In vielen Bundesländern sind die Osterferien gestartet. Rund 40.000 deutsche Urlauber werden auf der Balearen-Insel Mallorca erwartet. In Deutschland sorgt das vor allem für Unmut.
Acapulco Playa Hotel
Die Zahl der Gäste ist stark reduziert.
Bild: AFP
Madrid, Palma de Mallorca Auf den ersten Blick herrscht an der Playa de Palma auf Mallorca bereits wieder so etwas wie Normalität. Die Terrassen von Cafés und Restaurants an der Strandmeile sind gut gefüllt. Doch der Eindruck täuscht.
„Momentan profitieren wir noch davon, dass hier an der Playa noch nicht so viele Lokale geöffnet haben – schließlich ist die Zahl der Touristen ja noch sehr begrenzt“, sagt Gerlinde Weiniger, Chefin des Restaurants „Münchner Kindl“. Viel Geld könne mit den wenigen Urlaubern jedoch noch nicht gemacht werden.
Die Wirtin freut sich, dass die Deutschen allmählich wieder auf die Insel zurückkehren, hat jedoch kein Verständnis für den aktuellen Ärger über Mallorca-Urlaube. Es seien andere Urlauber als sonst: „Partymacher und der übliche Ballermann-Tourismus sind eindeutig nicht anwesend“, sagt sie. „Die Leute, die momentan zu uns kommen, essen etwas in Ruhe oder trinken einen Kaffee – Party macht hier keiner.“ Wie deutsche Politiker noch immer vom angeblichen Sauftourismus auf Mallorca sprechen können, sei ihr unverständlich. „Hier hat doch alles zu.“
Osterurlaub auf Mallorca ist in diesem Jahr zum Politikum geworden. Die deutschen Touristen auf der Baleareninsel sind mittlerweile zu einem Symptom für die Inkonsequenz in der Corona-Politik geworden.
Während die Hotels in Deutschland für touristische Reisen weiterhin geschlossen bleiben, können Ferienhungrige problemlos auf die Balearen fliegen, weil diese seit dem 14. März nicht mehr als Risikogebiet gelten. Das sorgt insbesondere bei den tourismusabhängigen Bundesländern für Ärger.
Dass Mallorca nicht mehr als Risikogebiet gilt, ließ die Buchungen prompt in die Höhe schnellen. Rund 40.000 deutsche Gäste werden jetzt in den Osterferien auf der Insel erwartet. Verglichen mit den Jahren vor der Pandemie ist das verschwindend wenig: Nach Angaben des mallorquinischen Hotelverbands FEHM kamen in den Osterferien im April 2019 knapp 424.000 Deutsche – zehnmal mehr als in diesem Jahr.
Der Bundesregierung sind die Oster-Urlauber dennoch ein Dorn im Auge. Sie hat deshalb ein grundsätzliches Reiseverbot für Urlaub im Ausland geprüft, das inzwischen aber wieder vom Tisch ist. Durchgesetzt hat sie dagegen, dass seit diesem Dienstag alle Urlauber vor der Rückkehr nach Deutschland einen negativen Corona-Test vorweisen müssen. Das kann ein PCR- oder Antigen-Test sein. Die Regel gilt vorerst bis zum 12. Mai.
Auf Mallorca bieten Labore und sogar einige Hotels die Tests an. Am Flughafen in Palma gibt es zwar auch ein Test-Zentrum. Doch das funktioniert nur mit vereinbarten Terminen und die sind rum um die Osterferien bereits alle vergeben.
Wer positiv getestet wird, muss auf der Insel in Quarantäne. Dafür hat die balearische Regierung ein Hotel bereitgestellt, dessen Kosten die europäische Krankenversicherung übernimmt. Dort sind derzeit bereits elf Menschen untergebracht, die entweder positiv getestet wurden oder engen Kontakt mit einem Infizierten hatten.
Zwei der elf sind deutsche Touristen. Wer dagegen in seiner Ferienwohnung oder seinem Hotel bleiben will, muss die Kosten selbst tragen. Viele Pauschalreisen enthalten eine Covid-Versicherung, die auch die Quarantäne im gebuchten Urlaubshotel abdeckt.
Kontrolle am Flughafen
Reiserückkehrer müssen einen negativen Corona-Test vorweisen.
Bild: AP
Auf den Balearen lag die Sieben-Tage-Inzidenz am 12. März nach einem gut zweimonatigen Lockdown bei 13 Fällen pro 100.000 Einwohnern. Inzwischen steigen die Neuinfektionen aber ebenso wie im Rest Spaniens wieder an. Am Montag lagen sie auf den balearischen Inseln bei 37 Fällen und damit deutlich näher am Grenzwert von 50, ab dem Deutschland ein Land als Risikogebiet einstuft.
Die Regionalregierung hat deshalb in der vergangenen Woche die Restriktionen wieder erhöht: Restaurants, die zuvor ein Drittel ihrer Kapazitäten in den Innenräumen auslasten konnten, dürfen jetzt nur noch die Terrassen öffnen. Um 17 Uhr galt ohnehin eine Sperrstunde und von 22 bis 6 Uhr eine Ausgangssperre.
Hotels dürfen zwar bis 22 Uhr in den Speiseräumen Essen servieren, doch nur für eine erheblich reduzierte Zahl an Gästen. „Wir haben deshalb verschiedene Essenszeiten eingerichtet – das machen wir sonst nur in der Hochsaison“, heißt es bei Tui. Die eigenen geöffneten Hotels auf Mallorca würden derzeit nur zu 70 bis 75 Prozent belegt, um Engpässe zu vermeiden.
„Im Spa-Bereich dürfen in der Sauna nur eine Person oder Bewohner desselben Haushalts sitzen, klimatisierte Pools oder Jacuzzis dürfen wir gar nicht öffnen“, sagt Juan Company, Direktor des Alcúdia Garden Aparthotels im Norden von Mallorca. Von den 238 Zimmern sind gerade einmal 50 mit ausländischen Touristen belegt – ausnahmslos Deutsche. In Regionen wie Alcúdia ist es noch deutlich ruhiger als an der Playa de Palma.
Strandbar an der Playa de Palma auf Mallorca
Für Restaurants und Urlauber gelten strenge Corona-Restriktionen.
Bild: Reuters
Am Dienstag hat die spanische Regierung zudem die Maskenpflicht im ganzen Land verschärft: Nun muss überall, unabhängig von der gewahrten Distanz, zu anderen Personen eine Maske getragen werden. Auf Mallorca war das bislang etwa am Strand beim Sonnenbad nicht nötig. Für den Tourismus dürften solchen Vorschriften nicht gerade förderlich sein.
Der liegt in vielen Gegenden auf Mallorca ohnehin noch brach. Als wahre Geisterstadt präsentiert sich der Urlaubsort Magaluf am westlichen Ende der Bucht von Palma. Bars, Restaurants und Klubs an der Partymeile Punta Ballena sind verrammelt und die Straßen fast menschenleer. In Magaluf verbringen vor allem Briten ihren Mallorca-Urlaub, doch in Großbritannien gilt ein striktes Reiseverbot.
Deutsche dürfen zwar reisen, aber die hitzige Debatte um die Oster-Urlauber auf Mallorca hat dazu geführt, dass mancher Tourist seine Ferien lieber geheim hält. Ein Unternehmer aus Hamburg will seinen Namen deshalb nicht in der Zeitung lesen und verzichtet auch darauf, Bilder seines Urlaubs auf Social-Media-Kanälen zu posten. „Wenn das Kunden oder Freunde mitbekommen, müssten wir uns nach der Rückkehr einiges anhören – und darauf können wir gut verzichten.“
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