PremiumDer britische Premier behauptet, dass Deutschland zeitweise eine schnelle ukrainische Niederlage bevorzugt hat. Die Bundesregierung äußert sich nicht.
Wolodimir Selenski und Boris Johnson
Der Ex-Premier, der während des Krieges mehrmals nach Kiew reiste, sagte, der russische Aufmarsch an den ukrainischen Grenzen sei ein Schock gewesen.
Bild: IMAGO/ZUMA Wire
Lissabon/London Die Bundesregierung soll nach Aussage des britischen Ex-Premierministers Boris Johnson vor Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine für eine rasche Aufgabe des angegriffenen Landes plädiert haben. Die Äußerungen von Johnson sorgten am Mittwoch für Aufsehen. Die Bundesregierung wollte die Äußerungen zunächst nicht kommentieren.
„Die deutsche Ansicht war zu einem bestimmten Zeitpunkt, dass es besser wäre – wenn es (der russische Angriff) denn passieren würde, was eine Katastrophe wäre –, wenn die ganze Sache schnell vorbei wäre und die Ukraine aufgeben würde“, zitierte der US-Sender CNN den früheren Regierungschef.
„Das konnte ich nicht unterstützen, ich hielt das für eine katastrophale Sichtweise“, sagte Johnson demnach. „Aber ich kann verstehen, warum sie so dachten und fühlten, wie sie es taten.“ Deutschland habe dafür „alle möglichen stichhaltigen wirtschaftlichen Gründe“ vorgebracht.
Die Aussagen machte Johnson dem Sender zufolge bereits am Montag in einem Gespräch mit CNN-Moderator Richard Quest in Lissabon. Sie erreichten aber erst am Mittwoch ein größeres Publikum.
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Der Ex-Premier, der während des Krieges mehrmals nach Kiew reiste, sagte, der russische Aufmarsch an den ukrainischen Grenzen sei ein Schock gewesen. „Wir konnten sehen, wie die Menge der russischen taktischen Bataillonsgruppen zunahm, aber verschiedene Länder hatten sehr unterschiedliche Ansichten“, sagte Johnson.
Viele westliche Regierungen hatten vor dem russischen Angriff befürchtet, dass die Ukraine aufgrund der Übermacht des russischen Militärs innerhalb weniger Tage geschlagen sein könnte.
Der ehemalige Regierungschef kritisierte auch Frankreich und Italien für ihre Haltungen vor Kriegsausbruch. Mit dem russischen Angriff am 24. Februar hätten sich die Ansichten aber geändert, betonte Johnson. „Was passierte, war, dass alle – Deutsche, Franzosen, Italiener, alle, (US-Präsident) Joe Biden – sahen, dass es einfach keine Option gab. Weil man mit diesem Typen nicht verhandeln konnte“, sagte Johnson mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin. „Das ist der springende Punkt.“ Johnson lobte vor allem die Reaktion der EU als „brillant“.
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×
Kommentare (2)