Investoren aus „unfreundlichen Staaten“ dürfen Anteile an einigen Unternehmen nicht mehr verkaufen. Besonders Energie-Unternehmen und Banken sind betroffen.
Moskau
In Ausnahmefällen kann Wladimir Putin Sondergenehmigungen erlassen.
Bild: IMAGO/SNA
Riga, Frankfurt Kremlchef Wladimir Putin erschwert einigen ausländischen Ölfirmen und Banken den Ausstieg aus dem Russland-Geschäft. Bis zum 31. Dezember dieses Jahres dürfen Investoren aus Staaten, die Russland als „unfreundliche Länder“ einstuft, keine Transaktionen mit Anteilen an bestimmten, strategisch wichtigen russischen Unternehmen aus dem Energie- und Finanzbereich mehr tätigen.
Einen entsprechenden Erlass unterzeichnete Russlands Präsident am vergangenen Freitag. Zur Gruppe dieser Staaten gehören unter anderen alle EU-Staaten, die USA, das Vereinigte Königreich, Südkorea und Taiwan.
Von dem Verbot betroffen sind Transaktionen mit Wertpapieren, die das Stammkapital bilden, sowie mit Rechten und Pflichten oder mit Anteilen und Verträgen, auf deren Grundlage in Russland Investitionsprojekte umgesetzt werden.
Der Erlass sieht dabei allerdings eine besondere Rolle für den Präsidenten vor: In Ausnahmefällen kann Putin Sondergenehmigungen erlassen, wie aus dem Dokument hervorgeht. Transaktionen, die trotz des Verbots ablaufen, werden fortan als nichtig angesehen.
Die Regierung des Landes hat nun zehn Tage Zeit, Putin eine Liste der betroffenen Unternehmen zur Genehmigung vorzulegen. Explizit werden im Text aber bereits zwei Unterfangen erwähnt: erstens Sachalin I, ein Projekt zur Förderung von Erdöl und Erdgas nahe der Insel Sachalin im Pazifischen Ozean, und zweitens das Ölfeld Charjaga in Nordrussland.
Betroffen ist im Falle von Sachalin I vor allem der US-Ölkonzern Exxon Mobil, der das Feld betreibt. Der Konzern hatte bereits am 1. März verkündet, man werde als Reaktion auf Russlands Angriff auf die Ukraine am 24. Februar Schritte zum Ausstieg aus dem Projekt einleiten.
Wenige Tage vor Veröffentlichung des Erlasses hatte Exxon erklärt, man führe Gespräche, um seinen 30-prozentigen Anteil an Sachalin I auf ein namentlich nicht genanntes Unternehmen zu übertragen. Dort förderte das Ölunternehmen im vergangenen Jahr etwa 227.000 Barrel pro Tag.
>> Lesen Sie hier: „HSBC wird zum Präzedenzfall“: Moskau will Rückzug ausländischer Kreditinstitute blockieren
Das weit kleinere Ölfeld Charjaga förderte im vergangenen Jahr etwa 31.000 Barrel pro Tag. Die französische Total Energies hatte im Juli bekanntgegeben, ihren 20-prozentigen Anteil an dem Feld an das staatliche russische Ölunternehmen Zarubezhneft zu übertragen, das das Projekt betreibt. Auch die norwegische Equinor, die 30 Prozent hält, sagte Ende Mai, dass sie das Feld verlassen werde.
Auch ausländische Banken, die ebenfalls von dem Erlass betroffen sind, versuchen schon seit einiger Zeit, sich wegen Russlands Invasion in der Ukraine weiter aus Russland zurückzuziehen. Zu den Banken mit größten Russland-Engagement zählen die österreichische Raiffeisen Bank International (RBI), die amerikanische Citi sowie die italienische Unicredit. Doch die russische Regierung arbeitet daran, den Rückzug der ausländischen Kreditinstitute zu blockieren.
Erst Ende Juli hatte die britische Großbank HSBC erklärt, sie wolle ihr Russland-Geschäft an die Expobank verkaufen. Damals hieß es, der Abschluss der Transaktion müsse noch von russischen Behörden genehmigt werden. Eine Entscheidung dazu gibt es bislang noch nicht. Ein HSBC-Sprecher erklärte auf Anfrage, dass sich an ihrer Position nichts verändert habe. RBI, Citi und Unicredit lehnten einen Kommentar ab.
Erstpublikation: 08.08.2022, 10:43 Uhr
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×
Kommentare (14)