Handelsblatt App
Jetzt 4 Wochen für 1 € Alle Inhalte in einer App
Anzeigen Öffnen
MenüZurück
Wird geladen.

30.12.2022

16:21

Qin Gang

Hardliner und Xi-Vertrauter – Das ist der neue chinesische Außenminister

Von: Dana Heide

Er war Botschafter im Land des größten Rivalen, nun wird Qin Gang das Gesicht der Volksrepublik in der Welt. Es ist der nächste Schritt in einer steilen Karriere.

Qin hatte zuvor bereits als Sprecher des chinesischen Außenministeriums gearbeitet. imago images/VCG

Qin Gang

Qin hatte zuvor bereits als Sprecher des chinesischen Außenministeriums gearbeitet.

Peking Chinas bisheriger Botschafter in den USA, Qin Gang, wird neuer Außenminister der Volksrepublik. Der 56-Jährige löst Wang Yi ab, der das Amt die vergangenen zehn Jahre innehatte, wie der staatliche chinesische Sender CCTV am Freitag berichtete.

Qin wird als Vertrauter von Chinas mächtigem Staats- und Parteichef Xi Jinping gesehen, von 2014 bis 2018 war er sein Protokollchef. Erst Mitte 2021 wurde er zum chinesischen Botschafter in Washington ernannt.

Zuvor amtierte Qin als Vizeaußenminister Chinas. Er gilt als Hardliner, während seiner zwei Amtszeiten als Sprecher des chinesischen Außenministeriums attackierte er regelmäßig Journalisten wegen kritischer Fragen.

Eines der wichtigsten Themen für den neuen Außenminister wird wie bisher das angespannte Verhältnis zwischen Washington und Peking werden. In einem Meinungsbeitrag für das Magazin „National Interest“ hatte er erst kürzlich die Grundzüge chinesischer Außenpolitik dargelegt – und dabei durchaus versöhnliche Töne mit Blick auf das Verhältnis zu den USA angeschlagen. „Die Beziehungen zwischen China und den USA sollten kein Nullsummenspiel sein, bei dem die eine Seite die andere übertrumpft oder auf Kosten der anderen gedeiht“, schrieb er. China und die Vereinigten Staaten hätten heute „mehr gemeinsame Interessen, nicht weniger.“

Für Spannungen, nicht nur im chinesisch-amerikanischen, sondern auch im Verhältnis zwischen Peking und Europa, sorgt, dass die chinesische Staatsführung trotz der Gräueltaten Russlands im Ukrainekrieg weiter fest an der Seite Moskaus steht.

Bereits am 4. Februar hatten sich die autokratischen Führer eine „Freundschaft ohne Grenzen“ geschworen. Bei einem Videotelefonat am Freitag vereinbarten Xi und Russlands Präsident Wladimir Putin eine Vertiefung ihrer militärischen Kooperation.

Menschenrechtsvergehen sind für ihn „Antiterrormaßnahmen“

Qin ist ganz auf Pekings Linie. Er bezeichnet den russischen Angriffskrieg nicht als solchen, sondern wahlweise als „Angelegenheit“ oder „Krise“. Die schweren Menschenrechtsvergehen, die der chinesischen Führung in der westchinesischen Provinz Xinjiang vorgeworfen werden, tut er als „Antiterrormaßnahmen“ ab, die Demokratieproteste in Hongkong als von „Anti-China-Kräften“ gesteuert.

Mehrfach hatte China in den vergangenen Monaten damit gedroht, dass es sich die Anwendung von Gewalt gegen Taiwan vorbehalte. dpa

Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen auf einem Militärstützpunkt

Mehrfach hatte China in den vergangenen Monaten damit gedroht, dass es sich die Anwendung von Gewalt gegen Taiwan vorbehalte.

Als das „heikelste und wichtigste Kernthema in den Beziehungen zwischen China und den USA“, sieht Qin den Konflikt um Taiwan. Peking betrachtet die Insel als Teil seines Territoriums, obwohl sie nie zur 1949 gegründeten Volksrepublik gehört hat, über eine eigene, demokratisch gewählte Regierung und eigene Gesetze verfügt und die taiwanische Bevölkerung in Umfragen immer wieder sagt, dass sie gegen einen Zusammenschluss mit China ist.

Mehrfach hatte die chinesische Staatsführung in den vergangenen Monaten damit gedroht, dass sie sich die Anwendung von Gewalt gegen Taiwan vorbehalte. Die chinesische Armee führt immer waghalsigere Militärmanöver in der Region durch.

Qin sieht die Ursache für die zunehmenden Spannungen in dem Verhalten der USA und der taiwanischen Regierung, sagte er bei einer Veranstaltung Mitte 2022.

Chinas bisheriger Außenminister Wang Yi wird weiterhin die internationalen Beziehungen der Volksrepublik maßgeblich gestalten. Der 69-Jährige war im Oktober in das Politbüro der Kommunistischen Partei befördert worden und soll dort eine größere Rolle bei außenpolitischen Fragen übernehmen.

Direkt vom Startbildschirm zu Handelsblatt.com

Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.

Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.

×