PremiumMit dem rollenden, smarten Bildschirm will Amazon eine neue Produktkategorie etablieren. Doch allzu viel kann der Roboter fürs Zuhause noch nicht.
Amazon stellt Haushaltsroboter Astro vor
Der rollende Winzling mit einem Bildschirm als Gesicht soll einmal 1500 Dollar kosten.
Bild: dpa
San Francisco Amazons Hardware-Events sind seit einiger Zeit überraschender als die des einstigen „One More Thing“-Unternehmens Apple. Der weltgrößte Onlinehändler stellt oft kurios-futuristische Geräte vor, deren Markteinführung aber oft Jahre in der Zukunft liegt. Dieser Tradition bleibt Amazon treu.
An diesem Dienstag war die Schlussüberraschung bei dem Event der autonome Heimroboter Astro. Der rollende Winzling mit einem Bildschirm als Gesicht soll einmal 1500 Dollar kosten. Die ersten Käufer, die es auf eine Warteliste schaffen, sollen ihn bereits Ende des Jahres für 1000 Euro erhalten.
Allerdings zählt Amazon Astro als ein „Day One“-Produkt, dessen breite Markteinführung noch länger dauern könnte. „Heiß aus dem Labor“, wie es Philipp Berger, Deutschlandchef für Alexa, nennt. Auch ein Start in Deutschland scheint noch weit in der Zukunft zu liegen.
Mit Kamera und Display ist der einem kleinen Bruder von Wall-E aus dem gleichnamigen Pixar-Film ähnelnde Roboter bislang eine Art rollender Echo Show, der etwa mobile Video-Anrufe ermöglicht. Statt viel über die Funktionen des Roboters zu sprechen, ließ Amazon mehrere Robotiker auftreten, die Astros Fähigkeiten lobten, Hindernissen auszuweichen.
So richtig nützlich wirkt Astro allerdings noch nicht, sondern er scheint eher der Einstieg in eine neue Kategorie zu sein. Charlie Tritschler, Amazons Vizepräsident für Geräte, fragte rhetorisch, ob „irgendjemand glaubt, dass wir in fünf bis zehn Jahren keine Heimroboter haben werden?“ Bei Amazon jedenfalls niemand.
Außerdem entwickelt Amazon sein bekanntes Portfolio an smarten Lautsprechern, Türkameras und -klingeln weiter. Die größte Neuerung ist ein Echo Show mit einem 15,6 Zoll großen Bildschirm, der an der Wand befestigt wird und mehr einem Fernseher als einem Lautsprecher mit Display gleicht.
Miriam Daniel, Vizepräsidentin für Echo und Alexa, nannte das Gerät einen „Küchen-Fernseher“, der vor allem als smarter Familienkalender und Schaltzentrale für Smart-Home-Geräte dienen kann.
Amazon hat für das Gerät einen neuen KI-Chip namens AZ2 entwickelt, der die Verarbeitung von Daten auf dem Gerät und damit den Schutz der Privatsphäre der Nutzer verbessern soll. Anders als Astro wird der Echo Show 15 bald auch in Deutschland verfügbar sein und 250 Euro kosten.
Hardware ist nicht Amazons Hauptgeschäft. Die Preise für die Geräte gelten als gerade so kostendeckend. Geräte wie die kabellose Video-Türklingel Blink für 60 Euro oder eben der Echo Show 15 sollen Amazon als Zentrale des vernetzten Zuhauses etablieren.
Dazu stößt der Technologiekonzern aus Seattle recht forsch in neue Produktkategorien vor. Dass das Portfolio ziemlich unübersichtlich wird und manches einst vorgestellte Produkt nie auf den Markt kommt, scheint eingepreist zu sein. Wo Apple sich müht, öffentliche Fehlschüsse zu vermeiden, ballert Amazon aus allen Rohren.
Seine Ring-Überwachungskameras und -Alarmanlagen hat Amazon auf diese Weise zumindest in den USA gut etabliert – die fliegende Ring-Heimdrohne soll ein Jahr nach ihrer Vorstellung zumindest für Käufer auf einer Einladungsliste ausgeliefert werden.
Der klare Kundennutzen. Der Traum vom Android-Assistenten fürs Zuhause ist uralt, außer Staubsauger- und Wisch-Robotern hat sich aber nie einer durchgesetzt. Geringe Intelligenz oder Unfähigkeit, Hindernissen auszuweichen, war dabei allenfalls ein Faktor. „Drei Dinge sind bei Robotern für Privatleute wichtig“, sagte der Robotik-Unternehmer Paolo Pirjanian dem Handelsblatt im vergangenen Jahr. „Der Preis, der Preis und der Preis.“
Astro dürfte mit 500 Dollar nicht günstig genug sein, um mehr Menschen als ein paar wohlhabende Technik-Enthusiasten zu begeistern. Erst wenn der Roboter fähig wird, seinen Besitzern Aufgaben im Haushalt abzunehmen, könnte sich das ändern.
Im geringeren Maße gilt das sogar für Amazons Echo-Geräte. Die werden von den meisten Nutzern vor allem als sprachbegabte Jukeboxen verwendet. Die Funktion als Familienkalender und als Fernseher beim Gemüseschneiden ist immerhin ein Fortschritt.
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