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31.01.2023

12:28

Arbeitsmarkt

Zahl der Arbeitslosen steigt auf mehr als 2,6 Millionen

Von: Frank Specht

Die Bundesregierung erwartet, dass Deutschland im laufenden Jahr eine Rezession erspart bleibt. Auf den Arbeitsmarkt wirken sich die Krisen aber trotzdem aus.

25.000 Bewerberinnen und Bewerber waren im Januar 2023 noch unversorgt und weitere 20.000 suchten trotz Alternative weiterhin eine Ausbildungsstelle. imago images/Fotostand

Auszubildende

25.000 Bewerberinnen und Bewerber waren im Januar 2023 noch unversorgt und weitere 20.000 suchten trotz Alternative weiterhin eine Ausbildungsstelle.

Berlin Trotz der geopolitischen Risiken erweist sich der Arbeitsmarkt in Deutschland weiter als robust. Allerdings deuten steigende Kurzarbeiterzahlen auf eine wachsende Unsicherheit hin. Sorgen bereitet der Bundesagentur für Arbeit (BA) das anhaltende Desinteresse junger Menschen an einer dualen Berufsausbildung.

Die Zahl der Arbeitslosen ist im Januar gegenüber dem Vormonat um 162.000 auf gut 2,6 Millionen gestiegen, wie die BA am Dienstag in Nürnberg mitteilte. Gegenüber dem Vorjahresmonat lag das Plus bei 154.000 Personen. Die Arbeitslosenquote kletterte um 0,3 Punkte auf 5,7 Prozent.

Der jahreszeitlich übliche Anstieg falle dieses Jahr aber gedämpfter aus als in früheren Jahren, sagte BA-Vorstandschefin Andrea Nahles. In den Jahren vor Corona seien im Januar 200.000 zusätzliche Arbeitslose durchaus üblich gewesen. Der Anstieg ist üblich, weil zum Jahresende viele Arbeitsverträge auslaufen und bestimmte Tätigkeiten beispielsweise in der Bauwirtschaft wegen der Winterwitterung nicht ausgeübt werden können.

„Der Arbeitsmarkt blieb auch am Jahresanfang stabil. Auswirkungen der geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten sind jedoch weiterhin erkennbar“, betonte Nahles. So bezogen im November 208.000 Beschäftigte konjunkturelles Kurzarbeitergeld. Der Wert ist weit entfernt von den Zahlen in der Hochphase der Coronapandemie, liegt aber rund doppelt so hoch wie in den Sommermonaten.

Die Nachfrage nach Arbeitskräften hat zwar zu Jahresbeginn leicht nachgelassen. Insgesamt zeige sich der Personalbedarf aber stabil auf vergleichsweise hohem Niveau. Es waren 764.000 Arbeitsstellen bei der Bundesagentur gemeldet, 27.000 weniger als vor einem Jahr.

Im Dezember war die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland saisonbedingt auf 2,454 Millionen gestiegen. dpa

Agentur für Arbeit

Im Dezember war die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland saisonbedingt auf 2,454 Millionen gestiegen.

Weniger junge Menschen auf der Suche nach Ausbildungsplatz

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung entwickele sich „weiter sehr gut“, sagte Nahles. Sie ist im November im Vergleich zum Vorjahresmonat nach Hochrechnungen der BA um 477.000 auf 34,9 Millionen Beschäftigte gestiegen.

Sorgen bereitet der BA das nach wie vor geringe Interesse junger Leute an einer Berufsausbildung. Schon bei der Bilanz des Ausbildungsjahres hatte die BA mit Blick auf die bis Ende September 2022 geschlossenen Ausbildungsverträge beklagt, dass sich die Schere zwischen Angebot und Nachfrage immer weiter öffne.

Daran hat sich auch in der sogenannten Nachvermittlungsphase wenig geändert. Von Oktober 2022 bis Januar 2023 waren rund 63.000 junge Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz, gut 4000 weniger als im letzten Jahr. Dem standen 82.000 gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen gegenüber, 4000 mehr als im Vorjahr.

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25.000 Bewerberinnen und Bewerber waren im Januar 2023 noch unversorgt, und weitere 20.000 suchten trotz Alternative weiterhin eine Ausbildungsstelle. Gleichzeitig waren 13.000 Ausbildungsstellen noch unbesetzt.

Für das neue Berichtsjahr 2022/23 gebe es bislang zwei Prozent weniger Bewerberinnen und Bewerber als im Vorjahreszeitraum, sagte Nahles. Die Zahl der betrieblichen Ausbildungsstellen übersteige den Vorjahreswert aber um drei Prozent.

Die sinkenden Bewerberzahlen hätten nichts mit der demografischen Entwicklung zu tun, denn die Zahl der Schulabgänger sei stabil, sagte Nahles. Es sei aber noch zu wenig gelungen, junge Menschen für eine duale Ausbildung zu begeistern.

In „digitalen Elternabenden“ will die BA nun verstärkt werben. Denn: „Die wichtigsten Berufsberater der jungen Leute sind immer noch ihre Eltern“, betonte Nahles. Außerdem gebe es einen statistischen Zusammenhang zwischen der Zahl der angebotenen Praktikumsplätze und der Zahl neu abgeschlossener Ausbildungsverträge. „Das Praktikum muss wieder einen höheren Stellenwert bekommen“, sagte die BA-Chefin.

Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger forderte die Politik auf, mehr für die Ausbildung zu werben. „Wir brauchen nicht nur Master – wir brauchen ebenso Meister. Das kann man gar nicht oft genug betonen.“

Auch die Rahmenbedingungen für Auszubildende müssten deutlich verbessert werden, etwa bei Jugendwohnprogrammen und bei den Azubi-Tickets. „Sonst verlieren wir den Kampf gegen Fach- und Arbeitskräftemangel – und damit ein Stück Wohlstand und Zukunftsfähigkeit“, sagte Dulger.

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