Die Unterdrückung der Uiguren in China ist im Westen schon lange bekannt. Die „Xinjiang Police Files“ zeigen nun das Ausmaß. Doch wer sind die Uiguren, und weshalb unterdrückt China die Minderheit so stark?
Wer sind die Uiguren?
Die Uiguren sind die zweitgrößte muslimische Bevölkerungsgruppe in China. (Bild: Imago)
In den letzten Jahren gab es immer wieder Berichte darüber, dass China die Bevölkerungsgruppe der Uiguren massiv unterdrückt und ihre Menschenrechte verletzt. Die am Dienstag veröffentlichten Xinjiang Police Files verdeutlichen jetzt den Umfang, in dem die muslimische Minderheit misshandelt wird. Tausende bislang geheime Dokumente und Bilder zeigen, für welche vermeintlichen Vergehen Angehörige der Uiguren zu langjährigen Haftstrafen verurteilt werden.
Die Dokumente beweisen zudem Massenhaft und Folterung in Internierungslagern – in China „Schulungszentren“ genannt. China streitet die Vorwürfe ab. Wer aber sind die Uiguren, wo lebt die Minderheit, und weshalb werden sie von der chinesischen Regierung so stark unterdrückt?
Die Uiguren gehören zu den Turkvölkern und sind mit etwa zehn Millionen Angehörigen die zweitgrößte muslimische Bevölkerungsgruppe in China. Ihre Ursprünge liegen in Turkestan, einem Territorium in Zentralasien. Somit ist die Tradition der Uiguren zentralasiatisch geprägt, ethnisch sind sie mit den Türken verwandt. Auch die uigurische Sprache ähnelt dem modernen Türkisch.
Flagge der uigurischen Unabhängigkeitsbewegung
Die Flagge der uigurischen Unabhängigkeitsbewegung bei einem Protest in Hongkong. Halbmond und Stern stehen für den Islam. (Bild: Imago)
Seit dem 18. Jahrhundert leben die Uiguren mit Ausnahme von kurzen Unterbrechungen unter chinesischer Herrschaft. Vor allem in den letzten 70 Jahren wurden die Uiguren nach Angaben der Bundeszentrale für politischen Bildung(BPB) von den Han-Chinesen immer mehr politisch, wirtschaftlich und kulturell unterdrückt. Seitdem hat es immer wieder Unabhängigkeitsbewegungen vonseiten der Uiguren gegeben.
Der Großteil der Uiguren lebt in der autonomen Region Xinjiang im Nordwesten Chinas. China gliederte die Region 1949 nach dem Scheitern der von Uiguren dominierten Republik Ostturkestan ein.
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Damals machten die Uiguren noch 80 Prozent der dortigen Bevölkerung aus, heute nur noch etwa die Hälfte. Grund dafür ist der von der chinesischen Regierung vorangebrachte Zuzug von Han-Chinesen nach Xinjiang. Gleichzeitig fliehen immer mehr Uiguren aus China.
Die chinesische Regierung wirft den Uiguren aufgrund von Unruhen und Unabhängigkeitsbewegungen Terrorismus sowie Separatismus vor. Damit begründet sie ihre Politik gegen die muslimische Minderheit. Der Konflikt eskalierte laut BPB im Jahr 2008 durch einen Terrorangriff von Uiguren auf eine chinesische Polizeistation und die darauffolgenden Unruhen. Die Regierung in China nutzt das Ereignis bis heute als Vorwand, um noch stärker gegen die Minderheit vorzugehen.
Der aktuelle Staatschef Xi Jinping hat die Ausgrenzung und Unterdrückung der Uiguren nach weiteren Unruhen abermals deutlich verschärft. Vor allem die Überwachung der muslimischen Minderheit hat unter seiner Führung seit 2013 stark zugenommen.
Seit 2017 geht die chinesische Regierung in Xinjiang unter anderem mit Umerziehungsmaßnahmen in Internierungslagern gegen die Uiguren vor. Offiziell bezeichnet China die Lager als Schulungszentren, die von Uiguren freiwillig besucht werden können.
Mit Agenturmaterial
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