Die Häfen von Mariupol und Odessa sind entscheidend für die Exporte der Ukraine. Ihr Verlust würde schwere ökonomische Schäden verursachen.
Mariupol
15 Kilometer von der sogenannten Kontaktlinie, der diplomatischen Umschreibung der Grenze zu den besetzten Gebieten, liegt die wichtige Hafenstadt Mariupol.
Bild: AP
Berlin, Mariupol Mit dem Einmarsch der Separatistengebiete von Luhansk und Donezk durch die russische Armee wächst in den weiteren Teilen des ukrainischen Donbass die Angst vor weiterer Landnahme. 15 Kilometer von der sogenannten Kontaktlinie, der diplomatischen Umschreibung der Grenze zu den besetzten Gebieten, liegt die wichtige Hafenstadt Mariupol.
Hier ist der Standort von Asowstahl und der Stahlhütte Iljitsch des reichsten Ukrainers: Rinat Achmetows Gruppe System Capital Management (SCM) kontrolliert nicht nur große Teile der ukrainischen Stahlindustrie, sondern auch Banken, Versicherungen, Telekom und weitere Industrien und Dienstleistungssektoren. Mariupol ist nach der 2014 erfolgten Einnahme seines Stammsitzes in Donezk eine seiner wichtigsten Basen.
„Die Anerkennung der Unabhängigkeit der selbst ernannten Republiken ist der erste, aber nicht der letzte Schritt“ des russischen Präsidenten Wladimir Putin, ist sich der Politikanalyst Pawel Sanin vom Zentrum für politische Konjunktur in Moskau sicher. Doch mit dem Fall Mariupols wäre auch der Weg frei für einen Landanschluss am Schwarzen Meer bis zur Krim. Vielleicht noch darüber hinaus nach Odessa, dem wichtigsten Exporthafen der Ukraine.
Dieses Gebiet nennen russische Nationalisten „Nowo-Rossija“, Neu-Russland. Sie wollen dies als angeblich traditionellen Teil des zaristischen russischen Imperiums wieder ans heutige Russland anschließen. Auch Putin hält mindestens die Teile bis zum Ostufer des Dnjepr nicht für die Ukraine, sondern für angeblich urrussisches Siedlungsgebiet. Seriöse Historiker bewerten dies anders.
Die Übernahme von Mariupol am Asowschen und von Odessa am Schwarzen Meer wäre für die Ukraine ein wirtschaftlicher Genickbruch. In Odessa betreibt die Hamburger HHLA ein Terminal, deutsche Investitionen wären also direkt betroffen. Stahlexporte und die Ausfuhr von Weizen und anderen Agrarprodukten der Ukraine würden mit dem Verlust der Häfen zum Erliegen kommen.
Das Land ist einer der wichtigsten Weizenexporteure der Welt, sie war einmal die „Kornkammer“ der Sowjetunion. Die weltberühmten, besonders ertragreichen Schwarzerde-Böden liegen vor allem im Osten und Südosten der Ukraine.
Schon beim Besuch von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock am 8. Februar in Mariupol äußerten Einwohner große Sorgen vor einem russischen Einmarsch: „Wann hört dieser Irrsinn endlich auf?“, fragten Anwohner. Jetzt werden in Kürze russische Panzer und Raketenwerfer 15 Kilometer östlich der strategisch wichtigen Stadt stehen.
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