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13.09.2022

06:37

UN-Vollversammlung

Klimakrise: Gates, Soros und UN fordern Milliardenhilfen für Afrika

Von: Katharina Kort, Nicole Bastian

Ukrainekrieg und Klimakrise treffen Afrika hart. Bill Gates fordert Milliarden für die afrikanische Landwirtschaft, die Soros-Stiftung schlägt einen Solidaritätsfonds vor.

Die Folgen des Klimawandels schaden der Landwirtschaft auf dem Kontinent. dpa

Landwirtschaft in Afrika

Die Folgen des Klimawandels schaden der Landwirtschaft auf dem Kontinent.

New York, Düsseldorf Der UN-Generalversammlung stehen große Diskussionen bevor. Die armen Länder der Welt erhoffen sich mehr Hilfen von den Industriestaaten, deren Budgets wiederum vom Ukrainekrieg und der Pandemie geschwächt sind. Der Microsoft-Gründer und Philanthrop Bill Gates forderte gegenüber dem Handelsblatt, dass die reichen Staaten wegen ihrer Verantwortung für die Klimakrise vor allem der Landwirtschaft in Afrika helfen, die unter Dürre und fehlenden Getreidelieferungen besonders leidet.

„Die reiche Welt hat dieses gigantische Problem geschaffen, das Afrikas landwirtschaftliche Produktivität heute schon mit höheren Temperaturen schadet“, sagte Gates. Afrika könne seine Ernte verdoppeln, wenn die Weltgemeinschaft ausreichend in neues Saatgut investiert, das etwa gegen Dürre resistent ist.

Auch UN-Generalsekretär Antonio Guterres mahnte mehr Hilfe des globalen Nordens an. „Schäden und Verluste durch die Klimakrise sind keine Zukunftsdinge. Sie passieren jetzt, um uns alle herum“, sagte er jüngst in Pakistan, wo Überschwemmungen mehr als tausend Menschen getötet haben. Die Industriestaaten müssten einspringen und den ärmeren Ländern helfen.

Laut UN sind 71 Millionen Menschen durch die Preissteigerungen für Lebensmittel in die Armut abgerutscht. Der Chef des Welternährungsprogramms, David Beasley, erklärte, die Welt müsse jetzt handeln, um die Menschen etwa am dürregeplagten Horn von Afrika vor dem Verhungern zu retten.

Einer im August veröffentlichten Studie von McKinsey zufolge ist die Situation der weltweiten Nahrungsmittelversorgung derzeit schlechter als zur Zeit des Ausbruchs des Arabischen Frühlings vor rund zwölf Jahren. Bis Ende 2023 könnten demnach bis zu 60 Millionen Tonnen Getreide in der weltweiten Nahrungsmittelversorgung fehlen. Das entspricht dem Nahrungsangebot eines Jahres für bis zu 250 Millionen Menschen.

Zahlreiche ärmere Länder kämpfen mit den Folgen der Klimakrise. dpa

Überschwemmungen in Pakistan

Zahlreiche ärmere Länder kämpfen mit den Folgen der Klimakrise.

Allein die Ukraine exportiert in diesem Jahr mehrere Millionen Tonnen weniger Getreide – und die vor wenigen Wochen erstmals seit Kriegsausbruch im Februar wieder gestarteten Transporte per Schiff konnten die Lage nicht so entspannen wie erhofft. Auch für das kommende Jahr rechnet der McKinsey-Report damit, dass die Getreideproduktion in der Ukraine um 35 bis 45 Prozent unter den Vorjahren bleiben dürfte.

Open-Society-Präsident fordert zwei Prozent des BIP für Solidaritätsfonds

Mark Malloch-Brown, Präsident der Open Society Foundations des Philanthropen und Investors George Soros, sieht die Gefahr. dass sich die Regierungen der Industriestaaten zu sehr auf ihre inländischen Energie- und Lebensmittelpreisprobleme konzentrieren. So könnte die wichtige globale gemeinsame Kraftanstrengung gegen Hunger, Klimawandel und Ungleichheit unterbleiben, warnte er gegenüber dem Handelsblatt.

Malloch-Brown schaut dabei auf wichtige Treffen in diesem Herbst: die UN-Vollversammlung im September, das Weltbanktreffen im Oktober und den G20-Gipfel sowie den UN-Klimagipfel im November. Er warnt vor schweren politischen Unruhen in Entwicklungsländern wegen der gestiegenen und steigenden Lebensmittelpreise und Energiepreise.

Bei der letzten UN-Klimakonferenz waren mögliche Entschädigungen der Entwicklungsländer für die bei ihnen entstandenen Klimaschäden ein umstrittenes Thema. Im Climate Vulnerable Forum haben sich 48 Entwicklungsländer aus Asien, Afrika, der Karibik und Lateinamerika zusammengetan und votieren für solche Zahlungen. Sie vertreten rund 1,2 Milliarden Menschen.

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Malloch-Brown sieht die Notwendigkeit für einen globalen Solidaritätsfonds in Höhe von zwei Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts. „Damit könnten wir die grüne Transformation wieder zurück in die Spur bringen und Klimawandel, Ungleichheit und Gesundheitsprobleme bekämpfen“, sagte er.

In einer weltweiten Umfrage im Auftrag der Open Society Foundations unter mehr als 20.000 Menschen in 22 Ländern weltweit sprachen sich 58 Prozent der Befragten in Deutschland und Frankreich und 53 Prozent der US-Amerikaner dafür aus, zwei Prozent des Staatshaushalts für einen solchen Solidaritätsfonds zu verwenden.

Auch ein globaler Versicherungsfonds gegen Klimaschäden fand bei den Befragten in Frankreich und Deutschland eine Mehrheit. In den USA sprach sich genau die Hälfte der Umfrageteilnehmer dafür aus. Auch eine stärkere Regulierung der Lebensmittelpreise weltweit würden die Befragten insgesamt begrüßen.

Der jährliche „Goalkeepers Report“ der Bill & Melinda Gates Foundation kritisiert, dass der Ukrainekrieg und die Pandemie die Weltgemeinschaft weit zurückgeworfen haben. Der Bericht misst, inwieweit die nachhaltigen Entwicklungsziele erreicht wurden, die sich die Weltgemeinschaft 2015 gesetzt hat. Die Ziele reichen von Armutsbekämpfung über die Gleichstellung von Frauen bis zu Ernährungssicherheit, Gesundheit und Bildung. Um die Ziele bis 2030 noch zu erreichen, müsste die Welt dem Bericht zufolge fünfmal so schnell an den einzelnen Aspekten arbeiten.

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