Die aktuellen Modelle wie die D6 vertreibt der Kamerahersteller weiter. Den Markt übernehmen mittelfristig endgültig Smartphones und Systemkameras.
Nikon D6
Die Spiegelreflexkamera wird die letzte Neuentwicklung des japanischen Herstellers sein. Die bereits erhältlichen Apparate werden aber weiter verkauft.
Bild: Nikon
Tokio Nikon ist ein Pionier der Spiegelreflexkamera. Seit 1959 trieb der japanische Hersteller die Revolution der Fotografie mit an, die Japans Kameramarken bis heute die Weltmarktführerschaft bei Digitalkameras einbrachten. Nun beendet der Konzern diese Epoche. Nikon bestätigte, was viele erwartet hatten: Das Unternehmen stellt die Entwicklung neuer Spiegelreflexkameras ein.
Die knappen Ressourcen sollen auf spiegellose Systemkameras konzentriert werden, die den digitalen Spiegelreflexkameras den Rang abgelaufen haben. Denn das System ohne schweren und großen Klappspiegel und Glasprisma ermöglicht kleinere Kameras und Objektive, neue Funktionen und vor allem einfachere Videoaufnahmen.
Nikons letzte neue Spiegelreflexkamera ist damit die D6 von 2020. Diese und andere bestehende Modelle sollen allerdings vorerst weiterverkauft werden, inklusive der Objektive.
Damit korrigiert Nikon den Fehler, zu lange auf digitale Spiegelreflexkameras gesetzt zu haben. In diesem Bereich lieferte sich der Hersteller von Präzisionsoptik jahrzehntelang ein Duell mit dem Lokalrivalen Canon um den Platz des weltgrößten Herstellers. Auf dem Höhepunkt des Digitalkamerabooms um das Jahr 2010 setzten die Kamerahersteller weltweit mehr als 100 Millionen Stück pro Jahr ab.
Danach verloren die Hersteller diesen lukrativen Markt an Smartphones. Gleichzeitig griffen Elektronikhersteller wie Sony und Panasonic sowie Marken wie Olympus und Fujifilm die beiden Kamerariesen an, indem sie ein neues Marktsegment schufen: spiegellose Kameras mit Wechselobjektiven. Sony – weltgrößter Hersteller von Bildsensoren, der sich traditionelles Kamera-Know-how durch den Kauf von Konica Minolta ins Haus geholt hatte – dominierte dieses Segment lange. Es war die richtige Wette, wie Statistiken der japanischen Vereinigung der Kamerahersteller zeigen, deren Daten mit dem Weltmarkt gleichgesetzt werden: Im Rekordjahr 2017 erreichte der Absatz von Systemkameras mit Wechselobjektiven 11,7 Millionen Stück.
Doch dann flaute auch hier das Geschäft ab, unter anderem weil Smartphone-Hersteller ihre Geräte mit immer besseren Kameras ausstatten. 2021 verkauften die Kameraproduzenten nur noch 5,3 Millionen Einheiten. Aber die Spiegellosen verloren weniger Kunden als die Spiegelreflexkameras. Nikons Kamerasparte sackte zeitweise in die Verlustzone.
Erst 2018 stiegen auch Canon und Nikon in das für sie neue Segment mit Vollformatkameras ein. Darunter versteht man Fotoapparate, deren Sensor so groß ist wie früher das Negativ beim Kleinbildfilm. Und damit war das Schicksal von Spiegelreflexkameras besiegelt. 2020 überholte diese neue Gattung mit 2,9 Millionen Kameras erstmals die Spiegelreflexsysteme, die sich nur noch 2,4 Millionen Mal verkauften.
2021 legten die neuen Fotokameras weiter zu, während die Traditionskameras an Boden verloren.
Nur fand sich Nikon in dem neuen Segment plötzlich in einer ungewohnten Position wieder: der der Nummer drei. Canon, finanziell und technologisch besser aufgestellt als Nikon, kämpft nun mit Sony um die Krone der Kamerahersteller.
Nikon konzentriert sich nun darauf, die Rückstände aufzuholen. Das neue spiegellose Topmodell Z9, das 120 Fotos pro Sekunde schießen kann, wird von vielen Testern gelobt. Damit wahrt der Traditionskonzern seine Chance, auch künftig in der Spitze eines schrumpfenden Kameramarktes mitzuspielen.
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×
Kommentare (1)