ihm initiierten Volksbefragung gegen das Bauvorhaben und für ein Alternativprojekt ausgesprochen hatten. Nun soll der an der Belastungsgrenze arbeitende aktuelle Flughafen in Mexiko-Stadt ausgebaut sowie vom Airport der nahen Stadt Toluca entlastet werden.
Zudem sollen auf dem Militärflughafen Santa Lucía, der rund 50 Kilometer von der Hauptstadt entfernt liegt, zwei neue Landebahnen gebaut und dieser dann auch genutzt werden. In drei Jahren seien die Erweiterungen fertig, sagte López Obrador. Auf dem aktuellen Hauptstadtflughafen wurden vergangenes Jahr 44 Millionen Passagiere abgefertigt.
Mit der Entscheidung legt sich López Obrador auch mit dem wichtigsten Player der mexikanischen Wirtschaft, Carlos Slim, an. Der Multimilliardär ist mit seinen Unternehmen als größter Investor und Bauherr an dem Projekt beteiligt. Sein Schwiegersohn Fernando Romero ist neben Foster der federführende Architekt.
Slim, der sich bisher nicht äußerte, hatte López Obrador noch vor der Präsidentenwahl vor der Absage des Projekts gewarnt. Der Linkspolitiker hatte den Neubau des Flughafens von Anfang an massiv kritisiert und das Projekt schon 2015 als ein „pharaonisches Bauwerk“ bezeichnet. Ihn ärgerte vor allem die wenig durchsichtige Vergabe.
Umweltschützer und Geologen haben wiederholt angemerkt, dass der Ort für einen gigantischen Airport ungeeignet sei. Zum einen hätte ein See dafür trockengelegt werden müssen, der wichtig für den Ökohaushalt der angrenzenden 22-Millionen-Metropole ist. Zudem ist der Untergrund um den Bauplatz in Texcoco so weich, dass der Boden schon ohne den Bau eines Airports jedes Jahr um bis zu 30 Zentimeter absinkt. Die 4400 Hektar Bauland könnten nach der Idee von López Obrador künftig als Ökopark genutzt werden. Eine Expertenkommission soll in Kürze über die Nutzung befinden.
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