Es wird immer mehr schreckliche Gewissheit, dass Butscha kein Einzelfall ist: Erneut ist in der Nähe der ukrainischen Hauptstadt ein Massengrab entdeckt worden.
Kiew, Düsseldorf Nach dem Abzug russischer Truppen sind am Samstag auch westlich der ukrainischen Hauptstadt Kiew Dutzende tote Zivilisten in einem Massengrab gefunden worden. „Nahe der Tankstelle von Busowa haben wir heute tote Zivilisten in einer Grube gefunden“, sagte Taras Didytsch, der Vorsteher der Gemeinde Dmytriwka, zu der Busowa und weitere umliegende Dörfer gehören, in der Nacht zum Sonntag im ukrainischen Fernsehen. Um wie viele Tote es sich handele, war zunächst unklar.
Auf der Trasse von Kiew nach Schytomyr sind Didytsch zufolge zudem etwa 15 Kilometer von der Hauptstadt entfernt Leichen bei einem Dutzend beschossener Autos gefunden worden. Die Angaben können bislang nicht unabhängig geprüft werden.
Busowa stand wochenlang unter russischer Besatzung. Während der Belagerung Kiews durch russische Truppen lagen etliche Gemeinden rund um die Hauptstadt unter ständigem Beschuss – darunter Makariw, Butscha, Irpin und Dmytriwka.
Die russischen Truppen hatten in den ersten Kriegstagen versucht, die ukrainische Hauptstadt zu blockieren. Sie waren jedoch an der Hauptverbindungsstrecke nach Westen von ukrainischen Einheiten gestoppt und zurückgedrängt worden.
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Nach dem kompletten Rückzug der russischen Truppen aus der Nordukraine werden in immer mehr Orten Massengräber mit Zivilisten gefunden. Nach Angaben der ukrainischen Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa sind in der Region um Kiew bislang Leichen von 1222 getöteten Ukrainern entdeckt worden. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Erst am Freitag waren aus einem Massengrab in der Nähe einer Kirche in Butscha 67 Leichen geborgen worden. Viele hätten Schusswunden, teilte die ukrainische Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa vot Ort mit. „Was bedeutet das? Es bedeutet, dass sie Zivilisten getötet, erschossen haben“, sagte sie.
Der Bürgermeister der Stadt, Anatolij Fedoruk, sagte, bisher seien mindestens drei Orte entdeckt worden, an denen Massenerschießungen von Zivilisten stattgefunden hätten. Es würden immer noch Leichen in Gärten, Parks und Plätzen gefunden. „90 Prozent der Zivilisten starben an Schusswunden und nicht durch (Artillerie-) Beschuss“, hatte er bereits am Donnerstag im ukrainischen Fernsehen gesagt.
Wenediktowa sagte, keiner der aus dem Massengrab geborgenen Toten sei Russe. Die Generalstaatsanwaltschaft untersucht die Gräueltaten von Butscha als mögliche Kriegsverbrechen.
Warnung vor russischen Minen in den Trümmern von Borodjanka
In der Kleinstadt bei Kiew sei es „viel schrecklicher“ als in Butscha, sagte der ukrainische Präsident Selenski.
Bild: IMAGO/ZUMA Wire
Die ukrainische Regierung wirft russischen Soldaten vor, in Butscha und in anderen Städten um Kiew wie etwa Borodjanka Massaker an Zivilisten verübt zu haben. Die genaue Zahl der Toten ist noch unklar, allein in Butscha waren es nach ukrainischen Angaben Hunderte – und längst seien nicht alle Leichen geborgen.
Der ukrainische Präsident Selenski hatte zuletzt in der Nacht von Donnerstag auf Freitag erklärt, in der Kleinstadt Borodjanka bei Kiew, wo Aufräumarbeiten liefen, sei es „viel schrecklicher“ als in Butscha. Dort gebe es „noch mehr Opfer“. In der schwer umkämpften Hafenstadt Mariupol sei auf „fast jeder Straße“ das, was die Welt nach dem Abzug der russischen Truppen in Butscha und anderen Orten um Kiew gesehen habe.
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×