Wladimir Putin hat wiederholt mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht. Doch über welche nuklearen Waffen verfügt Russland eigentlich? Ein Überblick.
Eine moderne strategische russische Atomrakete vom Typ Topol-M
Mit über 6000 nuklearen Sprengköpfen ist Russland die größte Atommacht der Welt.
Bild: dpa
Berlin Wladimir Putin hat in einer Fernsehansprache erneut mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht. Russland werde alle Mittel einsetzen, um seine territoriale Unversehrtheit zu schützen, sagte der russische Präsident. Putin meint damit offensichtlich auch die ukrainische Halbinsel Krim, die Russland seit 2014 als Teil seines Staatsgebiets betrachtet.
Bereits Ende Februar 2022 hatte Putin im Zuge des Ukraine-Kriegs angeordnet, die Abschreckungswaffen der Atommacht in besondere Alarmbereitschaft zu versetzen. Im damaligen Video des Kremls sprach Putin von „Abschreckungswaffen“, nicht explizit von „Atomwaffen“.
„Wie Sie sehen können, ergreifen die westlichen Länder nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht unfreundliche Maßnahmen gegen unser Land“, sagte Putin im Februar im Staatsfernsehen. Dabei bezog er sich auf die Sanktionen der EU und der Nato-Länder gegen Russland, Putin selbst und einige seiner Vertrauten. Als Reaktion auf Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine hatte der Westen eine Reihe russischer Banken vom Zahlungsinformationssystem Swift abgeklemmt.
Seit den Provokationen stellt sich umso mehr die Frage, wie viele Atomwaffen Russland besitzt und ob diese Putin als realistische Option vorschweben. Ein Überblick:
„Ich weise den Verteidigungsminister und den Generalstabschef an, die Abschreckungskräfte der russischen Armee in besondere Kampfbereitschaft zu versetzen“, ordnete Putin am 27. Februar an. Wie der Name schon sagt, meint der Präsident mit „Abschreckungskräften“ all jene Waffensysteme, die einen Angriff auf Russland abschrecken sollen.
Konkret umfassen diese Abschreckungskräfte ein massives Arsenal an ballistischen Raketen mit konventionellen Sprengköpfen, moderne Marschflugkörper und Kurzstreckenraketen, sowie Hyperschallwaffen. Auch Atomwaffen sind Teil dieses Arsenals – diese nannte Putin jedoch nicht explizit. Hyperschallwaffen und Atomwaffen haben gemeinsam, dass „eine Abwehr dagegen kaum möglich ist“, sagte Militärexperte und Journalist Thomas Wiegold der tagesschau24.
Russlands Atomwaffen sind auf festen Raketensilos, mobilen Abschussrampen und auf U-Booten stationiert. Dazu kommen Langstreckenbomber, die entsprechende Waffen tragen können.
Laut der Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb) gehören Atomwaffen zu den Massenvernichtungswaffen. Der Einsatz einer solchen Bombe – auch Nuklear- oder Kernwaffe genannt – wäre verheerend. „Je nach Größe und Explosionsort (am Boden oder in der Luft) kann eine einzige Atombombe größere Flächen zerstören und damit auch viele zehntausende bzw. sogar hunderttausende Menschen töten“, schreibt die bpb.
Zur Herstellung solcher Waffen benötigt man Uran oder Plutonium, also radioaktives Material. Die Wirkung einer Atombombe beruht auf Kernfusion oder Kernspaltung.
Im Januar 2021 war Russland im Besitz von 6255 nuklearen Sprengköpfen, wie das Stockholmer Friedensinstitut Sipri angibt. 2020 waren es noch 6375.
Damit ist Russland die größte Atommacht der Welt, knapp gefolgt von den USA. Die beiden Länder besitzen gemeinsam rund 93 % aller Atomwaffen weltweit.
Neben Russland und den USA besitzen sieben weitere Länder Atomwaffen und entsprechende Trägersysteme, um diese auch einsetzen zu können. Diese Länder sind China, Frankreich, das Vereinigte Königreich, Pakistan, Indien, Israel und Nordkorea.
Das amerikanische Arsenal macht einen Großteil der Nato-Kernwaffen aus: 5550 nukleare Sprengköpfe besaß das Land im Jahr 2021. Die beiden weiteren Nato-Atommächte Frankreich, mit 290 nuklearen Sprengköpfen, und das Vereinigte Königreich, mit 225 nuklearen Sprengköpfen, liegen weit darunter.
Deutschland selbst gilt zwar nicht als Atommacht, dennoch gibt es auch hierzulande Atomwaffen. Als Mitgliedstaat der Nato sind nukleare Waffen und entsprechende Trägersystem in Deutschland stationiert. Diese „nukleare Teilhabe in der Nato“ erklärt das Bundesministerium für Verteidigung mit der Notwendigkeit einer Abschreckung, sollte es zu einem Krieg mit Kernwaffen kommen. Ein deutscher Standort für nukleare Waffen soll der Militärstützpunkt Büchel sein: 15 bis 20 Atombomben sind dort angeblich gelagert. Offizielle Angaben seitens der Regierung gibt es nicht dazu.
Laut Sipri sind fast 4000 der weltweiten Atomwaffen einsatzbereit. Davon befinden sich etwa 1800 Atomwaffen in ständiger Höchstalarmbereitschaft, so die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN). Die sogenannte „Launch-On-Warning“-Strategie erlaube es ranghohen Offizieren, einen Atomschlag anzuordnen, sobald entsprechende Sensoren vor ankommenden feindlichen Raketen warnen. Die Kernwaffen in Höchstalarmbereitschaft können ihr Ziel innerhalb weniger Minuten erreichen, so die ICAN.
Erstpublikation: 28.02.2022, 21:10 Uhr.
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