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19.07.2022

15:10

Nahost-Reise

Milliardendeal vor Putin-Besuch: Iran und Russland vereinbaren Kooperation

Putin will sich mit seinem iranischen Kollegen Raisi und dem türkischen Staatschef Erdogan über mehr Zusammenarbeit austauschen. Beim Gas scheint es bereits einen Durchbruch zu geben.

Der Iran verfügt nach Russland über die zweitgrößten Gasvorkommen der Welt. Reuters

Gasproduktion im Iran

Der Iran verfügt nach Russland über die zweitgrößten Gasvorkommen der Welt.

Teheran Unmittelbar vor dem Besuch von Russlands Präsidenten Wladimir Putin in Teheran hat der russische Staatskonzern Gazprom mit dem Nationalen Iranischen Ölunternehmen NIOC einen rund 40 Milliarden Dollar schweren Kooperationsvertrag unterzeichnet. Wie die Nachrichtenagentur des iranischen Ölministeriums am Dienstag mitteilte, unterzeichneten die Chefs beider Konzerne bei einer Online-Zeremonie eine entsprechende Absichtserklärung.

Demnach erhält das NIOC Unterstützung von Gazprom bei der Entwicklung von zwei Gas- und sechs Ölfeldern. Der russische Konzern werde auch am Abschluss von Flüssiggas-Projekten sowie beim Bau von Pipelines für den Gasexport beteiligt.

Der Iran verfügt nach Russland über die zweitgrößten Gasvorkommen der Welt. US-Sanktionen haben das Land aber von Technologien abgeschnitten und die Entwicklung des Gas-Exportgeschäfts eingeschränkt. 

Im Laufe des Dienstages sollen Putin und der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan mit Irans Präsident Ebrahim Raisi zusammentreffen. Bei dem Gipfel in der iranischen Hauptstadt Teheran sind offiziell Gespräche über eine Verbesserung der Lage im Bürgerkriegsland Syrien geplant. Nach Kremlangaben geht es allerdings um eine ganze Reihe von Fragen zur internationalen Politik, darunter der Krieg in der Ukraine.

Das Treffen findet kurz nach einer mehrtägigen Reise des US-Präsidenten Joe Biden in die Region statt. Biden kehrte erst am Wochenende aus Saudi-Arabien zurück – dem großen regionalen Rivalen Irans.

Drei Länder wollen sich mit Syrien beschäftigen

Raisi hat Erdogan bereits am Dienstagvormittag in der Palastanlage Saadabad begrüßt. In einem Meinungsartikel hatte der iranische Außenminister Hussein Amirabdollahian das Treffen als Ansatz einer „nachbarschafts- und regionalorientierten Politik“ bezeichnet. „Der Gipfel wird sich nicht auf die Syrien-Frage beschränken, da die drei Länder gemeinsame Interessen in den Bereichen Wirtschaft, Energie und Ernährungssicherheit haben, die Teil der Beratungen auf dem Gipfel sein werden“, schrieb Amirabdollahian in der Zeitung „Irandaily“.

Am Dienstagmittag verkündete Raisi ein Übereinkommen mit Erdogan. Der Iran und die Türkei wollten ihre wirtschaftliche Zusammenarbeit ausbauen. Ziel sei, das jährliche Handelsvolumen auf 30 Milliarden US-Dollar zu erhöhen. Erdogan sagte, er hoffe besonders auf einen Ausbau der Kooperation in der Verteidigungsindustrie.

Die beiden Nachbarstaaten unterzeichneten eine Reihe von Absichtserklärungen. Auch die Grenzsicherheit zwischen beiden Ländern wurde angesprochen. Durch den Iran führt eine der Hauptfluchtrouten für Menschen aus Afghanistan auf dem Weg in die Türkei und nach Europa.

Am Dienstagnachmittag traf auch Putin in Teheran ein. Die drei Staaten haben bereits in der Vergangenheit über Syriens Zukunft verhandelt. Russland und der Iran unterstützen die syrische Regierung, die Türkei wiederum ist mit der Opposition verbündet. Am Mittwoch wird nach dpa-Informationen auch Syriens Außenminister zu einem Treffen mit seinem iranischen Amtskollegen in Teheran erwartet.

Ebrahim Raisi, Präsident des Iran, begrüßt Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei, während einer Zeremonie im Saadabad-Palast. dpa

Gipfeltreffen in Teheran

Ebrahim Raisi, Präsident des Iran, begrüßt Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei, während einer Zeremonie im Saadabad-Palast.

Experten halten nach Beginn des Ukraine-Krieges eine Machtverschiebung der Akteure in Syrien für möglich. Demnach könnten der Iran und die Türkei versuchen, ein von Moskau hinterlassenes Machtvakuum zu füllen. Ankara kündigt bereits seit Wochen eine neue Offensive gegen die kurdischen Kräfte in Nordsyrien an. Russland und der Iran hatten die Türkei jüngst vor der Militäraktion gewarnt.

Es ist Putins zweite offiziell bekannte Auslandsreise seit Russlands Einmarsch in die Ukraine Ende Februar. Das Nato-Land Türkei unterhält sowohl zu Moskau als auch zu Kiew enge Beziehungen und trat zuletzt als Vermittler zwischen beiden Ländern im Streit um in der Ukraine blockierte Getreide-Exporte auf.

Für Wirbel hatte vergangene Woche eine Aussage eines hochrangigen US-Regierungsvertreters gesorgt. Es gebe Hinweise, dass Moskau iranische Kampfdrohnen für den Krieg gegen die Ukraine erwerben wolle. So habe offenbar eine russische Delegation bereits einen iranischen Flughafen für eine Vorführung angriffsfähiger Drohnen besucht.

Die USA befürchten, dass Russland diese Drohnen im Ukrainekrieg einsetzen könnte. dpa

Iranische Kampfdrohne

Die USA befürchten, dass Russland diese Drohnen im Ukrainekrieg einsetzen könnte.

Der Iran dementierte das umgehend und versicherte der Ukraine mit Nachdruck, die amerikanischen Behauptungen seien „grundlos“. Auch aus dem Kreml hieß es zuletzt, Putin und Raisi würden am Dienstag nicht über mögliche Drohnen-Lieferungen sprechen.

Offiziell gibt sich der Iran mit Blick auf Russlands Ende Februar begonnenen Krieg gegen die Ukraine neutral. Doch die Sympathien der iranischen Führung für Russland sind bekannt. Irans Beziehungen zum flächenmäßig größten Land der Erde sind in den vergangenen Jahren immer enger geworden - insbesondere seit 2018, als die USA unter ihrem damaligen Präsidenten Donald Trump aus dem Wiener Atomabkommen ausstiegen. Aufgrund von US-Sanktionen konnte der Iran zudem militärische Ausrüstung fast nur noch aus Russland beziehen.

Von

dpa

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