In der Coronakrise ist seine Fitness-Marke rasant gewachsen. Doch der Tod eines Kindes und ein verspäteter Rückruf werden nun zur Bewährungsprobe für John Foley.
John Foley
Der Peloton-CEO muss mit der großen Rückrufaktion einen ersten Rückschlag im Corona-Boom hinnehmen.
Bild: Bloomberg
New York Eigentlich kannte der Gründer des edlen Fitnessgeräteherstellers Peloton John Foley in der Pandemie nur gute Nachrichten. Als die Welt das eigene Heim nicht mehr verließ und Fitnessstudios geschlossen waren, boomten seine Laufbänder und Trimmräder. Der Umsatz eilte von einem Rekord zum nächsten und auch der Aktienkurs der New Yorker Firma kletterte immer weiter nach oben.
Doch dann kam es zum Super-GAU: Im April kam ein sechsjähriges Kind durch das Gerät seiner Eltern ums Leben, weil es unter das Band gezogen worden war. Obwohl die Verbraucherbehörde einen Rückruf forderte, weigerte sich der 50-jährige Gründer und CEO zunächst.
Der Aktienkurs rutschte immer weiter nach unten und erreichte am letzten Mittwoch seinen vorläufigen Tiefpunkt im laufenden Jahr mit 82,62 Dollar.
Erst diese Woche hat Foley eingelenkt und gibt sich nun reumütig: „Peloton hat einen Fehler mit seiner anfänglichen Reaktion auf die Forderung der Verbraucherschutzbehörde gemacht, die Tread+ zurückzurufen“, erklärte er mit Blick auf das Laufbandmodell seiner Firma. Das Unternehmen hätte von Anfang an besser reagieren müssen.
Foley stellte den Verkauf der Laufbänder ein und will nun an der Sicherheit der Geräte arbeiten. Außerdem bietet Peloton seinen Kunden eine komplette Rückerstattung an, wenn sie ihre Laufbänder zurückgeben wollen. Laut der Verbraucherbehörde liegen Informationen zu mehr als 70 Unfällen mit Kindern oder auch Haustieren vor. Die beliebten Standfahrräder sind von der Aktion nicht betroffen.
Für Foley selbst ist der tödliche Unfall wohl die schwerste Bewährungsprobe in seiner Karriere. Der New Yorker mit MBA der Harvard Business School und Stationen als CEO der Online-Einladungs-Plattform Evite und des Onlinehandels der Buchhandelskette Barnes & Noble hat das Unternehmen vor neun Jahren gegründet. Peloton bietet mehrere 2000 Dollar teure Fahrräder mit eingebautem Display an und verkauft dazu Streamingkurse im Abo. Die Trainer haben teilweise wahre Fangemeinden.
Heute ist Peloton eine der bekanntesten Fitnessmarken weltweit, zu deren Fans die Sängerin Jennifer Lopez ebenso gehört wie der Schauspieler Hugh Jackman und der jamaikanische Sprinter Usain Bolt. Auch der Deutsche Fußball-Bund hat eine Partnerschaft mit Peloton angekündigt.
Seit durch Corona die Fitnessstudios vielerorts geschlossen sind, hat Peloton an der Lieferkette arbeiten müssen, um mit den Lieferungen nachzukommen. Im jüngsten Quartal hat Foley den Umsatz um 141 Prozent auf 1,26 Milliarden Dollar gesteigert und damit die Erwartungen der Analysten übertroffen. Auch der Verlust fiel mit 8,6 Millionen Dollar geringer aus als erwartet.
Doch im laufenden vierten Quartal rechnet Foley nun wegen der Probleme mit den Laufbändern mit einem Umsatzeinbruch und erwartet nur noch 915 Millionen Dollar an Erlös.
Peloton-Laufband
Im April kam ein sechsjähriges Kind ums Leben, nachdem es unter das Band gezogen worden war.
Bild: AFP
Auch der Aktienkurs ist mittlerweile weit von seinem Rekord im Januar entfernt. Dennoch vertrauen die Investoren grundsätzlich dem New Yorker Unternehmen, das bisher noch keinen Gewinn geschrieben hat und bewerten es immer noch mit mehr als 25 Milliarden Dollar. Am Montag kletterte der Aktienkurs von Peloton trotz der Rückrufaktion und auch wegen der guten Quartalszahlen um zwischenzeitlich fast zwei Prozent.
Dabei war es vor allem am Anfang nicht immer leicht, die Investoren zu überzeugen: „Ich glaube, die Wagniskapitalgeber hatten Angst vor der Komplexität unseres Geschäftsmodells“, sagte Foley im vergangenen Jahr gegenüber dem Handelsblatt. Schließlich wollte er nicht einfach ein bestehendes Rad nutzen und einen Bildschirm draufsetzen, sondern die Technologie stärker verknüpfen und Streamingkurse anbieten. Er wollte außerdem die Räder selbst herstellen und von eigenen Mitarbeitern ausliefern lassen.
„Die Venture-Capital-Geber haben gefragt: Was ist der Markt für ein 2000-Dollar-Stehfahrrad? Und wir haben geantwortet: Wir verkaufen kein Fahrrad, sondern ein Erlebnis mit einem enormen Wert“, sagte Foley. Da er die Risikokapitalgeber damit nicht überzeugen konnte, wandte er sich an die Crowdfunding-Gemeinde. Mithilfe eines Videos mit dem Prototyp sammelte er auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter 2013 knapp 300.000 Dollar ein.
Jetzt aber muss Foley keine Wagniskapitalgeber überzeugen, sondern vor allem seine Kunden. Er muss ihnen vermitteln, dass seine Geräte sicher sind und keine tödliche Gefahr für ihre Angehörigen und Tiere darstellen.
Ron Josey von JP Morgan ist zuversichtlich, dass ihm das gelingen kann: Bei den Problemen mit den Laufbändern handele es sich um „eine Pause“ und nicht um einen nachhaltigen Rückschlag. Der Rückruf der Laufbänder sei „offensichtlich kein großartiges Ergebnis“, sagt er. Die Nachfrage und die Gemeinschaft, die Foley unter seinen Peloton-Fans geschaffen habe, sei schwer zu kopieren.
„Wir glauben, dass die meisten Kunden ihr Gerät nicht wirklich zurückbringen“, erklärt Josey. „Wir glauben, dass die Mehrheit es an einem relativ sicheren Ort zu Hause platziert hat.“
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