Der weltgrößte Lastwagenbauer steigert Umsatz und Ergebnis deutlich, erreicht seine Margenziele aber nur knapp. Und in Russland fallen Kosten an.
Daimler Truck
Daimler produziert weiter auch Lkw unter der Marke Mecedes-Benz. Das Russlandgeschäft musste nun wertberichtigt werden.
Bild: Daimler AG
München Daimler Truck will mit der Vorlage der ersten Bilanz als eigenständiges Unternehmen am Donnerstag beweisen, dass es zu den wichtigsten Konzernen des Landes zählt – auch ohne den Glanz der einstigen Mutter Mercedes-Benz. In der laufenden Woche wurde Daimler Truck in den deutschen Leitindex Dax aufgenommen.
Vorstandschef Martin Daum ist jedenfalls „sehr stolz“ darauf, was sein Team im vergangenen Jahr geleistet hat: „Trotz des Gegenwinds durch Covid-19 und Engpässe in der Lieferkette haben wir unsere finanziellen Ziele erreicht.“ Tatsächlich konnte der weltgrößte Nutzfahrzeughersteller seinen operativen Gewinn versiebenfachen, auf 3,4 Milliarden Euro.
Auch unter dem Strich steht nach einem Verlust im Vorjahr wieder ein deutliches Plus. Der Absatz legte um ein Fünftel zu, der Umsatz um etwa zehn Prozent auf fast 40 Milliarden Euro.
Auch die um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite steigerte Daimler Truck durch gezieltes Sparen von 1,9 auf 6,1 Prozent deutlich. Gleichwohl hatte der Konzern seinen Aktionären eine Marge von bis zu acht Prozent in Aussicht gestellt. Daimler hat damit nur das Minimum der eigenen Ziele für 2021 erreicht. Wichtige Wettbewerber sind nahezu doppelt so profitabel: Volvo Truck und Paccar glänzten zuletzt mit Gewinnspannen über elf Prozent.
Daimler Truck will diese Lücke zu seinen Rivalen bis 2025 schließen. Bereits im laufenden Jahr will der Konzern seine adjustierte Marge auf bis zu neun Prozent steigern. Dabei hilft, dass dem Konzern bereits Aufträge für 590.000 Fahrzeuge vorliegen – über ein Drittel mehr als im Vorjahr und so viele wie noch nie.
„Wir sind fest entschlossen, unser erstes Jahr als eigenständiges Unternehmen zu einem erfolgreichen Jahr für Daimler Truck zu machen“, bekundet CEO Daum. Er will den Umsatz seines Unternehmens dieses Jahr auf bis zu 47,5 Milliarden Euro steigern. Jedoch dämpfen Chipmangel und höhere Rohstoff- und Energiepreise die Erholung des Geschäfts. An der Börse wurden die Zahlen und Prognosen sehr positiv aufgenommen: Die Aktie stieg nach Verkündung zwischenzeitlich zum Vortag um 9,6 Prozent auf 26,20 Euro.
Und in Russland schreibt Daimler Truck rund 200 Millionen Euro ab. „Wir verfolgen einen vorsichtigen Ansatz und werden im ersten Quartal 2022 alle unsere russlandbezogenen Vermögenswerte wertberichtigen“, kündigte Jochen Goetz, Finanzchef von Daimler Truck, am Donnerstag an. Diese „Einmalaufwendungen“ infolge des Ukrainekriegs würden außerhalb des operativen Ergebnisses verbucht. Daimler Truck hat seine Aktivtäten in Russland komplett eingefroren, wie viele andere westliche Unternehmen auch.
Der Konzern steht aufgrund seiner jahrelangen Kooperation mit dem russischen Lkw-Riesen Kamaz massiv in der Kritik. Das Bündnis mit Kamaz war zwar stets auf zivile Nutzfahrzeuge beschränkt. Gleichwohl beliefert Kamaz das russische Militär separat seit Jahren auch mit Panzerwagen wie dem „Typhoon-K“, einem 20-Tonner, der selbst Minen und Sprengfallen standhält. Und über seinen einstigen Mutterkonzern Mercedes-Benz ist Daimler Truck de facto mit 15 Prozent am gesamten Kamaz-Konzern beteiligt.
Der Angriffskrieg Russlands hat die Beziehung zu Kamaz völlig verändert. Der Konzern hat seine beiden Vertreter aus dem zwölfköpfigen Verwaltungsrat von Kamaz abgezogen und will sich von den Anteilen an dem Unternehmen schnellstmöglich trennen. Doch dieser Prozess ist komplex und offenbar langwierig.
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