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03.02.2023

10:28

Ukraine-Krieg

Putin droht Deutschland deutlich am Stalingrad-Jahrestag

Premium80 Jahre nach der Schlacht um Stalingrad bedrohten deutsche Panzer erneut Russland, behauptet Putin. Der russische Präsident schreckt auch vor einem direkten Nazi-Vergleich nicht zurück.

Der russische Präsident schlug am 80. Jahrestag des Siegs der Roten Armee über die Wehrmacht in der Schlacht von Stalingrad bedrohliche Töne an. dpa

Wladimir Putin

Der russische Präsident schlug am 80. Jahrestag des Siegs der Roten Armee über die Wehrmacht in der Schlacht von Stalingrad bedrohliche Töne an.

Wolgograd 80 Jahre nach dem Sieg der Roten Armee über die Wehrmacht in der Schlacht um Stalingrad hat Kremlchef Wladimir Putin dem einstigen Gegner Deutschland vorgeworfen, sich in einen Krieg mit Russland hineinziehen zu lassen. „Es ist unfassbar, aber eine Tatsache: Wir werden erneut mit dem deutschen Panzer Leopard bedroht“, sagte Putin am Donnerstag bei einem Festakt in Wolgograd, das vorübergehend wegen des Jahrestags wieder Stalingrad genannt wurde. Auch Schilder mit dem Namen Stalingrad wurden in der Stadt an der Wolga aufgehängt.

Putin, der gegen die Ukraine seit fast einem Jahr Krieg führt, nutzte den Jahrestag der Schlacht, um die Angriffe auf das Nachbarland zu rechtfertigen. Während der Staatschef sich von Gästen bejubeln ließ, kämpfte die Ukraine mit den Folgen der jüngsten russischen Angriffe.

Nach einem Raketeneinschlag in ein Wohnhaus in der ostukrainischen Großstadt Kramatorsk stieg die Zahl der Verletzten auf mehr als 20. Drei Menschen wurden tot aus den Trümmern geborgen. Die EU demonstrierte unterdessen mit einem Besuch von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen einmal mehr Solidarität mit der Ukraine.

Wie im Zweiten Weltkrieg werde wieder auf dem Boden der Ukraine mit deutschen Waffen gegen Russland gekämpft, sagte Putin. Den Krieg gegen die Ukraine hat der 70-Jährige allerdings vor fast einem Jahr selbst begonnen.

Stalingrad-Jahrestag in Russland: Putin spricht Drohung gegen Deutschland aus

„Wir haben etwas, womit wir antworten. Und mit der Anwendung von Panzertechnik ist die Sache nicht erledigt. Das sollte jeder verstehen“, sagte der Anführer der Atommacht. Die Gäste eines Festkonzerts, bei dem Putin die kurze Rede hielt, reagierten begeistert.

Putin äußerte sich erstmals seit der Entscheidung Deutschlands, Panzer an die Ukraine zu liefern, öffentlich. Dabei warf er dem „kollektiven Westen“ eine antirussische Politik wie unter Nazi-Diktator Adolf Hitler vor. „Jetzt sehen wir leider die Ideologie des Nazismus in einem modernen Antlitz, in seiner modernen Ausprägung schafft er erneut eine Bedrohung für die Sicherheit unseres Landes“, behauptete Putin. Deutschland hat bereits mehrfach betont, keine Kriegspartei zu sein oder werden zu wollen.

Kritiker werfen Putin immer wieder vor, die für viele Russen heiligen Gedenktage zur Erinnerung an den Sieg der Sowjetunion gegen Hitler-Deutschland im Zweiten Weltkrieg für seine Propaganda hinsichtlich des Überfalls auf die Ukraine zu missbrauchen.

Putin legt in Gedenken an den sowjetischen Marschall Wassili Schukow einen Kranz an einem jener Orte nieder, die in der Schlacht von Stalingrad besonders umkämpft waren. AP

Russlands Präsident Wladimir Putin auf dem Mamajew-Hügel in Wolgograd

Putin legt in Gedenken an den sowjetischen Marschall Wassili Schukow einen Kranz an einem jener Orte nieder, die in der Schlacht von Stalingrad besonders umkämpft waren.

Den Krieg gegen die Ukraine hatte er am 24. Februar begonnen. Bis heute hält Russland rund 18 Prozent der Ukraine besetzt. Mit Raketen- und Drohnenangriffen hat Russland zuletzt auch gezielt Energieinfrastruktur in der Ukraine vernichtet, um das Land in Dunkelheit und Kälte zu stürzen. Immer wieder werden auch einfache Wohnhäuser getroffen, weshalb viele Zivilisten durch Putins Krieg sterben.

Putin nutzt das Gedenken an den Zweiten Weltkrieg: Stalin-Büste in Wolgograd enthüllt

Putin nutzt das Gedenken an den Zweiten Weltkrieg immer wieder, um seinen Überfall auf die Ukraine als eine Fortsetzung des Kampfs gegen den Nazismus zu rechtfertigen. Erst im Januar warf er der Führung in Kiew wieder vor, den ukrainischen Nationalistenführer Stepan Bandera (1909–1959), der Hitler damals geholfen habe, heute als Helden zu verehren. „Deshalb haben wir allen Grund, die derzeitigen ukrainischen Machthaber als neonazistisch zu bezeichnen“, sagte Putin bei einem Treffen mit Veteranen in St. Petersburg.

Laut Kreml traf sich Putin an der Wolga mit Vertretern von patriotischen und Jugendorganisationen. In Wolgograd wurde zudem eine Stalin-Büste enthüllt zur Erinnerung an den Sowjetdiktator Josef Stalin (1879–1953), der das Land damals zum Sieg geführt hatte.

Unter der Herrschaft des sowjetischen Diktators Josef Stalin kamen viele Millionen Menschen in der UdSSR zu Tode. IMAGO/SNA

Enthüllung einer Stalin-Büste in Wolgograd

Unter der Herrschaft des sowjetischen Diktators Josef Stalin kamen viele Millionen Menschen in der UdSSR zu Tode.

Die Schlacht von Stalingrad mit Hunderttausenden Toten innerhalb von 200 Tagen gilt als eine der schwersten und kriegsentscheidenden Niederlagen der deutschen Wehrmacht und damit als Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg. In den erbitterten Kämpfen wurde die Stadt fast vollständig zerstört.

Am 19. November 1942 begann der Gegenangriff der Roten Armee, im Zuge dessen die 6. Armee der deutschen Wehrmacht eingekesselt wurde. Am 2. Februar 1943 gingen die letzten Einheiten der Deutschen in Kriegsgefangenschaft. Seit 1961 trägt die Stadt den Namen Wolgograd.

Überlebende deutsche Soldaten verlassen nach der Kapitulation 1943 Stalingrad. In der Schlacht sind mehr als eine Million Menschen ums Leben gekommen. dpa

Schlacht um Stalingrad

Überlebende deutsche Soldaten verlassen nach der Kapitulation 1943 Stalingrad. In der Schlacht sind mehr als eine Million Menschen ums Leben gekommen.

In der Schlacht von Stalingrad kämpften damals viele Ukrainer in der Roten Armee an der Seite russischer Soldaten gegen Hitlers Truppen. Heute kämpfen die beiden Ex-Sowjetrepubliken gegeneinander. Nach dem Raketeneinschlag in einem Wohnhaus in der ostukrainischen Großstadt Kramatorsk im Gebiet Donezk forderte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski erneut eindringlich Hilfe des Westens gegen die russischen Angriffe. „Der einzige Weg, den russischen Terrorismus zu stoppen, ist, ihn zu besiegen. Durch Panzer. Kampfjets. Weitreichende Raketen“, schrieb er im Kurznachrichtendienst Twitter.

Bei ihrem Besuch in Kiew kündigte EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen weitere Sanktionen gegen Russland an. Das mittlerweile zehnte Paket mit Strafmaßnahmen gegen Russland solle bis zum 24. Februar – dem Jahrestag des russischen Einmarschs – beschlossen sein. Neben von der Leyen waren auch 15 andere Kommissionsmitglieder nach Kiew gereist, die an diesem Freitag zu einem EU-Ukraine-Gipfel zusammenkommen.

Erstpublikation: 02.02.23, 16:36 Uhr (zuletzt aktualisiert: 02.02.23, 18:07 Uhr).

Von

dpa

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