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15.10.2020

11:09

Galaxy Z Fold 2 im Test

Beim zweiten Mal klappt’s richtig: Wie Samsung sein Falt-Smartphone überarbeitet hat

Von: Christof Kerkmann

Aus Smartphone mach Tablet – Samsung hat das Fold 2 nachgebessert. Die Hardware ist hochwertig, die Software hat immer noch Schwächen. Ein Test.

Das Galaxy Z Fold 2 – so der Name in voller Länge – lässt sich mit einem Griff zu einem Tablet aufklappen. Christof Kerkmann

Großer Bildschirm

Das Galaxy Z Fold 2 – so der Name in voller Länge – lässt sich mit einem Griff zu einem Tablet aufklappen.

Düsseldorf Samsung hat in den vergangenen Monaten viel experimentiert: Der größte Smartphone-Hersteller der Welt will Smartphones mit flexiblen Bildschirmen als neue Kategorie etablieren. Bislang mit durchwachsenem Erfolg.

So stellte der koreanische Konzern im vergangenen Jahr zunächst das Galaxy Fold vor, verschob die Markteinführung aber, weil einige Tester versehentlich eine schützende Folie abknibbeln konnten. Bei einer überarbeiteten Version war diese besser befestigt. Seit Anfang dieses Jahres gibt es mit dem Z Flip zudem ein Lifestyle-Gerät mit Klappmechanismus.

Jetzt hat Samsung mit dem Galaxy Z Fold 2 die nächste Iteration der Technologie auf den Markt gebracht – und kräftig an der Zuverlässigkeit gearbeitet. Ein Test zeigt: Die Hardware wirkt inzwischen ausgereift, bei der Software ist allerdings immer noch einiges zu tun.

Grundsätzlich ist das Galaxy Z Fold 2 ein leistungsfähiges Smartphone mit Topausstattung einschließlich 5G-Antenne, wie man es bei einem Preis von 1950 Euro auch erwarten darf. Das ist für Samsung aber nicht ungewöhnlich. Was das Modell besonders macht, ist der faltbare Bildschirm: Im Handumdrehen wird aus einem wuchtigen Smartphone im Hochformat ein dünnes Mini-Tablet im Vier-zu-drei-Format.

Der Bildschirm ist beeindruckend: hell, scharf, farbtreu. Hier spielt Samsung eine bekannte Stärke aus. Der zusätzliche Platz auf dem Display – insgesamt sind es 7,6 Zoll – macht sich bezahlt, wenn man durchs Fotoalbum blättert, Filme guckt oder Spiele spielt. Auch digitale Zeitungsausgaben wirken in diesem Format besser als auf einem gewöhnlichen Smartphone. Die Falte zwischen den zwei Hälften in der Mitte ist zwar bei genauem Hinsehen wahrnehmbar, stört aber nicht weiter.

Viele Apps nutzen die Möglichkeiten des Bildschirms jedoch nicht aus. Wegen des ungewöhnlichen Formats bleiben neben vielen Filmen und Fotos schwarze Balken – das lenkt nicht ab, verschenkt aber Potenzial. Einige Anwendungen vergrößern die Darstellung zudem nur. Da wäre sicherlich mehr möglich.

Samsung hat ein stabiles Scharnier entwickelt

Die Klapp-Technologie ist neu, weshalb die erste Generation etwas unausgereift wirkte. In der Zwischenzeit haben die Entwickler daran gearbeitet, diese Probleme zu beheben, was sich beim Fold 2 positiv bemerkbar macht.

So fühlt sich der Touchscreen mehr nach Glas als nach Plastik an – zum Einsatz kommt ein Gemisch vom deutschen Zulieferer Schott, „Ultra Thin Glass“ genannt. Zudem ist der Rand zwischen Gehäuse und Bildschirm schmaler geworden.

Obwohl die beigelegte „Pflegeanweisung“, in der Samsung vor Beschädigungen des Bildschirms warnt, eine gewisse Skepsis hervorruft, fühlt sich das Gerät im Alltag robust an. Man hat nicht den Eindruck, dass sich die Folie lösen oder die Halterung nachgeben könnte. Gerade über das Scharnier haben sich die Entwickler viele Gedanken gemacht: Es bietet nun mehr Stabilität – und es erlaubt, den Bildschirm in verschiedenen Winkeln zu halten.

Das ist beispielsweise nützlich, wenn man mit dem Fold 2 eine Videokonferenz abhält oder ein Selfie schießt und die Kamera in der Waagerechten bleiben soll. Oder das Gerät als eine Art Mini-Laptop einsetzt – so ist es in der Notiz-App möglich, die untere Hälfte für die virtuelle Tastatur und die obere für den Text zu verwenden.

Das Smartphone lässt sich als eine Art Mini-Notebook nutzen, allerdings unterstützen bislang nur wenige Apps die geteilte Darstellung. Christof Kerkmann

Geteilter Bildschirm

Das Smartphone lässt sich als eine Art Mini-Notebook nutzen, allerdings unterstützen bislang nur wenige Apps die geteilte Darstellung.

Auch zusammengeklappt taugt das Fold 2 als Smartphone. Allerdings eines, das ganz schön aufträgt: Es ist ungefähr so dick wie zwei herkömmliche Geräte – den Kameraknubbel nicht eingerechnet – und mit 280 Gramm auch um einiges schwerer als die meisten Modelle.

Zusammengeklappt fühlt sich das Smartphone ziemlich klobig an. Reuters

Galaxy Z Fold 2

Zusammengeklappt fühlt sich das Smartphone ziemlich klobig an.

Anders als in der ersten Generation füllt der Bildschirm an der Vorderseite nun das volle Format. Das bedeutet: Er ist sehr hoch, aber sehr schmal. Mitteilungen lesen ist gut möglich, Nachrichten tippen eher nicht.

Das Falt-Phone ermöglicht Multitasking

Damit sich dieses außergewöhnliche Konzept sinnvoll nutzen lässt, hat Samsung das Betriebssystem Android anpassen müssen – da es bislang kaum Smartphones mit faltbaren Bildschirmen gibt, hat Google dafür noch keine eigene Version entwickelt.

Auf dem Startbildschirm hat der koreanische Konzern beispielsweise ein Schnellstartmenü eingerichtet, über das Nutzer mehrere Apps nebeneinander starten können. Recherchen auf einer Webseite lassen sich beispielsweise per „Drag & Drop“ ins E-Mail-Programm ziehen. Praktisch.

Das gilt auch für einige Apps, die sich auf die beiden Bildschirmhälften aufteilen, wenn man den Bildschirm nur halb öffnet – „Flex Mode“ nennt Samsung das. Das Kameraprogramm, das der Elektronikhersteller mitliefert, zeigt beispielsweise oben eine große Vorschau, unten die Einstellungen.

Eine nützliche Funktion: Ist das Smartphone halb aufgeklappt, dient die Unterseite als Halterung. Christof Kerkmann

Kamera mit Vorschau

Eine nützliche Funktion: Ist das Smartphone halb aufgeklappt, dient die Unterseite als Halterung.

Und Youtube spielt oben Videos ab und zeigt unten die Details dazu an. Allerdings unterstützen bislang nur wenige Anwendungen diesen Modus.

Fazit: Samsung demonstriert mit dem Fold 2, dass es in der Kategorie der Falt-Phones Potenzial sieht. Der Marktführer hat die Hardware deutlich weiterentwickelt. Bei der Software gibt es nach wie vor Schwächen – damit Apps die Möglichkeiten des Bildschirms ausreizen, müssen die Entwickler Arbeit investieren. Das werden sie aber wohl nur tun, wenn mehr von diesen Geräten auf dem Markt sind.

Davon ist zunächst nicht auszugehen. Das Design ist zwar attraktiv für Nutzer, die immer einen großen Bildschirm dabei haben und mit einem markanten Design die Blicke auf sich ziehen wollen (wenn sie denn mal aus dem Homeoffice kommen).

Mit einem Preis von knapp unter 2000 Euro handelt es sich aber eindeutig um ein Produkt, das auf Enthusiasten zielt. Daran dürfte selbst ein großzügiges Eintauschprogramm nicht viel ändern. Bis die Technologie in der Breite ankommt, kann Samsung weiterexperimentieren.

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