Woran sie seriöse Spendenorganisationen erkennen.
Ein Fünf-Euro-Schein wird in eine Spendendose gesteckt.
Bild: dpa
In diesen Tagen schaut die Welt auf den Ukraine-Krieg. Viele Menschen wollen helfen, zeigen Flagge und Solidarität mit der Ukraine. Viele wollen die Betroffenen im ukrainischen Kriegsgebiet auch finanziell unterstützen und spenden Geld für humanitäre Hilfen. An Spendenaktionen und -organisationen mangelt es nicht. Doch mit welcher kommen Spenden auch in der Ukraine an? Wie Sie seriöse Spenden-Organisationen erkennen und worauf Sie achten sollten.
Worauf muss ich beim Spenden achten?
Seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine spenden die Menschen Geld für humanitäre Hilfe. Die Spenden sollen die Menschen im Kriegsgebiet und die vielen Flüchtenden aus der Ukraine erreichen. Aber woran erkennt man eine seriöse Spendenorganisation?
Eines der wichtigsten und aussagekräftigsten Dokumente ist der Jahresbericht. Dieser Bericht listet, wie die Spendenorganisation ihr Geld eingenommen und wofür sie es ausgegeben hat. Anhand der Zahlen ist zum Beispiel ersichtlich, welche Spendenhöhe eingegangen und wie viel Geld in Projekte geflossen ist. Auch, wie hoch die Verwaltungskosten waren, findet sich im Jahresbericht.
Ein weiteres Indiz für eine seriöse Spendenorganisation ist das DIZ-Siegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI). Dieses Gütesiegel bescheinigt, dass die Organisation transparent und wirtschaftlich sparsam arbeitet. Siegel-Träger verpflichten sich freiwillig, DZI-Standards zu erfüllen. Sehr kleine Spendenorganisationen haben oft kein DZI-Siegel, da die Beantragung und Prüfung mit höheren Kosten verbunden ist.
Spenden: Bei welcher Organisation kommt mein Geld in der Ukraine an?
Viele der Siegel-Organisationen rufen außerdem derzeit zu Spenden auf. Darunter folgende:
- Bündnis Entwicklung Hilft – Gemeinsam für Menschen in Not e.V.Nach eigenen Angaben stehen die Bündnis-Mitglieder in engem Kontakt mit ihren Partnern in der Ukraine. Diese organisieren wiederum die Lieferung von Hilfsgütern in die Region und verteilen Nahrungsmittel, Wasser, Hygieneartikel, Medikamente und Heizmaterial. Sofern es die Sicherheitslage in der Ukraine erlaube, werden weitere Hilfsmaßnahmen initiiert. Die Bündnis-Mitglieder unterstützen auch die Versorgung geflüchteter Menschen in den Grenzregionen der Nachbarländer. Längerfristige Unterstützungsangebote an den Zufluchtsorten seien ebenfalls vorgesehen.
- Ärzte der Welt e.V. Die Hilfsorganisation bittet unter anderem auf betterplace.org Spenden, psychosoziale Hilfe, Medikamente und medizinisches Material bereitzustellen. Die in der Ukraine tätigen Teams von Ärzte der Welt wurden mit der Invasion evakuiert. Sie konnten aber lokalen Krankenhäuser mit medizinischer Ausrüstung und Verbandsmaterial für die Behandlung von Verletzten versorgen, wie Ärzte der Welt angibt. Über eine Hotline biete die Hilfsorganisation Betroffenen psychosoziale Beratung. Man wolle auch Hilfe für Geflüchtete leisten. Sobald es die Situation zulasse, sollen die Teams Betroffene erneut medizinisch und psychologisch versorgen.Einem Tweet der ärztlichen Hilfsorganisation zufolge befanden sich am 3. März noch rund 80 Mitarbeitende vor Ort in der Ukraine; Psychologen und Geburtshelfende führen ihre Arbeit teilweise online weiter. Ärzte der Welt ist seit 2015 in der Ukraine aktiv, berichtet Direktor François De Keersmaeker in einem Youtube-Video.
- Save the Children Deutschland e.V. Save the Children Deutschland ist seit 2014 in der Ostukraine aktiv. Aktuell seien Mitarbeitende und Freiwillige direkt an der Ukraine-Grenze sowie in Aufnahmezentren im Einsatz, um die Ankommenden mit dem Nötigsten zu versorgen. In vier provisorischen Geflüchtetenlagern im Nordosten Rumäniens habe die Organisation Schutz- und Spielräume eingerichtet. Weitere fünf Aufnahmelager versorgen die Ankommenden mit Nahrung, Kleidung, Gesundheitsdiensten und weiteren Leistungen. Auch eine regionale Unterstützung will Save the Children ausweiten und zudem Menschen auf der Flucht Schutz geben. Die Organisation will auch, falls nötig, die Hilfe für Geflüchtete in den europäischen Nachbarländern verstärken. Psychologische Hilfe leistet die Organisation außerdem auch in Deutschland. Für den Anschub dieser Projektarbeit hat die Organisation nach eigenen Angaben 100.000 Euro bereitgestellt, 19 Millionen sollen international als Soforthilfe kommen.
- Aktion Deutschland Hilft e.V. An der „Aktion Deutschland Hilft“ sind unter anderem mehrere Unfall-Notdienste beteiligt. In der ukrainischen Stadt Ivano-Frankivsk haben die Malteser Anfang März begonnen, Geflüchtete unter anderem mit Zelten, Feldbetten und Decken zu versorgen und medizinisch und psychologisch zu betreuen, erklärt die Aktion Deutschland Hilft in einer Mitteilung vom 1. März. Die Johanniter haben in der Zentralukraine gemeinsam mit ihrem Partner zunächst 2.600 Hilfspakete aus Deutschland verteilt. Die Organisationen CARE und das Kinderhilfswerk Stiftung Global Care versorgen mit Partnerorganisationen Schutzsuchende in der Ukraine mit sauberem Trinkwasser, Lebensmitteln und Hygieneartikeln. Eine akute Nothilfe bereite die Arche noVa mit seinem Partner in der Ostukraine vor. Die Bündnisorganisation „Help - Hilfe zur Selbsthilfe“ unterstütze über lokale Partner außerdem betroffene Familien mit finanziellen Hilfen, etwa für Transport- oder andere Evakuierungskosten. Insgesamt 20 Hilfsorganisationen unterstützen aktuell die Betroffenen des Krieges in der Ukraine.
- UNO-Flüchtlingshilfe e.V. In einem Liveticker berichtet die Flüchtlingshilfe der Vereinen Nationen über aktuelle Hilfsmaßnahmen. So habe das UN-Flüchtlingskommissariat UNHCR unter anderem Hilfsgüter, Lebensmittel, Decken oder Klappbetten in die Ukraine geliefert. Das Flüchtlingskommissariat koordiniert nach eigenen Angaben den Hilfseinsatz mit Partnern auf lokaler und regionaler Ebene, um die Zufluchtsländer in ihrer Hilfe für Flüchtende zu unterstützen. Der UNHCR hat Vertretungen in Polen, Ungarn, Belarus, Rumänien sowie der Russischen Föderation und deckt auch Moldawien und die Slowakei ab – zusätzliches Personal wird gerade aufgestockt. Seit 1994 ist der UNHCR in der Ukraine aktiv. Er ist mit 115 Mitarbeitern in sechs Büros im ganzen Land vertreten.
- humedica e.V. Die internationale Hilfsorganisation gibt an, geflüchtete Menschen aus der Ukraine mit Nahrungsmitteln, wärmenden Mitteln wie Schlafsäcken oder medizinischen Artikeln wie Verbandsmaterialien zu versorgen. Humedica habe zwei Einsatzteams an die ukrainische Grenze entsendet, die in Polen und Rumänien weitere Hilfe auf den Weg bringen und koordinieren sollen. Die Organisation berichtet unter anderem in sozialen Netzwerken wie Instagram von der Lage vor Ort.
Jeder der oben aufgelisteten Organisationen hat einen niedrigen bis angemessenen Anteil an Werbe- und Verwaltungskosten.
Lokale Organisationen: Spenden-Möglichkeiten in der eigenen Stadt
Auch lokal rufen viele Vereine und Anlaufstellen zur Spende auf. Organisationen wie der Deutsch-Ukrainische Verein Blau-Gelbes Kreuz
oder die Berliner Bürgerinitiative Moabit bitten um Geld- oder Sachspenden, organisieren das Angebot an Unterkünften für Geflüchtete oder suchen weitere Helfende. Finden lassen sich solche Angebote etwa über die Google-Suche mit dem Stichwort „Ukraine Spenden“ plus konkretem Städte- oder Ortsnamen. Auf ihrer Website oder in sozialen Medien informieren viele der Organisationen über ihren Einsatz der Spendengüter und ihre Arbeit im Ukraine-Krieg.
Allgemeine Tipps zum Spenden:
- Wenn die Organisation kein DZI-Siegel trägt: Überprüfen Sie die Kompetenz der Hilfsorganisation anhand von Kontakten und Verbindungen vor Ort sowie einer Abstimmung mit anderen Hilfsorganisationen.
- Geldspenden vor Sachspenden: Geldspenden können Hilfsorganisationen flexibler einsetzen. Sachspenden sollten nur beigesteuert werden, wenn die Organisationen oder Betroffene gezielt darum bitten.
- Wer dennoch haltbare Lebensmittel, Hygieneartikel und Co. spenden möchte, sollte sich an die örtlichen Verbände wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK) oder die Caritas wenden.
- Bettenbörse: Personen, die Geflüchteten aus der Ukraine ein kostenloses Bett anbieten möchten, können sich auf dem Portal #Unterkunft Ukraine registrieren lassen.
- Das DZI empfiehlt, die Spende „ohne ausdrückliche Zweckbindung“ an eine seriöse Hilfsorganisation zu überweisen, die in der Ukraine tätig ist. Dadurch können Organisationen das Geld bei veränderter Lage flexibler und effizienter einsetzen.
- Zügig, aber nicht überstürzt spenden: Wer einem Spendenaufruf folgen möchte, sollte sich zuerst gut informieren und die Organisation wohlüberlegt auswählen, um einen Missbrauch des Geldes zu verhindern. Fehlende Kompetenz der Organisation führt ebenso wie der Missbrauch dazu, dass das gespendete Geld nicht erfolgreich eingesetzt werden kann.
- Risiko bei Social Media-Aufrufen: In sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram, Twitter und Co. gibt es hunderte ungefilterte Spendenaufrufe. Es fehlt eine Auflistung mit sorgfältig ausgewählten Hilfsorganisationen, wie in seriösen Zeitungen. Sie sollten nur spenden, wenn Sie die Person oder Firma hinter dem Aufruf persönlich kennen und ihr vertrauen. Die Checkliste des DZI für sicheres Spenden kann helfen, die Seriosität einer Spendenorganisation zu überprüfen.
So berichtet das Handelsblatt über die Entwicklungen im Ukrainekrieg: