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23.12.2022

10:07

Industrie 4.0

Immer mehr Einsatzorte für automatisierte Outdoor-Roboter

Von: Axel Höpner

Autonome Industrieroboter arbeiten derzeit meist nur in Fabrikhallen. Das Start-up Innok hat nun besonders robuste Geräte für die Verwendung im Freien entwickelt.

Roboter von Innok Robotics im Outdoor-Bereich Innok

Innok-Roboter am Lehrbergwerk der TU Freiberg

Das Start-up will sein Geschäftsmodell rund um Industrieroboter jetzt skalieren.

München In den Fabrikhallen setzen sich autonome, mobile Transportroboter zunehmend durch. „Doch an den Hallentoren ist dann meistens Schluss“, sagt Innok-Gründer Alwin Heerklotz dem Handelsblatt. Das Unternehmen aus der Nähe von Regensburg hat sich auf Outdoor-Roboter spezialisiert, die sowohl drinnen auf unebenem Untergrund, aber auch draußen fahren können.

Zum Einsatz kommen die besonders robusten Geräte zum Beispiel bei der Bewässerung von Friedhöfen, für Inspektionsaufgaben im Bergbau und zum Transport auf Firmengeländen. „Es gibt im Outdoor-Bereich ein immenses Potenzial zur Automatisierung“, ist Heerklotz überzeugt.

Nach den ersten Pilotprojekten und der Lieferung von Fahrzeugen, beispielsweise für das Forschungs- und Lehrbergwerk der TU Freiberg, kommt Innok in diesem Jahr erstmals auf siebenstellige Umsätze und will das Geschäft jetzt skalieren. „Im Jahr 2030 wollen wir 100 Millionen Euro Umsatz erzielen“, sagt Finanzvorstand Peter Mauritz.

Industrie 4.0: Roboter von Innok Robotics bei Mercedes im Einsatz

In einer neuen Finanzierungsrunde konnte Innok jetzt Heinz Ferchau, Gründer des großen deutschen Ingenieurdienstleisters Ferchau, als Investor gewinnen. „Besonders beeindruckt haben mich die Outdoor-Fähigkeiten der AMRs von Innok Robotics, die ich so noch nirgendwo gesehen habe“, sagte der Unternehmer. Insgesamt hat das Start-up fünf Millionen Euro eingesammelt.

Autonome mobile Roboter (AMR) konnten sich in der Industrie anfangs nur langsam durchsetzen. Die Preise waren hoch, die Einbindung in die Logistik- und Produktionsprozesse schwierig. Das ändert sich gerade. In der neuen, digital vernetzten Vorzeigefabrik „Factory 56“ von Mercedes-Benz sind Hunderte davon unterwegs und bringen etwa die Motoren und die Sitze für die S-Klasse zur Montage.

Aktuell ist der Markt für autonome mobile Transportfahrzeuge etwa drei Milliarden Dollar groß. Laut einer Studie von Mordor Intelligence könnte er bis 2026 auf 14 Milliarden Dollar wachsen.

Auch der Weltrobotikverband IFR prognostiziert hohe Wachstumsraten: „Die mobile Robotik ist ein sehr dynamisches Entwicklungsfeld – wir erwarten hier spannende Fortschritte in den nächsten zehn Jahren“, heißt es von dem Verband. Die mobilen Roboter würden immer leichter und flexibler. Fortschritte bei Sensoren und Software führten dazu, dass sich die Transportmaschinen immer sicherer auch in Außenumgebungen bewegen könnten.

Der Markt dürfte nach Einschätzung von Experten deutlich wachsen. Innok

Innok-Roboter auf einem Werksgelände

Der Markt dürfte nach Einschätzung von Experten deutlich wachsen.

Eingesetzt werden die autonomen Transportroboter insbesondere in der Intralogistik – also zum Beispiel für den Transport von Teilen in der Fabrik oder auf dem Werksgelände. Hinzu kommen zum Beispiel Reinigungs- und Inspektionsaufgaben.

Mit der wachsenden Relevanz kommt es zu einer ersten Konsolidierung. Hersteller klassischer Roboter und Automatisierungsspezialisten drängen verstärkt in das Segment vor. So übernahm ABB den Anbieter Asti Mobile Robotics. Der Maschinenbauer Jungheinrich integrierte Arculus. Das Münchener Start-up entwickelt mobile Roboter, aber auch die notwendige Software, um diese zu steuern und in die Logistik- und Fertigungsprozesse einzubinden.

Robotik: Innok reagiert auf steigende Nachfrage nach Automatisierung

Im Outdoor-Bereich sieht Innok eine große Marktlücke. Die Maschinen müssen robuster sein, über ausreichend Akkukapazitäten verfügen und das Zusammenspiel von Sensorik und zum Beispiel GPS-Informationen beherrschen. „Dieses Feld ist so gut wie unbesetzt“, sagt Finanzvorstand Mauritz. „Der Markt ist aber riesig.“ Durch den Fachkräftemangel werde die Nachfrage noch weiter steigen.

Zum Einsatz kommen Innok-Roboter zum Beispiel in Minen von K+S in schwieriger Umgebung. „Da will ja niemand auf dem Gefährt sitzen“, sagt Gründer Heerklotz.

„Es gibt im Outdoor-Bereich ein immenses Potenzial zur Automatisierung.“ Innok

Innok-Gründer Alwin Heerklotz

„Es gibt im Outdoor-Bereich ein immenses Potenzial zur Automatisierung.“

Mobile Roboter könnten diese Aufgaben inzwischen gut selbstständig erledigen. Das gelte zum Beispiel für die Kärcher-Maschine, die draußen den Boden reinigt, oder mobile Bewässerungssysteme für Friedhöfe. Als Kunden konnten bereits Konzerne wie Infineon, Mercedes und Nokia gewonnen werden.

Industrieroboter: Industrie 4.0 gegen den Fachkräftemangel

Ein mobiler Transporter kostet 80.000 bis 100.000 Euro. „Das amortisiert sich für viele Kunden in einem Jahr“, sagt Finanzchef Mauritz. Schließlich müssten die ja in jedem Fall ein Fahrzeug kaufen, das ansonsten auch noch einen Fahrer brauche.

Konkurrenz gibt es von verschiedenen Seiten. Da sind zum einen Agrar-Spezialisten wie die Baywa, die zum Beispiel Hackroboter für die Landwirtschaft entwickeln. Die Maschinen sind ähnlich wie bei Innok sehr robust, bedienen aber ein engeres Segment.

Vor allem Start-ups wie Energy Robotics setzen auf Lösungen für zwei- und vierbeinige Roboter, die zum Beispiel Inspektionsaufgaben in Autofabriken und auf Ölplattformen übernehmen sollen. Der Branchenverband IFR schätzt, dass im kommenden Jahr weltweit bereits mehr als 37.000 Inspektions- und Wartungsroboter verkauft werden können.

Erstpublikation: 20.12.2022, 19:42 Uhr.

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