Während der UN-Ansprache des russischen Außenministers Sergej Lawrow verließen fast alle Anwesenden den Saal. Was wir über Putins engen Vertrauten wissen. Ein Überblick.
Sergej Lawrow
Die Sanktionen gegen russische Politiker richten sich auch gegen den einflussreichen Außenminister.
Bild: AP
Düsseldorf Plötzlich saß Sergej Lawrow fast alleine da: Aus Protest gegen den russischen Krieg in der Ukraine verließen Diplomaten in Genf vor der Rede des russischen Außenministers den Saal des UN-Menschenrechtsrats. An der vorab koordinierten Aktion waren die deutsche Botschafterin Katharina Stasch sowie Dutzende weitere Delegationen beteiligt.
Lawrow ist seit 2004 russischer Außenminister und gilt als einer der einflussreichsten Politiker Russlands. Doch wie kam es dazu? Wer ist Sergej Lawrow? Die wichtigsten Fakten im Überblick.
Sergej Lawrow wurde am 21. März 1950 in Moskau geboren. Er studierte am Staatlichen Institut für Internationale Beziehungen, wo er verschiedene Sprachen lernte. Seine erste Station als Diplomat war Sri Lanka, dort fungierte er als Botschafter der Sowjetunion (UdSSR). Später arbeitete er im sowjetischen Außenministerium und zweitweise auch für die Repräsentanz der UdSSR bei den Vereinten Nationen in New York.
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Lawrow ist mit der Lehrerin Maria Lawrowa verheiratet, gemeinsam haben sie eine Tochter.
Kurz vor der russischen Präsidentschaftswahl 2004, bei der Wladimir Putin erstmals die Wiederwahl anstrebte, ernannte dieser Lawrow zum Außenminister Russlands. Seitdem vertritt er die russischen Interessen gegenüber den Staaten der Welt.
Bei der Suche nach Meinungen zu Sergej Lawrow und seinem Politikstil finden sich in der internationale Presse unterschiedliche Aussagen. In einem Portrait der BBC aus früheren Amtsjahren wird Lawrow hingegen als ausgezeichneter, verlässlicher Diplomat beschrieben.
Später wandelte sich das Bild hingegen. Die frühere US-Außenministerin Hillary Clinton beschwerte sich nach ihrer Amtszeit darüber, von Lawrow während Verhandlungen schlecht behandelt worden zu sein und nannte ihn „jerk“ („Dummkopf“). Einem Bericht des US-Magazins Politico zufolge beschrieben ihn Top-Diplomaten der USA während der Amtszeit Barack Obamas als „uncharismatisch“ und „Anti-Diplomat“.
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In einem Bericht des Tagesspiegels heißt es zudem, Lawrow ziehe Vergnügen daraus, seine Verhandlungspartner öffentlich zu demütigen. 2021 bekam das Josep Borrell zu spüren, der Außenbeauftragte der EU. Lawrow hatte den europäischen Chefdiplomaten nach dem gemeinsamen Gespräch auf offener Bühne mit den Worten abgekanzelt, die EU sei unzuverlässig und ihre Regierungschefs seien getrieben von „kultureller Arroganz“.
Die EU, die USA, Großbritannien und auch die Schweiz haben Wladimir Putin und Sergej Lawrow gleichsam mit Sanktionen belegt. Mögliche Vermögen und Besitztümer der beiden Russen sind eingefroren, zudem dürften ihnen kaum noch Geschäft mit Firmen in den sanktionierenden Staaten möglich sein.
Eine Sprecherin Lawrows erklärt daraufhin allerdings, dieser habe keine Konten in Großbritannien oder in Übersee. Zu möglichen Verbindungen in EU-Länder oder die Schweiz sagte die Sprecherin nichts.
Sergej Lawrow rechtfertigte den Angriff auf die Ukraine vor den Vereinten Nationen mit Menschenrechtsverletzungen durch die ukrainische Seite. Lawrow warf der Ukraine jahrelange Terrorisierung Angehöriger der russischen Minderheit im Land vor. Der Westen habe nicht nur zugeschaut, sondern dies unterstützt. Belege für seine Behauptungen legte Lawrow nicht vor.
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock kritisierte den Auftritt vor dem UN-Gremium kurz darauf. Sie warf Lawrow vor, Russlands Macht als Ständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat zu missbrauchen.
Mit Agenturmaterial.
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