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16.03.2023

11:13

Konjunktur

Winterrezession laut Bundesregierung „jetzt nicht mehr auszuschließen“

Das Bundeswirtschaftsministerium hält ein Minus im zu Ende gehenden Quartal für möglich – und somit eine technische Rezession. Die Entwicklung sei aber eher kurzfristig.

Das Bruttoinlandsprodukt ist bereits im vierten Quartal 2022 um 0,4 Prozent gesunken. dpa

Spezialfahrzeuge für den Containerumschlag in Hamburg

Das Bruttoinlandsprodukt ist bereits im vierten Quartal 2022 um 0,4 Prozent gesunken.

Berlin Die Bundesregierung hält eine Winterrezession in Deutschland trotz zuletzt positiver Konjunkturdaten für möglich. „Eine 'technische' Rezession mit zwei aufeinanderfolgenden Quartalsrückgängen ist jetzt nicht mehr auszuschließen“, heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Monatsbericht des Bundeswirtschaftsministeriums.

Das Bruttoinlandsprodukt ist bereits im vierten Quartal 2022 um 0,4 Prozent gesunken, ein erneutes Minus im zu Ende gehenden ersten Quartal ist angesichts des schwächelnden Konsums infolge der Kaufkraftverluste denkbar. „Allerdings ist derzeit nicht von einem breiten und länger anhaltenden Abschwung auszugehen“, betonte das Ministerium.

Der positive Verlauf vieler Konjunktur- und Frühindikatoren spreche dafür, „dass der zu erwartende wirtschaftliche Abschwung eher begrenzt und vorübergehend sein dürfte“.

Der Arbeitsmarkt dürfte ungeachtet der befürchteten Konjunkturdelle robust bleiben. „Der Beschäftigungsaufbau hat sich zuletzt spürbar weiter fortgesetzt und die Zahl der Arbeitslosen blieb nahezu konstant“, betonte das Ministerium. „Angesichts des Fachkräftemangels bleiben die Unternehmen auf Personalsuche.

Viele Institute haben zuletzt ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr heraufgesetzt. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) rechnet jetzt mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von 0,5 Prozent, während die Bundesregierung derzeit nur von plus 0,2 Prozent ausgeht. „Der Konjunkturkompass zeigt wieder nach oben, allerdings bleibt die Aufwärtsdynamik verhalten“, sagte IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths.

Das in Essen ansässige RWI geht nun von einem Wachstum von 0,2 Prozent für dieses Jahr aus. Im Dezember wurde noch ein leichter Rückgang von 0,1 Prozent erwartet.

Definition: Was ist eine Rezession?

Rezession im eigentlichen Sinn

Im üblichen Konjunkturschema ist die Rezession der Abschwung nach einem wirtschaftlichen Boom. Das Schema zeigt jetzt aber eigentlich einen Aufschwung an, nachdem die meisten Folgen der Coronapandemie vorüber sein sollten. IfW-Vizepräsident Stefan Kooths hält Rezession daher aktuell nicht für den passenden Begriff: „Es bestehen weiterhin wichtige Auftriebskräfte, die für einen fortgesetzten Aufschwung sprechen.“

Technische Rezession: Wirtschaftswachstum

Eine populäre technische Definition der Rezession ist hingegen, dass eine Volkswirtschaft zwei aufeinanderfolgende Quartale mit schrumpfender Wirtschaftsleistung vorweist. Daran ist Deutschland aktuell noch knapp vorbeigeschlittert. Im vierten Quartal 2021 hatten die Auswirkungen der Pandemie für ein Minus von 0,3 Prozent gesorgt, im ersten Vierteljahr 2023 stand dann ein leichtes Plus von 0,2 Prozent.

Technische Rezession: Wirtschaftsauslastung

Die führenden Institute definieren eine Rezession etwas komplizierter: Sie stellen die Frage, wie hoch die Wirtschaftsleistung in Deutschland im Optimalfall wäre, wenn also alle Arbeiter und Maschinen genau wie vorgesehen genutzt würden. Das ist das sogenannte Produktionspotenzial. Ist die Wirtschaft wie aktuell in der Krise, produziert sie weniger, als sie laut Potenzial eigentlich könnte. Steigt diese Unterauslastung zwei Quartale in Folge an, sprechen die Institute von einer technischen Rezession.

Eine solche hat schon ein Dreivierteljahr lang vorgelegen, vom dritten Quartal 2021 bis zum ersten Quartal 2022. Laut den Institutsprognosen nimmt die Unterauslastung seitdem aber wieder ab, ab 2023 soll sich Deutschland dann sogar in einer Überauslastung wiederfinden.

Nachlassende Materialenpässe dürften zum Aufwärtstrend beitragen. Auch im laufenden ersten Vierteljahr dürfte es zu einem Wachstum reichen: Das IfW geht von einem Plus von „gut 0,2 Prozent“ aus, während das Münchner Ifo-Institut ein Minus von 0,2 Prozent voraussagt. Für das Jahr 2024 rechnet das IfW nun mit einem Wachstum von 1,4 Prozent, das Ifo sogar von 1,7 Prozent.

Von

rtr

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