Die neueste Corona-Mutante fegt über den Kontinent. Insgesamt kristallisiert sich im Kampf gegen die Pandemie eine Reihe von „Best Practices” heraus. Das sind sie.
Zürich, Athen, Madrid, Wien, Stockholm, London, Paris Wenn sich am Freitag Bund und Länder zur Ministerpräsidentenkonferenz treffen, geht es um einen höheren Schutzwall gegen die Omikron-Welle. In vielen anderen europäischen Ländern ist dieser angesichts rasant steigender Infektionszahlen bereits hochgezogen.
Täglich melden dort die Regierungen neue Infektionsrekorde. Mit die höchsten Werte verzeichnen Dänemark und Großbritannien. Beide Länder hatten im vergangenen Sommer den „Freedom Day“ gefeiert und alle Beschränkungen aufgehoben. Nun liegt die Sieben-Tage-Inzidenz hier laut „Our World in Data“ um die 2000.
Ähnlich hoch sind die Infektionszahlen allerdings auch in Ländern wie Frankreich, Italien und Spanien, die relativ scharfe Coronamaßnahmen hatten. Der „Freedom Day“ scheint also nicht den entscheidenden Unterschied gemacht zu haben.
Im Jahr zwei der Pandemie haben sich in Europa eine Reihe von „best practices“ durchgesetzt. Aktuell haben die meisten Regierungen zwei Prioritäten: Erstens versuchen sie, durch die Verkürzung der Quarantänepflicht die Wirtschaft und das öffentliche Leben am Laufen zu halten. Vorbild sind Frankreich und die USA, wo man sich bereits nach fünf Tagen freitesten kann.
Zum anderen erhöhen alle Länder den Impfdruck. Am weitesten geht hierbei Österreich, wo ab 1. Februar eine allgemeine Impfpflicht gelten soll.
Andere Länder haben allenfalls eine Impfpflicht für bestimmte Berufe oder Altersgruppen beschlossen, etwa in der Pflege und im Gesundheitssystem oder, wie in Italien, für Über-50-Jährige.
Der Überblick zeigt, welche Regierungen vorsichtiger und welche risikofreudiger sind.
Für einen Lockdown gegen Omikron haben sich bisher nur Österreich und die Niederlande entschieden. In den Niederlanden sind nicht lebensnotwendigen Geschäfte sowie Restaurants und Kinos seit Weihnachten geschlossen. Im Freien dürfen sich maximal zwei Menschen treffen. Die Maßnahmen gelten vorerst bis zum 14. Januar.
Wiener Innenstadt
In Österreich soll eine verschärfte FFP2-Maskenpflicht gelten.
Bild: imago images/photonews.at
In Österreich wurde der Lockdown kurz vor Weihnachten aufgehoben. Angesichts der rasant steigenden Inzidenz erwägt die Regierung nun neue Maßnahmen. Bundeskanzler Karl Nehammer kündigte am Donnerstag an, dass Menschen künftig auch im Freien eine FFP2-Maske tragen müssen, wenn ein Zwei-Meter-Abstand nicht eingehalten werden kann.
Der Fokus liegt momentan auf einer Verkürzung von Quarantänefristen. Omikron wirkt sich auch auf die Diskussionen über die generelle Impfpflicht aus, die am 1. Februar in Kraft treten soll. Experten und Sozialpartner lassen wegen der milden Krankheitsverläufe vermehrt Skepsis erkennen, ob diese Maßnahme weiterhin gerechtfertigt sei. Nehammer hält aber an der Impfpflicht fest.
Mehrere Länder erhöhen den Druck auf die Ungeimpften, indem sie die 2G-Regel für Restaurants und Freizeiteinrichtungen einführen. In Frankreich stehen ab kommender Woche große Bereiche des öffentlichen Lebens nur noch Geimpften und Genesenen offen.
Präsident Emmanuel Macron formulierte am Mittwoch eine Kampfansage an Impfverweigerer: „Ich habe sehr große Lust, ihnen auf die Nerven zu gehen.“ Etwa 45 Prozent der Franzosen sind geboostert.
Emmanuel Macron
Frankreichs Präsident formulierte am Mittwoch eine Kampfansage an Impfverweigerer.
Bild: dpa
In Griechenland schließt die Regierung einen neuen Lockdown kategorisch aus. Es gibt aber weitere Einschränkungen: Alle Restaurants, Cafés und Bars müssen um Mitternacht schließen. Es darf keine Musik gespielt und nicht getanzt werden.
In den Gastronomieinnenbereichen gilt 2G, draußen 3G. Die Regierung setzt vor allem auf Impfungen. Die nach der zweiten Impfung ausgestellten Impfzertifikate gelten künftig nur noch für sieben Monate. Wer sich dann nicht boostern lässt, gilt als ungeimpft.
Die Schweizer Regierung geht davon aus, dass die Omikron-Welle milder verläuft. Sie verschärfte aber Ende Dezember die Maßnahmen: In öffentlichen Einrichtungen wie Restaurants, Museen oder Kinos gilt die 2G-Regel. Private Treffen sind auf zehn Personen beschränkt.
In Großbritannien, welches die ersten Omikron-Fälle in Europas verzeichnete, scheint die Welle teilweise ihren Höhepunkt erreicht zu haben. So gehen die Infektionszahlen bei den Unter-50-Jährigen in der besonders hart getroffenen Hauptstadt London zurück.
Allerdings steigt weiterhin die Zahl der Krankenhauseinweisungen, mehrere Kliniken haben den Notfall ausgerufen. Dennoch herrscht der Eindruck vor, dass Omikron weniger Schaden anrichtet als frühere Varianten.
Krankenwagen in Großbritannien
Die Zahl der Krankenhauseinweisungen steigt in Großbritannien.
Bild: dpa
Die Regierung gratuliert sich selbst, dass sie nicht überreagiert hat. Premier Boris Johnson hatte Anfang Dezember nur leichte Maßnahmen verkündet, darunter die Rückkehr von Maskenpflicht und Homeoffice. Da die Todeszahlen kaum angestiegen sind, sieht er sich nun bestätigt.
Wie Großbritannien hatte Dänemark im Spätsommer alle Restriktionen abgeschafft. Angesichts der Inzidenz von 2248 wurde nun die 3G-Regel für Restaurants und Freizeiteinrichtungen wieder eingeführt. In Schweden ist die Inzidenz mit 694 noch niedriger, steigt aber ebenfalls schnell. „Wir haben noch nicht den Gipfel erreicht“, fürchtet Jan Albert, Virologe am Karolinska Institutet in Stockholm. Die Regierung belässt es bisher bei minimalen Vorschriften: In Geschäften und Restaurants gelten Abstandsregeln und die Begrenzung der Besucheranzahl.
Auch Spanien sieht bisher von größeren Restriktionen ab, obwohl die Inzidenz hier auf 1674 hochgeschnellt ist. Die Regierung will der Wirtschaft nicht schaden. Beschränkungen haben nur einige Regionalregierungen beschlossen: Katalonien etwa schließt Klubs und Diskotheken. Landesweit ist nur neu, dass nun auch im Freien wieder eine Maskenpflicht gilt, obwohl viele Experten das für unnötig halten.
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