Die Tübinger Firma forscht an einem Corona-Impfstoff und wird von der EU mit bis zu 80 Millionen Euro gefördert. Das Geld soll in eine neue Produktionsanlage fließen.
Curevac
Wann ein Impfstoff von Curevac zugelassen und breit bei Patienten eingesetzt werden könnte, ließ das Management am Dienstag offen.
Bild: imago images/Eibner
Frankfurt Die Tübinger Biotechfirma Curevac will mit einer Förderung von bis zu 80 Millionen Euro durch die EU-Kommission ihre Produktionskapazitäten zur Impfstoffherstellung deutlich ausbauen. Das Unternehmen erforscht zur Zeit zwei Vakzinkandidaten gegen das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 und geht davon aus, im Frühsommer mit einem der beiden Kandidaten in die erste Phase der Erprobung am Menschen zu gehen.
Wie das Management in einer Telefonkonferenz bekannt gab, soll das Geld in den Ausbau einer neuen Produktionsanlage fließen, in der künftig bis zu vier Milliarden Impfstoffdosen pro Jahr hergestellt werden könnten.
Die Europäische Kommission hatte Curevac am Montagabend bis zu 80 Millionen Euro finanzielle Unterstützung angeboten, um die Entwicklung und Produktion eines Impfstoffs gegen das Coronavirus in Europa voranzubringen.
Die EU habe Curevacs Forschung früh unterstützt und werde nun wieder finanziell helfen, twitterte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nach einer Videokonferenz mit dem Management der Biotechfirma. „Wir müssen so schnell wie möglich einen Impfstoff finden, der der ganzen Welt hilft“, so von der Leyen. Bereits 2014 hatte die EU Curevac im Rahmen ihres Forschungs- und Innovationsprogramms unterstützt.
Der Initiative von der Leyens waren turbulente Tage für das Tübinger Biotechunternehmen vorausgegangen. Laut Medienberichten vom Wochenende habe die US-Regierung Curevac ein Übernahmeangebot gemacht und wolle eine exklusive Belieferung der USA mit dem Coronavirus-Impfstoff erreichen.
„Wir haben kein Übernahmeangebot bekommen“, betonte der stellvertretende Curevac-Vorstandsvorsitzende Franz-Werner Haas in der Telefonkonferenz. Auch habe es keine Offerten an die Curevac-Forscher oder über exklusiv für die USA bereitzustellende Herstellungskapazitäten gegeben, so Haas weiter.
Bereits am Montag hatte Friedrich von Bohlen, Geschäftsführer der Beteiligungsgesellschaft Dievini von Curevacs-Hauptaktionär Dietmar Hopp gegenüber dem Handelsblatt betont, dass es kein Angebot an Curevac gegeben habe. Allerdings war die Firma als einziges deutsches Unternehmen zusammen mit anderen Pharma- und Biotechfirmen ins Weiße Hause eingeladen worden.
Wann ein Impfstoff von Curevac zugelassen und breit bei Patienten eingesetzt werden könnte, ließ das Curevac-Management am Dienstag offen. Es dürfte sich schätzungsweise aber mindestens um einige Monate handeln.
Miteigentümer Dietmar Hopp macht dagegen Hoffnungen, dass Curevac bereits im Herbst einen Impfstoff gegen das Coronavirus liefern könnte. „Bei positivem Verlauf könnten wir ungefähr im Frühsommer mit klinischen Tests beginnen“, sagte der SAP-Gründer und Mäzen des Fußball-Bundesligisten Hoffenheim der „Bild“. Weil der Druck enorm hoch sei, sollte es mit der Genehmigung durch die Behörden schneller gehen als in anderen Fällen. „Wir wären also in der Lage, den Impfstoff im Herbst zu liefern“, sagte Hopp.
Um die Entwicklung voranzutreiben, hatte Curevac in der vergangenen Woche den Erfinder der Technologie, Unternehmensgründer Ingmar Hoerr, wieder zum CEO gemacht. Der Wechsel sei im Einvernehmen mit dem seit 2018 amtierenden CEO Daniel Manichella erfolgt, sagte von Bohlen, der auch im Aufsichtsrat von Curevac sitzt, in der Telefonkonferenz am Dienstag. Mit den Vorgängen im Weißen Haus habe der Wechsel nichts zu tun.
Hoerr kann allerdings aus gesundheitlichen Gründen den CEO-Posten derzeit nicht antreten. Bis wann, sei unklar, sagte von Bohlen. Deshalb führt jetzt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Franz-Werner Haas die Geschäfte.
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×